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Sonntagskirche | 31.01.2021 | 08:55 Uhr
Eine Tüte voll Licht
Gestern habe ich mal wieder eine Riesentüte Teelichter
gekauft, so eine 100er- Packung mit je 4 Stunden Brenndauer. Also 400 Stunden
Kerzenlicht für etwa 6 Euro. Eine gute Investition, finde ich. Da ich jeden
Abend wenigstens zwei Kerzengläser und hin und wieder ein Teestövchen damit
bestücke, hält dieser Vorrat etwa eineinhalb Monate. Wahrscheinlich nur vier
Wochen. Jetzt werden vielleicht einige Mario Barth Fans grinsend mit
Kennerblick die Augen verdrehen und so etwas sagen wie „Ja ja, Frauen und ihre Deko…“,
aber mal ehrlich- ihr habt es doch auch gerne schön, oder? Na also. Und
Romantik und Kerzenschimmer sollte man echt nicht unterschätzen, jeder weiß
hoffentlich, wovon ich rede. Außerdem ist es, obwohl der so lang erscheinende
Januar heute endlich seinen letzten Tag hat, am Morgen und am Abend immer noch
ganz schön düster und der ersehnte Frühling unendlich weit weg. Und manchmal
können bei dieser langanhaltenden Dunkelheit auch die Gedanken ganz schön
dunkel und schwer werden, da tut ein kleines Licht (oder zwei) einfach
gut.
Passenderweise dazu gibt es in der nächsten Woche ein Fest, das das so wichtige Licht im Namen hat. Am 2. Februar feiert die katholische Kirche „Maria Lichtmess“, einer der nicht mehr so besonders geläufigen Gedenktage im traditionellen Kalender. Früher endete hier erst die Weihnachtszeit, es wurden Kerzen für das ganze Jahr gesegnet und noch mal festlich „O du fröhliche“ gesungen. Dann erst wurde der nadelnde Tannenbaum aus der Stube geworfen. Auch ein Lichtblick!
Ein Lichtfest in einer Zeit, in der einem die lange
Dunkelheit und das Mistwetter so richtig zum Halse raushängen, ein feierlicher
Weihnachtsnachschlag. Als „Weihnachtsgeschichte Teil 2- wie es weiter ging“-
hören wir in der Bibel, wie Josef und Maria den kleinen Jesus 40 Tage nach
seiner Geburt im Tempel den Priestern vorstellen, das war damals so üblich.
Zwei alte und kranke Leute, die sich ständig dort aufhielten, freuten sich
unglaublich über die Begegnung mit der jungen Familie und wurden mit Hoffnung
und Helligkeit erfüllt. „Meine Augen haben endlich das Licht gesehen“, so
ungefähr sagte der greise Simeon. Und genau das brauche ich in dieser Zeit
auch: Hoffnung, Begegnung und Helligkeit. Schauen wir uns doch mal um: Die
Weihnachtsdeko ist schon lange weg, Frühlingsdeko will noch nicht passen, und
für diese Übergangszeit scheint es außer Leere und schlauen Detox- und
Aufräumtipps auch nichts zu geben. Eine karge Aussicht, oder?
Bis zum Frühling dauert es noch, und der
Winter zeigt sich gerne noch ein paarmal von seiner echt unangenehmen Seite. Da
nehme ich gerne dieses alte Fest zum Anlass, greife in meine frisch gekaufte
Riesen-Teelicht-Tüte und zünde Kerzen an. Wie hat der Heilige Franz von Assisi
gesagt? „Gegen die Nacht können wir nicht ankämpfen, aber wir können ein Licht
anzünden.“
In diesem Sinne: Lassen es leuchten! Es geht aufwärts, ganz bestimmt.