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Kirche in WDR 4 | 14.07.2022 | 08:55 Uhr

Wie lange noch

Guten Morgen,

bei einer Schiffskatastrophe gibt es nur einen Überlebenden. Er rettet sich auf eine unbewohnte Insel. Dort baut er eine kleine Hütte und fristet einsam und voller Ängste sein Leben. „Gott, schick mir Hilfe!“ betet er. Doch nichts passiert. Monate vergehen. Eines Tages ist er auf der Suche nach Nahrung und sieht Rauch aufsteigen. Entsetzt stellt er fest, dass seine Hütte brennt. Da fällt er in allertiefste Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, wirft sich in den Sand und weint. Zornig klagt er Gott an: „Ist das deine Antwort auf meinen Glauben an deine Güte?“ Doch plötzlich taucht am Horizont ein Schiff auf, das ein Boot aussetzt und ihn an Bord holt. Überglücklich fragt er den Kapitän: „Wie haben Sie bloß gewusst, dass ich auf dieser Insel bin?“ „Das ist ganz einfach zu erklären“, erwidert dieser. „Wir haben Ihre Rauchzeichen gesehen.“

In dem verzweifelten Gesicht des Überlebenden erkenne ich viele andere Überlebende von unzähligen Katastrophen dieser Erde. Heute jährt sich die Flutkatastrophe des vergangenen Jahres. Welche Verzweiflung lag und liegt bis heute in den Gesichtern der Menschen: Sie haben Nachbarn oder Angehörige ertrinken sehen, Hab und Gut verloren. Ihre Tränen, Resignation und Hoffnungslosigkeit bewegen mich tief. Im Gespräch mit einer Notfallseelsorgerin klagt ein Mann vor den Trümmern seines Hauses: „Warum lässt Gott so etwas zu?“
Ich selbst kenne diese Frage auch nur allzu gut. Da passiert mir etwas - völlig unerwartet und ich hadere mit Gott, finde das ungerecht.

Doch plötzlich spüre ich, dass Menschen um mich herum „Rauchzeichen“ bemerkt haben. Da fragt mich plötzlich ein sonst eher distanzierter Nachbar danach, wie es mir geht. Und ob er mir irgendwie behilflich sein kann. Und ich erlebe dankbar, dass jemand mir zuhört, mich zu verstehen sucht, Mitgefühl zeigt und sogar ein Stück mit-leidet. Und viele Menschen im Ahrtal und an den anderen Flutorten haben es auch erlebt: Wie viele haben sich dorthin von überall aus dem Land auf den Weg gemacht, um mit anzupacken, überflutete Häuser wieder bewohnbar zu machen, Kleidung, Werkzeug und Nahrung zu bringen.

In einem gesungenen Gebet der Bibel, dem Psalm 13, wendet sich auch ein Mann in seinem Leid an Gott (1).

Er fühlt sich von Gott verlassen. „Gott, wie lange noch willst du mich so ganz vergessen?“, (1) klagt er. Die Dauer der Schmerzen, des Leides können richtig fertigmachen. Doch dann macht auch dieser Psalmbeter eine unverhoffte Erfahrung. Seine „Rauchzeichen“ werden erkannt, und er setzt seiner Seele ein Stoppschild auf und sagt: „Ich traue aber darauf, dass du, Gott, so gnädig bist; mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst.“ (2) Und der Mann fasst einen Entschluss: „Ich höre jetzt auf, mir den Kopf zu zerbrechen. Ich überlasse mich Gott.“ Die Umstände des Mannes haben sich nicht gleich nach seiner Klage verändert. Doch in dem Psalm kann ich nachlesen, wie sich nach einer Zeit sein Stimmungsbild wandelt – wie lange das gedauert hat, wissen wir nicht. Aber der Mann wandelt sich vom Klagenden zum Singenden, vom Verzagenden zum Gefassten. Vielleicht geht das immer mal wieder hin und her. Wenn auch Sie gerade in einer Krise stecken und die Tage zählen, bis sie endlich vorbei ist, dann machen Sie vielleicht Psalm 13 zu Ihrem persönlichen Gebet.

Das wünscht Ihnen Prädikant Werner Brück aus Remscheid.


Quellen:

(1) Die Bibel, Luther 2017, Psalm 13,2

(2) Die Bibel, Luther 2017, Psalm 13,6a



Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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