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Kirche in WDR 4 | 06.11.2021 | 08:55 Uhr

barmherzig

Guten Morgen.

Es gibt ein Wort, das will mein Sprachprogramm partout nicht schreiben. Einmal steht das Wort ganz kurz vor meinen Augen, doch dann setzt die Autokorrektur ein. Und wieder steht da: „warmherzig“. Auch schön. Aber das ist nicht mein Wort. Mein Wort ist: „barmherzig“. Ich muss es schließlich doch mit dem Finger tippen.

So ergeht es der Barmherzigkeit. Sie braucht nicht nur den Mund, sie braucht die tatkräftige Hand. Und sie ist mehr als ein dahingesagtes Wort. Viel mehr.


Gott ist barmherzig. Seid es auch! sagt Jesus.

Christen sollen und können barmherzig sein. Mit der Barmherzigkeit steht und fällt alles. Alles. Kein Glaube, kein Christentum, keine Kirche, ohne Barmherzigkeit. Wie sollte das anders sein, da Gott barmherzig ist.


Gott ist barmherzig. Seid es auch! Das hat Jesus gepredigt. Ach was, er hat sich den Mund darüber fusselig geredet, in Geschichten wie der vom Samariter, der den Krepierenden vom Wegesrand aufliest. Barmherzigkeit hat das Handeln von Jesus bestimmt, wenn er den Soldaten aus Feindesvolk mit dem kranken Kind gesehen und ihm geholfen hat oder dem stinkenden Aussätzigen. Barmherzigkeit hat Jesus die Geduld gegeben auszuhalten, dass ein Freund ihn verleugnet und der andere ihn ausliefert und alle ihn aus Furcht verlassen.


Jesus hat die Barmherzigkeit nicht erfunden. Barmherzigkeit ist nicht das so genannte Alleinstellungsmerkmal des Christentums. Mit diesem antijudaistischen Quatsch muss mal Schluss sein. Der Jude Jesus erinnert daran, was selbstverständlich ist, wenn man Psalmen singt und in den Tempel geht. Es muss halt immer wieder daran erinnert werden. Denn barmherzig zu sein ist überhaupt nicht selbstverständlich. Man kann das Evangelium von der Barmherzigkeit sehr unbarmherzig verkünden.


Barmherzigkeit, diese Durchlässigkeit, die das Elend zu Herzen gehen lässt, diese Großzügigkeit, die fünfe gerade sein lässt, dieses Mitleid, das dem Erbärmlichen unbedingt helfen will – ich glaube, dass sie zu dem ganz Kindlichen und Menschlichen und Spontanen in uns zählt. Und das macht es uns leicht, ihr nachzugeben. Nur dieser Kampf um Selbstbehauptung, den ich dauernd ausfechten möchte, der macht es mir schwer, barmherzig zu sein. Barmherzigkeit hat immer etwas damit zu tun, nicht sich selbst, sondern den erbärmlichen Mitmenschen zur Hauptsache zu machen.

Und, klar, das kostet Selbstüberwindung. Nehmen wir nur den blutenden, stöhnenden Menschen, der da liegt und vom barmherzigen Samariter gerettet wird.


Und noch eine Erfahrung mit dem Barmherzigsein: Man gibt dem Hungrigen zu essen. Und irgendwann fragt man: Woher kommt der Hunger? Man gibt dem Durstigen zu trinken. Und irgendwann fragt man: Warum ist die Wasserversorgung privatisiert? Wer ist dafür verantwortlich? Muss das so bleiben? Wie geht es anders? Man fängt an gegen die Ursachen aufzubegehren. Nicht weil man Glaube und Politik nicht auseinanderhalten kann. Nein, weil sich Barmherzigkeit eben nicht von selbst buchstabiert. Man muss mit dem Finger drauf tippen und Widerstände überwinden. Denn: Gott ist barmherzig. Wir können es auch sein.


Einen gesegneten Tag wünscht Ihnen Pfarrerin Silke Niemeyer aus Münster.



Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze




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