Führe uns nicht in Versuchung

Zuletzt hab ich hier im März gesprochen, bei Kirche in WDR (2 | 4). Oft kommt das nicht vor, aber manchmal melden sich Hörerinnen und Hörer dann bei mir, weil sie sich entweder ganz schrecklich über den Inhalt aufregen oder weil er ihnen gefallen hat. Offenbar habe ich mit einem meiner letzten Radiobeiträge bei Christel aus Krefeld genau ins Schwarze getroffen. Sie hat sich bei mir gemeldet und wir haben dann mehrfach miteinander telefoniert und uns geschrieben. Irgendwann sagte sie mir: „Ich komme mit einer Bitte aus dem Vaterunser nicht klar.“ Sie meint die Aussage „… und führe uns nicht in Versuchung.“ Der Gedanke, dass Gott sie überhaupt in eine Versuchung führen wollen könnte, passt nicht in ihren Glauben. In meinen auch nicht. Und deswegen mache ich diesen Beitrag gerne mal zu diesem „Hörer-Wunsch-Thema“. Der Gott, an den ich glaube, hat kein Interesse daran, uns in Situationen zu führen oder zu manövrieren, wo wir in eine Falle tappen könnten oder die – wie auch immer – nicht gut für uns sind. Wenn ich bete „Führe uns nicht in Versuchung“, dann denke ich eher das: Gott – lass dich und deine Liebe bitte spürbar werden, so dass die Versuchung: die Angst, die Zweifel und die Selbstzweifel „Wer bin ich denn schon?!“ keine Chance mehr haben. „Sondern erlöse uns von dem Bösen.“ Befreie uns von dem Bösen in uns: Befreie uns von der Angst, zu kurz zu kommen, denn die hindert uns nur daran, anderen Vorteile gönnen zu können. Befreie uns von der Angst, so - wie wir sind - nicht gut genug zu sein. Denn, um diese Angst zu betäuben, werden wir nur arrogant und wünschen uns oft, was Besseres zu sein. Nimm uns diese Angst, damit wir uns trauen können, uns auf Augenhöhe zu begegnen. Lass deine Liebe spürbar werden, denn die zieht jeder Versuchung den Boden unter den Füßen weg.