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Kirche in WDR 4 | 12.03.2014 | 08:55 Uhr
Wünsche
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
für die katholische Kirche in Deutschland ist dieser Mittwoch ein bedeutender Tag. Denn heute wählen die 66 Mitglieder der Bischofskonferenz ihren neuen Vorsitzenden - hier in Münster, wo ich zu Hause bin. Der wird zwar weder kleiner Papst sein noch Super-Bischof. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz hat nicht einmal soviel Macht wie ein Partei-Chef. Aber er ist in der öffentlichen Wahrnehmung zweifelsohne das Gesicht und die Stimme der katholischen Kirche in Deutschland.
Also lässt diese Wahl mich, 80 Journalistenkollegen vor Ort und vermutlich viele andere nicht teilnahmslos, denen die Gemeinschaft katholischer Christinnen und Christen am Herzen liegt. Erstmals haben sich die Bischöfe vor dem Urnengang einen intensiven Beratungsprozess gegönnt. Das finde ich gut - denn das deutet darauf hin, dass sie die Entscheidung nicht einem Machtpoker zwischen diesen und jenen Fraktionen überlassen. Dafür spricht auch, dass es allem Vernehmen nach keinen echten Favoriten gibt.
Natürlich - wahlberechtigt sind nur die Mitglieder der Bischofskonferenz. Also bin ich, der weder Bischof noch sonstwie geweiht ist, weit entfernt von einem Mitspracherecht. Und doch meine ich, aus Verantwortung als Getaufter und Gesendeter Wünsche äußern zu dürfen, was den neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz angeht. Also denn ...
Nicht, dass er ein geistlicher Mensch sei, fromm und gottesfürchtig, demütig und unaufgeregt, alle Menschen ehrend - das wird ohnehin von jedem Bischof erwartet. Eine Selbstverständlichkeit. Aber dass er in seiner Art zu leiten, zu sprechen, zu moderieren geistreich sei, uneitel, verständlich und liebevoll - das wünsche ich mir schon.
Nicht, dass er die Kirche liebt, Christus, den Papst, seine bischöflichen Mitbrüder, Priester und Laien, Konservative und Progressive, Laue und Engagierte, die Sicheren und die Zweifler - das wird ohnehin von jedem Bischof erwartet. Eine Selbstverständlichkeit. Aber dass er die Kirche als bunte, geeinte, engagierte Vielfalt selbstbewusst und überzeugend in die Gesellschaft hinein repräsentiert, als Gemeinschaft, von der man merkt: die geben uns allen was - das wünsche ich mir schon.
Nicht, dass er das Evangelium verkündet, gelegen, ungelegen, stets belebend, dass er es den Menschen kenntnisreich nahebringt in einer Sprache, die Herz und Hirn anzusprechen und die Füße in Bewegung zu bringen versteht - das wird ohnehin von jedem Bischof erwartet. Eine Selbstverständlichkeit. Aber dass er auch in hitzigen Talkrunden und sperrigen Interviews, vor Politikern und Künstlern, Gläubigen und Ungläubigen so spricht, dass ihn möglichst viele verstehen und ans Nachdenken kommen - das wünsche ich mir schon.
Liebe Hörerinnen und Hörer, mitten in Münster wird dieser neue Vorsitzende der Bischofskonferenz heute gewählt. Im geschützten, bollwerkartigen Priesterseminar zwar - aber doch mitten in der Stadt. – vis a vis des Doms. Davor ein kleiner Durchgang, vor dem sich so mancher bücken muss, dann ein Café, daneben der Sitz des Regierungspräsidenten, auf der anderen Seite das Landesmuseum. Und heute ist auch noch Markt. Da müssen die Bischöfe durch, zum Gottesdienst im Dom und wieder zurück in ihre Beratungen. Das finde ich gut. Sicher kein Spießrutenlauf, aber doch eine kleine Pilgerei übers westfälisch-grobe Kopfsteinpflaster dieser Zeit und Welt. Das dürfte Erdung geben.
„Chut choan“, sagt man hier bei uns in Münster. „Lass es dir gut gehen, lass es gut gehen!“ - Mit diesem Wunsch, fast ein Gebet, für Sie und für die Bischöfe verabschiede ich mich für heute. Ihr Markus Nolte aus Münster.