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Kirche in WDR 4 | 08.11.2022 | 08:55 Uhr
Das Wunder von Lengede
Wunder sind selten.Ich weiß gar nicht, ob ich schon mal eines erlebt habe. Aber vor knapp 60 Jahren geschah ein Wunder in Deutschland. Dabei hatte niemand auch nur an dieses Wunder geglaubt, als am Anfang November 1963 eine Trauerfeier geplant war – für verschüttete Bergleute. Was war zuvor passiert?
Ein Wassereinbruch hatte Ende Oktober einen Stollen in Lengede bei Salzgitter überflutet und 129 Kumpel verschüttet. Das alles liest sich wie ein Krimi: Die genauen Umstände, die Rettungsarbeiten, das ungeheure Glück, dass am Ende 100 Männer dieses Unglück überlebten... aber auch die Trauer darüber, dass 29 Menschen ihr Leben verloren.
Trotz der Toten Bergleute bleibt diese Geschichte als das Wunder von Lengede in Erinnerung. Warum?
8 Tage nach dem Unglück sind 89 Bergleute gerettet und die noch Vermissten werden für tot erklärt. Niemand weiß damals, dass sich zu dem Zeitpunkt elf Männer in einen alten Hohlraum unter Tage gerettet haben. In völliger Dunkelheit heißt es für die Kumpels: Ausharren. Ihre Grubenlampen sind schon lange leer. Der Sauerstoff wird knapp und knapper, Steinschläge erschweren die Situation. Alle leiden unter Hunger, Durst und Hoffnungslosigkeit. Einige Kumpel sind tot. Was für eine Vorstellung...
Und dann gibt es aber Bergleute über Tage, die nicht aufhören wollen, nach ihren vermissten Kollegen zu suchen. Ihrem Eifer ist es zu verdanken, dass am 7. November eine letzte Rettungsbohrung durchgeführt wird. Und die trifft – ist es göttliche Fügung? - genau die richtige Stelle, an der die elf Kumpel ausharren. Alle können gerettet werden, 14 Tage nach dem Unglück. - Das Wunder von Lengede ist geboren, und das live vor Fernsehkameras.
Ein Wunder? Ja man kann es so nennen. Aber für mich ist es vor allem die Beharrlichkeit der Kumpel, die über Tage bis zuletzt alles versucht haben, um ihre Kollegen zu retten. Trotz Müdigkeit und Verzweiflung haben sie nicht die Hoffnung aufgegeben an eine Rettung zu glauben. Sich bis zur totalen Erschöpfung eingesetzt haben... Ein Wir-Gefühl, bei dem es mir wirklich warm ums Herz wird. Ein Zusammenhalten. Ein für den Anderen Einstehen. Ein: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst...“ Nächstenliebe im besten Sinn und beeindruckend in jeder Hinsicht! An diese Wunder will ich gerne glauben.