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Sonntagskirche | 15.11.2020 | 08:55 Uhr

Das Lied der Freiheit

Guten Morgen.

Es muss vor ungefähr 200 Jahren gewesen sein,

dass Araminta Ross geboren ist.


Mit ihren Eltern und acht Geschwistern lebt sie

auf einer Plantage in Maryland

und arbeitet bereits als Kind auf den Feldern mit.

Die Arbeit ist hart, das Essen knapp und der Umgang rau.

Sie wird oft geschlagen.


Das Singen hält sie und die Ihren am Leben.

Hält alte Geschichten von Hoffnung hoch,

mitten in tiefster Nacht.


1844 heiratet sie John Tubman, einen freien Schwarzen,

doch ihr Leben wird nicht besser,

und sie entschließt sich, in die Nordstaaten zu fliehen,

wo die Sklaverei bereits abgeschafft ist.


Um auf der Flucht nicht so leicht identifiziert werden zu können,

gibt sie sich einen anderen Namen, den ihrer Mutter: Harriet.

In einer Septembernacht im Jahr 1849 bricht sie auf nach Philadelphia.

Die Sterne leuchten ihr den Weg in die Freiheit.

Und: gastfreundliche Häuser,

die sie daran erkennt, dass Lichter auf den Fensterbänken stehen

und Teppiche aus den Fenstern hängen.

Dort findet sie Unterschlupf auf ihrem mühsamen Weg.

Dort kommt ihr müdes Herz neu zu Kräften,

und ihre Träume bekommen wieder Beine.


Angekommen in der Freiheit,

kehrt Harriet Tubman von nun an immer wieder zurück in den Süden,

um ihrer Familie und hunderten weiterer Menschen

ebenfalls in die Freiheit zu verhelfen.


Wieder wird gesungen. Wieder um die Hoffnung hochzuhalten.

Das Träumen nicht zu verlernen.

Und: um Informationen rund um die Flucht zu verschlüsseln.

Routen, Hindernisse, Tipps, Menschen werden in die Lieder eingebaut,

so auch in das Lied „Go down, Moses“ – Moses ist der Codename von Harriet Tubman.


Und immer dann, wenn wieder Menschen in die Freiheit aufbrechen,

singen sie: „Swing low, sweet chariot“.

Eine geheime Anweisung,

als blinde Passagier*innen auf Kutschen aufzuspringen,

„Coming for to carry me home“,

um sich nach Hause bringen zu lassen,

in den Norden,

in die Freiheit.


Heute am Volkstrauertag denke ich an all jene,

denen das Träumen vergangen ist, und das Singen,

An all jene, deren Leben zum Alptraum geworden ist,

an die Heimatlosen.

Ich denke an über 40 Millionen Menschen,

die heute weltweit in Sklaverei leben.

Und an unseren, meinen Lebensstil,

der dies zum Teil mit zu verantworten hat.


Ich denke an eine Harriet Tubman von vor 200 Jahren,

und an all jene, die Lichter in die Fenster ihrer Häuser stellten.

Wie das Leben einiger

Vielen zum Licht wurde

auf dem Weg in ein würdevolleres Leben.


Sie erinnern mich an einen von vor 2000 Jahren.

‚Licht‘ wurde auch er genannt,

herbeigesehnt von Menschen in Bedrängnis,

unter der Last ungerechter Systeme,

in Armut und auf der Flucht.


Und dann kam er,

als einer von ihnen,

einer von uns, als Kind,

hinein in unsere Nacht, in unsere Ställe und Systeme,

auf Augenhöhe, ins Leben.

Um seins zu teilen, mitzuweinen,

durchzuwachen, rüberzulieben,

hinein in einen neuen Morgen.


‚Gott mit uns‘ wird er seit jeher genannt,

und ‚Weg‘,

und ‚Morgenstern‘,

einer, der sich in dunkelster Nacht solidarisiert, aufleuchtet,

Menschen hilft, wieder einen Weg zu sehen,

und Schritte zu gehen,

bis endlich ein neuer Tag anbricht.


Noch in tiefster Nacht

und heute am Volkstrauertag

stellen Menschen

deswegen Lichter auf.

Und singen Lieder.

Lieder, die die Nacht betrauern.

Und sich dennoch trauen.

Zu träumen.


Von einem neuen Morgen,

einem anderen Weg.

Dass die Welt eine andere wird,

eines Tages allen ein Zuhause wird:


„(…) coming for to carry me home.“


© Text: In Anlehnung an Stephanie Brall et al, Lichtungen - Adventskalender 2021. bene! Verlag. Nr. 4251693998761.


Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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