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Sonntagskirche | 20.12.2020 | 08:55 Uhr
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Macht hoch die Tür
Musik: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit… es kommt der Herr der Herrlichkeit,“ Interpretin: Katrin Block-Koloss/ Organistin der Ev. Stadt-Kirchengemeinde Marl (Eigenproduktion), Text (nach Psalm 24,7-10): Georg Weissel (1623) 1642, Melodie: Halle 1704
Autorin: Was für ein Lied nach diesem Jahr! „Macht hoch die Tür!“ - wo wir doch alle Türen so gut es ging geschlossen halten sollten. Jedes Jahr im Advent wird „Macht hoch die Tür“ in allen christlichen Kirchen gesungen. Im evangelischen Gesangbuch steht es ganz vorne, es ist der Türöffner für jeden noch folgenden Ton. Das Lied erzählt davon, wem wir da überhaupt die Tür hoch und das Tor weit machen sollen:
Musik: …ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich….
Autorin: Gott kommt in die Welt. König, Heiland, Schöpfer dieser Welt. Ein wortwörtlicher hoher Gast. Darum braucht er hohe und große Türen. Darum sind Kirchen und ihre Tore groß und hoch gebaut, damit er quasi auch genug Platz hat. Damit die Welt die Größe Gottes erkennen kann und sich bereit macht für sein Geschenk.
Musik: … der Heil und Leben mit sich bringt, derhalben jauchzt mit Freuden singt, gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.
Autorin: Mit Freuden singen… Gott loben. In diesem Jahr durften wir in der Kirche nicht singen. Zu gefährlich. Wir feierten Gottesdienste mit wenigen – auf Abstand - oder mussten die Kirchen ganz schließen. Die großen Tore - dieses Jahr nur einen Spalt breit offen.
Und jetzt? Muss Gott jetzt draußen bleiben, weil er ja nicht gerade der Typ für Abstand ist? Bekommt der Heilige Geist dieses Jahr Hausverbot, weil frei schwebende Dinge doch eher böse sind?
„Findet Weihnachten statt?“ War die große Frage der vergangenen Wochen. Groß die Sorge, dass die Heilige Nacht dieses Jahr eine wahrlich sehr stille Nacht werden könnte.
Für mich war die Sorge um die Heilige Nacht allerdings nie besonders groß. Keine Frage: Natürlich findet Weihnachten statt! Natürlich kommt Gott in diese Welt; das Kind wird auch in diesem Jahr in der Krippe liegen - auch, wenn wir nur auf Abstand oder gar alleine drumherum sitzen dürfen. Gerade dann kommt Gott doch in diese Welt. Und er braucht gar nicht sooo große Türen…
Musik: Komm, oh mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist.
Autorin: Ich stelle mir vor, dass Gott uns schon finden wird. Etwa so wie die Post auf Costa Rica ihre Empfänger findet: Dort gibt es keine Straßennamen und keine Haustüren. Auf den Briefumschlägen steht in etwa: Das Haus mit der rosa Wand gegenüber vom Kiosk. Neulich sah ich einen Bericht, in dem der Postbote stolz erzählte, dass er bisher noch jede Adresse gefunden hat. So stelle ich mir Gott in einem Jahr vor, in dem wir Türen klein und geschlossen halten müssen und vielleicht auch einsam dahinter sitzen. Er wird uns finden. Es wird Weihnachten. Gott sei Dank.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und ein frohes Fest!
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze