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Kirche in WDR 4 | 07.03.2023 | 08:55 Uhr

Inflation

Guten Morgen!

In letzter Zeit denke ich immer öfter an meine Oma. Sie ist schon vor über vierzig Jahren gestorben. Aber bei manchen Stichworten kommt es mir vor, als säße ich jetzt neben ihr. Das Wort „Inflation“ gehört dazu. Sie hat oft Angst gehabt, dass wieder einmal eine Inflation kommen könnte. Sie hat es selbst erlebt: 1923.


Meine Oma ist als Kind in einer Bäckerei aufgewachsen. Ein Brötchen gibt es damals für drei Pfennig. Und dann kommt 1923 die Inflation. Das Geld ist fast nichts mehr wert. Und das Brötchen kostet plötzlich Milliarden.

Die Chefs zahlen den Leuten damals sofort den Lohn aus und geben ihnen frei, damit sie wenigstens noch etwas Essbares dafür kaufen können. Stündlich verliert das Geld an Wert.

„Nein, Oma, sowas kann nicht mehr vorkommen.“, habe ich immer gesagt. Und war dankbar, wenn sie mir ein Fünf-Markstück in die Hand gedrückt hat. So viele Brötchen wie man dafür in meiner Kindheit bekommen konnte, hätte ich gar nicht essen können.


Das Vertrauen in die harte Währung erschien in den siebziger Jahren unerschütterlich. Aber der Oma konnte ich diese Angst vor einer erneuten Inflation nie nehmen. Sie sagte: „Ich habe zwei Weltkriege erlebt, und dazwischen die Inflation.“


Die Worte „Inflation“ und „Krieg“ machen mir heute Sorgen. Zeiten wie sie meine Oma durchmachte, möchte ich nicht erleben.

Ich vertraue den Verantwortlichen in den Parlamenten, dass sie gemeinsam die richtigen Entscheidungen treffen. Wissend: Sie können auch Fehler machen.


Sprecherin: „Verlasst euch nicht auf Leute, die Macht und Einfluss haben! Sie sind auch nur Menschen und können euch nicht helfen.“ (1)


Autor: Heißt es in einem Gebet in der Bibel. Das klingt sehr nach den Sorgen meiner Oma. Menschen machen Fehler, und können nicht immer alles im Griff haben. Und auch die härteste Währung ist von den Menschen abhängig, die dafür die Regeln aufstellen.


Als vor hundert Jahren der Wert des Geldes verfiel, verloren auch menschliche Gefühle und Haltungen in schneller Geschwindigkeit an Wert. Der Journalist Sebastian Haffner beschreibt das in seinen Erinnerungen:


Sprecherin: „Typisch folgten Liebesaffären einem extrem schnellen Lauf ohne Umwege. Die Jungen, die in jenen Jahren lieben lernten, übersprangen die Romantik und umarmten den Zynismus.“ (2)


Autor: Vielen erschien diese Zeit als menschenverachtend. Damals wurde deutlich, dass irdische Werte nicht ausreichen, um als Mensch verantwortlich zu leben. Das ist zwar hundert Jahre her, doch die Herausforderungen an uns haben sich kaum geändert: Was soll ich tun? - Den Kopf in den Sand zu stecken, ist keine Lösung. Jesus gibt diesen Rat:


Sprecherin: „Sammelt keine Schätze hier auf der Erde… Sammelt lieber Schätze bei Gott. Dort werden sie nicht von Motten und Rost zerfressen und können auch nicht von Einbrechern gestohlen werden. Denn euer Herz wird immer dort sein, wo ihr eure Schätze habt.“ (3)


Autor: Für mich heißt das: Macht euch nicht von äußeren Dingen abhängig. Die sind vergänglich – so oder so. Sucht die inneren Werte. Wenn ihr euer Herz an einen Menschen verschenkt, dann habt Geduld. Verletzt niemanden mit eurer Ungeduld. Öffnet euer Herz für alle, die Hilfe brauchen. Habt Respekt vor Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Gewalt sind. Und schafft Möglichkeiten für alle, die sich keine warme Wohnung mehr leisten können.

Schenkt menschliche Wärme, damit in den Herzen sich keine Kälte ausbreitet.


Einen guten Tag wünscht Ihnen, Pfarrer Michael Nitzke aus Dortmund.



Quellen:

(1) Die Bibel. Psalm 146,3 (Übersetzung: Gute Nachricht Bibel 2018).

(2) Sebastian Haffner, Geschichte eines Deutschen, Die Erinnerungen 1914-1933, Stuttgart/München 2000,
Seite 57-58.

(3) Die Bibel. Matthäus 6,19a.20-21 (Übersetzung: Gute Nachricht Bibel 2018).



Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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