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Kirche in WDR 4 | 16.09.2021 | 08:55 Uhr
Was du bekämpfst, das stärkst du
In Afrika gibt es den Stamm der „Bemba“.
Ich hab da neulich eine Doku über diesen Stamm gesehen.
Die Bemba glauben, dass jeder
Mensch gut ist und ein gutes Wesen hat, wenn er auf die Welt kommt.
Und ja – genau das glaube ich auch. Niemand wird als Verbrecher geboren.
Wenn nun jemand aus dem Volk der Bemba irgendetwas Schlimmes gemacht hat, das einen anderen massiv verletzt oder gedemütigt hat, dann starten die Bemba ein ganz bemerkenswertes Ritual:
Sie nehmen den, der sich verletzend oder sonst irgendwie destruktiv verhalten hat, in ihre Mitte und sagen ihm zwei Tage lang (!), was er bislang alles Gutes gemacht hat.
Und die Bemba werden offenbar gute Erfahrungen mit ihrer Strategie machen, sonst würden sie so ein Ritual wohl nicht anwenden.
Als ich diese Doku gesehen habe, ging mir halt direkt durch den Kopf, wie wir in unserer Gesellschaft mit denen umgehen, die sich unsozial verhalten haben und was unsere Verurteilungen und Bestrafungen als Reaktionen bei den Menschen wohl auslösen.
Ich will ganz bestimmt nicht die Gefängnisse abschaffen. Es gibt Menschen, vor denen die Gesellschaft ganz einfach geschützt werden muss. Aber ich frage mich auch, was die Menschen, die in unseren Gefängnissen sitzen, wohl erlebt haben, sodass sie so werden konnten, wie sie wurden und ob eine Haftstrafe aus einem Menschen wirklich einen besseren Menschen machen kann?!
Und ich glaube auch, dass an diesem Satz was dran ist: Das, was du verurteilst und bekämpfst, das stärkst du. Und genau das machen die Bemba eben nicht. Die bekämpfen nicht das Schlechte, sondern die stärken bewusst das Gute, weil sie glauben, dass das Gute da ist und in uns ursprünglich ist.