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Sonntagskirche | 04.10.2020 | 08:55 Uhr

Erntedank - Ein Fest gegen menschlichen Machbarkeitswahn

Erntedank? Von wegen! Der Text, den ich kürzlich entdeckt habe, ist eine Anklage.

Der deutsche Humanist Paulus Niavis (Paul Schneevogel) hat ihn vor 500 Jahren verfasst – in einer Zeit, als der Bergbau in Deutschland expandierte. In seiner Schrift „Das Urteil des Jupiters“ erhebt die Erde Anklage gegen die Menschheit. Tränenüberströmt, bleich, mit Kopfwunden und zerrissenem grünen Gewand erscheint sie vor dem Gerichtshof. Der Mensch wird begleitet von Zwergen, die mit Bergbauattributen ausgestattet sind. Gott Merkur erklärt als Ankläger, die menschliche Metallgewinnung verletzte die göttlichen Reservate. Der Mensch begnüge sich nicht mit den Früchten der Erde, sondern zerstöre die Erde. - Der Mensch verteidigt sich kess: Er sei kein Muttermörder, allenfalls nur ein Stiefmuttermörder, denn die Erde verberge stiefmütterlich und geizig ihr kostbarstes Gut, obgleich alle wüssten, dass alles nur zum Nutzen des Menschen geschaffen sei.

Der Urteilsspruch lautet schließlich:

Es ist die Bestimmung der Menschen, dass sie die Berge durchwühlen; sie müssen Erzgruben anlegen, sie müssen die Felder bebauen und Handel treiben. Dabei müssen sie bei der Erde Anstoß erregen, müssen das (bessere) Wissen vernachlässigen ... und unter den Wasserläufen nach Erzen suchen. Dennoch aber wird ihr Leib schließlich von der Erde verschlungen und durch böse Wetter erstickt; er wird vergiftet vom Wein, befallen von Hunger, unwissend dessen bleibend, was sein Bestes ist: Diese und viele andere Gefahren sind das Los und die Bestimmung des Menschen.*

Warum ich diesen Text so spannend finde? Hier stoßen bereits vor 500 Jahren zwei Deutungsmuster von „Natur“ aufeinander. Traditionell ist die Natur Gottes Schöpfungswerk. Dagegen steht die damals aufkeimende, neue Interpretation: Sie sieht in der Natur eine Herausforderung, die mit Hilfe von Verstand und Technik unterworfen werden muss.

Seit jener Zeit ist die hemmungslose Ausbeutung der Natur die Regel. Und erst vor 30 Jahren ist die Einsicht gewachsen, dass auch der Mensch und die Kultur Teil der Natur sind. Seitdem hat sich viel getan in Sachen Naturschutz und Ökologie. Auf eben diesem Hintergrund tut eine Rückbesinnung auf die Abhängigkeit von der Natur gut. Der Machbarkeitswahn kann nicht Prinzip des Umgangs mit der Natur sein. Der Widerstand ökologisch denkender Menschen, die die Natur erhalten wollen, ist richtig.

Fortschritt darf den Menschen nicht betriebsblind machen: Wir selbst bleiben Teil der Natur und der Schöpfung, selbst wenn wir in die Natur eingreifen. Und für mich spricht aus dieser Rückbesinnung auch das Gefühl des Dankes gegenüber etwas Größerem als dem Menschenmöglichen. Das Erntedankfest ist deshalb ein Fest gegen den menschlichen Machbarkeitswahn, ein Gradmesser für das kollektive Bewusstsein des Geschaffenseins. Erntedank feiert die Relation zwischen Gott und dem Menschen.

Wer glaubt, sich niemandem mehr verdanken zu müssen, der braucht kein Erntedankfest mehr. Den stellen auch Erfolgsbilanzen zum Jahresende zufrieden.

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