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Kirche in WDR 4 | 16.11.2021 | 08:55 Uhr

Vor dem Spiegel

Guten Morgen!

Und haben Sie’s schon hinter sich heute – oder liegen Sie noch? Dann kommt er gleich: der Blick in den Spiegel. Unvermeidlich morgens beim Zähneputzen, Schminken, Rasieren, bevor man sein Gesicht der Öffentlichkeit zeigt.

Meist sehe ich mich mechanisch und ganz kurz nur an, auf der Suche nach Spuren von Zahncreme und Bartwuchs, Routine am Morgen, mehr nicht, halb noch im Tran.

Mitunter aber, vielleicht nicht gleich in der Frühe, mitunter schaue ich genauer. Trete mir selbst gegenüber, blicke mir mutig in die Augen. Und lande auch bei dem, was dahinter liegt. Bei meinem Inneren.

Kennen Sie das? Trauen Sie sich?

Was mich betrifft: Der tiefere Blick in den Spiegel fällt mir nicht so leicht. Und mindestens gemischte Gefühle lauern hinter dem Gesicht da gegenüber.

Was nichts mit Falten und Frisur zu tun hat. Da kann man tricksen.

Aber dem Menschen hinter der Hülle, dem mache ich ja nichts vor.

Wie steht es so mit mir und meinem Leben? Was treibt mich um? Was treibt mich an? Was schleppe ich mit mir herum? Was ist in Ordnung da drin? Und was durcheinander – oder gar kaputt? Was halte ich von mir – und was ist wirklich von mir zu halten?

Natürlich: Ich kann mir noch so lange kritisch in die Augen schauen – es sind immer mehr Fragen als Antworten. Und in vielem bleibt der Mensch sich immer ein Rätsel.

Fest steht: Anders als in schlechten Spielfilmen sieht man im Spiegel nicht sogleich, ob man den Guten oder Bösen zuzurechnen ist. Von Heiligen und Schwerverbrechern abgesehen ist und bleibt die Lage kompliziert.

„Wollen habe ich wohl – aber das Gute vollbringen kann ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.“ Schreibt der Apostel Paulus schon vor 2000 Jahren. Und weiter: „Wenn ich aber tue, was ich nicht will, so tue nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt.“ (1)

Da ist was dran. Da ist was in mir, das mitregiert.


Denn der mich da im Spiegel ansieht, hat sich ja nicht selbst erfunden. Ich bin nicht der Anfang der Geschichte, nicht mal meiner eigenen. War nie ein weißes Blatt. Paulus wusste nichts von Evolution, Psychologie, Soziologie oder gar Hirnforschung. Von all dem, was uns heute zeigt: Wir kommen einen weiten Weg. In uns wohnt vieles, was lange vor uns begonnen hat. Und was uns in der Tiefe prägt. Ob wir wollen oder nicht.

Der da im Spiegel ist mindestens gut UND böse. Und tausend Dinge mehr. Kann friedlich sein. Oder schäumen vor Wut. Kann liebevoll sein. Und andere böse verletzen. Kann sich kümmern und für andere sorgen. Oder morgen alle aus dem Blick verlieren.

Die Bibel erzählt vom guten Anfang des Menschen. Und ein paar Seiten weiter vom Katastrophengeschöpf, das Gott hintergeht und den eigenen Bruder umbringt. Himmelsgeschöpf und Katastrophenwesen - das zieht sich dann durch. Auch durch Sie und mich. Ein Blick in den Spiegel genügt.

Und was tut Gott? Weiß das alles. Viel besser noch als ich vorm Spiegel. Und spricht mich jeden Morgen frei.


Ihr Ulf Schlüter, Bielefeld.


Quellen:

(1) Die Bibel, Römer 7,18f.




Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze




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