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Sonntagskirche | 07.08.2022 | 08:55 Uhr
Aus Holz geschnitzt
Heute wird’s hier in der Sonntagskirche etwas holzig. Und für mich macht
das total Sinn. Denn:
Sonntags habe ich endlich Zeit kreativ zu werden.
Basteln, Malen, Töpfern, Nähen…kommt alles vor an einem kreativen
Sonntag.
Mein größtes Kreativprojekt war unser Esstisch. Der ist aus Holz, massiv und sollte eigentlich auf den Sperrmüll. Als ich ihn gefunden habe, brauchte es etwas Phantasie um sein Potential zu erkennen, ziemlich abgetanzt, verschrammt und fleckig sah er aus. Erst einmal habe ich ihn abgeschliffen, stundenlang, erst grob dann fein. Irgendwann war er so schön glatt und die Flecken waren abgeschliffen. Dann habe ich den alten Esstisch geölt und was soll ich sagen? Er sieht aus wie neu! Ich bin ganz schön stolz auf das schicke Teil.
Sowieso bin ich Holz-Fan.
Ich finde, dass
Holz einem Raum Wärme verleiht und damit meine ich jetzt nicht das Holz um den
Kamin zu befeuern. Am liebsten mag ich Holz, das nicht so ganz eben ist, wo man
die Maserung schön sieht, vielleicht auch Astlöcher. Aus Holz lassen sich nicht
nur Möbel bauen, sondern auch Sportgeräte: Bögen zum Bogenschießen zum
Beispiel. Übrigens auch eines meiner Hobbys. Auch
Instrumente kann man aus Holz bauen. Das ist eine echte Kunst und
da bin ich dann raus. Trotz meiner vielfältigen Hobbys: Musik machen, das kann
ich nicht, da lieg ich immer zielsicher neben dem Beat. Aber ich höre gerne
Musik und den Klang von Holzinstrumenten, den mag ich mehr als den von
Instrumenten aus Metall. Auch hier finde ich, dass der Klang Wärme ausstrahlt.
Und dann
gibt es da eine
Redensart zu diesem
tollen Werkstoff, der mit uns
Menschen zu tun hat. Man spricht davon
„Aus welchem Holz jemand wohl geschnitzt ist“. Damit ist gemeint,
wie sein Charakter ist. Jemand, der aus gutem Holz geschnitzt ist, hat demnach
einen guten Charakter.
Für mich ist klar: Wir alle sind aus Holz geschnitzt und nicht aus Metall, denn wir alle können Wärme in die Welt bringen, vielleicht indem wir trösten, oder unsere Hilfe anbieten, ein gutes Wort für jemanden haben oder auch einfach zuhören.
Was ist ein gutes
Holz? Ich denke erst einmal eines, das nicht sofort bricht, wenn es belastet
wird, das
etwas aushält. Ein gutes Holz ist nicht vom Holzwurm durchsetzt,
hat einen stabilen Kern. Und dann frage ich mich, was macht meinen Kern aus.
Was gibt mir selber Stabilität. Meine Werte, mein Glaube, meine Haltung zum
Leben, all das gehört zu dem Holz, auf dem ich geschnitzt bin. Wie
pfleglich gehe ich damit um?
Was müsste mal neu geölt werden, so wie mein alter Esstisch? Müsste ich nicht mal
nachschauen, wo sich Flecken, unschöne Gewohnheiten eingeschlichen haben, die ich
abschleifen sollte? Was könnte mal wieder einen Anstrich gebrauchen, eine Erneuerung?
Welche Gewohnheiten vernachlässige ich, lasse sie selbstverständlich werden und
dabei sind sie vielleicht mit der Zeit ein bisschen verwittert?
Und ich
überlege mir, wo ich in
meinem Leben vielleicht mehr Flexibilität benötige? Wo bin ich vielleicht hart
und unnachgiebig wie Eichenholz und könnte mich ein bisschen biegsamer zeigen,
wie der Ast einer Weide? Jeder Baum entwickelt mit der Zeit Jahresringe, die
sein Holz prägen. Auch ich habe solche Maserungen, eingeprägte Erlebnisse und
Erfahrungen. Über manche von ihnen sind weitere Jahresringe gewachsen.
Und das ist doch das Schöne:
Wir sind lebendig, nicht aus Metall oder in Beton gegossen.
Wir sind keine starren Formen und schon gar nicht gleich. Wir
entwickeln uns einzigartig und
können uns immer wieder verändern.
Ich glaube
ich muss mir immer mal wieder die Frage stellen:
Aus welchem Holz bist Du geschnitzt? Wieviel Wärme bringst Du in diese Welt ohne Dich zu verfeuern, ohne auszubrennen. Wo und
wie zeigst Du der Welt aus welchem Holz du geschnitzt bist?
Soweit meine holzigen Gedanken an diesem
Sonntag….Jetzt geht’s ans Werkeln.