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Sonntagskirche | 29.11.2020 | 08:55 Uhr

Von Eseln und Brücken

Guten Morgen.


Erster Advent.

Bewegte Zeiten heute,

bewegte Zeiten damals,

als es zum ersten Mal Advent wurde

in unserer Welt, vor über 2.000 Jahren.


Damals wollte Kaiser Augustus die Menschen in seinem Reich zählen lassen.

Um herauszufinden, wie viele Steuern, wie viel Geld ihm vermeintlich zustand.

Deswegen mussten alle dorthin reisen, wo sie geboren waren.

Unter ihnen waren auch eine schwangere junge Frau und ihr Verlobter,

auf dem Weg von Nazareth nach Bethlehem, rund 130 Kilometer bergauf bergab,

so lang wie von Berlin zur Ostsee.


Vielleicht wurde die junge Frau dabei von einem Esel getragen.

Die Maler*innen und Krippenbauer*innen späterer Zeiten haben ihr

zumindest häufig einen an die Seite gestellt,

auf dem Weg nach Bethlehem und später dann im Stall

und auch als die Familie kurz nach Jesu Geburt fliehen musste.


Am Ende seines Lebens

soll Jesus der biblischen Erzählung zufolge

dann tatsächlich von einem Esel getragen worden sein –

bei seinem Einzug in Jerusalem an Palmsonntag,

kurz vor seinem Tod.


Nicht auf einem imposanten Streitross

schien er also zeit seines Lebens unterwegs gewesen zu sein,

sondern auf einem Esel.

Einem Tier, das für Einfachheit und Tragestärke steht.

Das bekannt ist dafür,

dass es Gewalt nicht mit Gewalt beantwortet.


Fühlt sich ein Esel allerdings ungerecht behandelt

oder wittert er Gefahr, dann bleibt er stehen.

Das wird ihm oft als Starrsinn ausgelegt.

In Wirklichkeit aber ist es der Situation angemessen und klug.


So meiden Esel zum Beispiel Gewässer.

Der Grund: Wegen der spiegelnden Wasseroberfläche

können sie nicht einschätzen wie tief das Wasser ist.

Deswegen baute man den Lasttieren

früher kleine Brücken.


Wie die sprichwörtlichen Eselsbrücken

bedeutete der Brückenbau zunächst einen kleinen Aufwand,

der aber dann schneller zum Ziel führte.


Wie bewege ich mich durch diesen Advent?

Eher auf einem Streitross mit Kutsche?

Oder lasse ich mich mit einem Esel sehen?

Fahre ich mächtig auf oder nehme ich andere mit?

Und: Bleibe ich auch mal stehen?

Oder gar sitzen?


Ich denke an eine Schwarze Frau,

die sich an einem ersten Dezember vor 65 Jahren weigerte,

ihren Sitzplatz im Bus fu?r einen weißen Fahrgast freizugeben.

Sie blieb sitzen, obwohl es die Regeln anders vorgaben.


Ihre anschließende Verhaftung löste in ihrer Stadt Montgomery in Alabama

einen monatelangen Boykott öffentlicher Verkehrsmittel aus.

Nahezu die gesamte Schwarze Bevölkerung machte mit.

Einer von ihnen war Martin Luther King.

Um nicht Bus fahren zu müssen,

ritten die Menschen sogar auf Mauleseln

und nutzten Eselskarren als Fortbewegungsmittel.


Mit Erfolg:

Nach ungefähr einem Jahr gewaltfreien Widerstands

durften People of Color

ihren Sitzplatz endlich frei wählen.


Und alles begann damit,

dass eine Person sitzen blieb:

Rosa Parks.


Wofür bleibe ich sitzen?

Wofür stehe ich auf?

Ist es Zeit, umzusatteln?


Eselsbrücken zu bauen,

aufeinander zu,

neue Wege zu gehen?


Ich denke an Etty Hillesum,

eine niederländische jüdische Intellektuelle.

Am 30. November vor 77 Jahren ist sie im KZ Auschwitz verstorben.

Sie sagte einmal:


“Wahrhaftig,

mein Leben ist ein langes Lauschen

auf mich selbst

und auf andere

und auf Gott.” (1)


Lauschen lernen,

das möchte ich

in diesem Advent ganz neu:


auf mich,

auf andere

und auf Gott;


auf Jesus, von dem gesagt wird,

dass er sich zeit seines Lebens

auf einem Esel fortbewegte.


Einen gesegneten Ersten Advent.



(1) Etty Hillesum: Das denkende Herz der Baracke. Die Tagebücher 1941-1943. Herder, Freiburg i. Br. 1983.


© Text: In Anlehnung an Stephanie Brall et al, Lichtungen: Adventskalender 2020. bene! Verlag. 1.12./15.12. Nr. 4260308357497.


Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze



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