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Kirche in WDR 4 | 04.03.2023 | 08:55 Uhr
Kinoverkündigung
„Das fängt immer damit an, dass ich so ein lautes Klirren höre und dann denke ich immer an die Vase, die ich mal als Kind kaputt gemacht habe. – Hallo, sind Sie noch da? Warum verschreiben Sie mir nicht einfach irgendwas? – Ihr Problem liegt ganz woanders. – Wo denn? Ich will nur schlafen!“
Die Psychotherapeutin Ina meint es wirklich gut mit ihren Patienten und kümmert sich auch noch um das kleinste seelische Zipperlein. Doch damit nicht genug - zu Hause warten die nächsten Fälle - mit ihrer Tochter Elli und ihrem Freund Reto, dem Stiefvater von Elli.
„Ich gehe auch nicht in dein Zimmer und uriniere auf dein Billie-Eilish-Poster! – Ah, das ist also deine heimliche Fantasie! Er ist nicht mein Vater! Da heben wir aber nochmal Glück gehabt! Fick dich!“
Es ist einer dieser Horrortage, von denen der Film „Alle wollen geliebt werden“ ab nächster Woche im Kino erzählt. Es ist das Langfilmdebut der Regisseurin Katharina Woll, für den sie mit Florian Plumeyer gemeinsam das Drehbuch geschrieben hat. Der Tag begleitet Psychotherapeutin Ina durch einen Wust aus Menschen, die alle immer nur etwas von Ina wollen, ohne etwas zurückzugeben. Dazu gehört auch ihre Mutter
„Gut, dass ich dich gleich am Hörer habe! Willst du deine Mutter an ihrem 70. Geburtstag etwa im Stich lassen?“
Bei der Geburtstagsfeier im elterlichen Haus am Abend kommt dann alles zusammen: Stress, dauernde Wünsche und Eitelkeiten. Bis da etwas explodiert.
[Schrei]
Es gibt sie, diese Kümmerer – und es gibt ebenso jene, die sich nicht vorstellen können, dass andere Menschen auch eigene Wünsche haben könnten. Das führt schnell zu emotionaler Ausbeutung, was nicht selten dazu führt, dass vor allem die unglücklich werden, die es eigentlich allen recht machen wollen.
Dass Menschen die Wünsche anderer so leichtfertig übergehen, hat noch nicht einmal immer etwas mit bösem Willen zu tun. Jeder hat eine innere To-Do-Liste, Termine und Vorstellungen. Da kann es passieren, dass man nur um sich selbst kreist und gar nicht wahrnimmt, dass es da ja auch noch andere Leute gibt. Es hilft, aufzublicken aus dem eigenen Universum, gezielt auf andere zu schauen, nachzudenken, bevor man den nächsten Wunsch, die nächste Idee formuliert – ob man da nicht wieder jemanden übergeht, den man ja eigentlich mit im Boot haben will. Nicht nur als Ruderer, sondern als Mitreisender.