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Kirche in WDR 4 | 08.04.2020 | 08:55 Uhr
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Autorin: Guten Morgen!
In diesen Tagen blühen nicht nur Osterglocken, Tulpen und Traubenhyazinthen auf. Nein, auch die Kreativen in der Kirche. Da gibt’s die dollsten Sachen. Vom Gottesdienst in der Brötchentüte, über Kindergottesdienst mit Carlos dem Kamel auf YouTube bis hin zu Podcasts wie „Gott und Klopapier“. Alle erzählen Geschichten: Von Gott und Alltag.
O-Ton 1 Pfarrerin Claudia Posche: „[…] Eure Mails […] sende ich […] an Menschen, die nicht direkt hier vor Ort sind. Zum Beispiel […] auch an meinen Sohn, der auf der Intensivstation in der Essener Uniklinik als Famulant tätig ist. Er ist sehr begeistert! Zitat: ‚ sehr schöne Aktion!‘“
Autorin: Diese „schöne Aktion“ hat Pfarrerin Claudia Posche vom Altenberger Dom angezettelt. Und ich mache ehrenamtlich mit. Wir schreiben. E-Mails an die Gemeinde. Jeden Tag. Kirche ist systemrelevant heißt es. Okay, wir entwickeln keinen Impfstoff gegen COVID19 im Pfarrerinnenkeller und wir produzieren auch kein Toilettenpapier. Aber wir tun was für’s Herz. Wenn ich die E-Mails meiner Kollegin lese, denke ich: Wie gut sie das kann: Freude schenken, Hoffnungsschimmer sein. Ob sie weiß, wie wichtig sie mir ist und wie wichtig ihre Worte für mein ängstlich-pochendes Herz sind? Die Gemeinde weiß es; so scheint‘s. Worte teilen. Das kommt gut an:
O-Ton 2 Pfarrerin Claudia Posche: „[…] Gut, dass es in dieser strapaziösen Zeit Eure […] Texte gibt. Sie zu lesen ist in meinem hektischen Alltag […] grade der richtige Weg zur Entschleunigung und zur Besinnung. […]“
Autorin: Claudia Posche schreibt vom Buddeln im Pfarrerinnengarten und vom Träumen im Pfarrerinnenbett. Davon, dass sie ins Himmelblau des Himmels hinein singt. Davon, dass sie ihre Sorgen in ihren Träumen verarbeitet und am Morgen auch nicht immer so genau weiß, wo ihr der Kopf steht. Sie schreibt: „Wir sind ja alle keine Superhelden. Wir haben unser menschliches Maß, das empfindsame Herz und unsere verwundbaren Körper.“
O-Ton 3 Pfarrerin Claudia Posche: „[…] Danke für die wunderbaren Briefe aus Altenberg […]. Bei den vielen […] „Inputs“ – […] kommt immer ein ganzer Schwall von schönen Erinnerungen hoch. Wundervoll und beflügelnd! […] Natürlich vermissen wir unsere Lieben sehr, aber wir reden oder schreiben ganz oft über WhatsApp oder FaceTime, […]“
Autorin: „Wundervoll und beflügelnd!“ Claudia Posche hat die Aktion ins Leben gerufen, weil sie zeigen will: „Ich bin, wir sind für Euch hier vor Ort da!“ Gerade weil fast jeder und jede in diesen Zeiten etwas vermisst – Enkelkinderradau und Abendmahlsgemeinschaft – gibt es jeden Morgen Worte per Mail. Und Punkt 19:30 Uhr wird eine Kerze angezündet. – Wenn es geht, im Dom.
Gutes Gefühl, dass Claudia Posche für mich mitbetet. Manchmal muss Gott aber auch bei ihr raten, was los ist. Dann ist sie ganz still. Und schreibt davon am nächsten Tag. Dass ihr die Worte fehlten, für all das Leid. Zum Beispiel in den Flüchtlingslagern auf Lesbos. Und dann tut es ihr gut, in einer Antwortmail zu lesen:
O-Ton 4 Pfarrerin Claudia Posche: […] Wenn wir abends auf die Terrasse gehen, hören wir […] die Domglocken. Auch ich zünde dann eine Kerze […] an. […] Ein tröstendes Ritual. […]“
Autorin: Dass Sie tröstende Rituale für sich entdecken und Worte füreinander haben, die Sie teilen können und die Ihnen Mut machen, das wünsche ich Ihnen.
Autorin: Gottes Segen und bleiben Sie gesund, Ihre Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel aus Odenthal.