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Kirche in WDR 4 | 12.04.2023 | 08:55 Uhr
Heile Welt
Düzen Tekkal kämpft gemeinsam mit ihrer Schwester für die Rechte dieser Menschen. Und ihre Schwester ist es auch, die sie immer wieder daran erinnert, dass sie beide auch „hier ist die Welt noch in Ordnung“ – Zeiten und – Orte brauchen. Und in diesen Tagen, die ja noch ganz von Ostern geprägt sind, da denke ich dabei auch an Jesus und seine Freunde. Auch sie haben ja viel Elend mitansehen und selbst durchstehen müssen. Politisch – sie litten unter der Besatzung der Römer. Es fehlte an Geld, an Rechten, an Freiheit. Und auch ganz persönlich. Rund um dieses erste Osterfest haben sie wieder einmal erlebt, dass sie keine Übermenschen sind. Dass ihr Glaube an Grenzen stößt, wenn ihnen eine erzählt, sie habe Jesus lebendig gesehen, der doch am Kreuz zu Tode gekommen ist. Petrus hat sich selbst beim Lügen ertappt, als er aus Angst leugnete, diesen Jesus überhaupt gekannt zu haben. Und überhaupt: Die meisten von seinen Freunden waren am Kreuz nicht dabei. Sie waren viel zu enttäuscht darüber, wie das alles gelaufen ist. Den großen Triumpf wollten sie feiern, stattdessen mussten sie das große Scheitern erleben. Mit all dem muss man erstmal klarkommen. Petrus kommt damit nicht klar und macht das, was er schon immer gut konnte. „Ich geh fischen“ sagt er seinen Freunden und macht sich auf.
Und letztlich ist das genau das, was Düzen Tekkal meint und was auch ich gut kenne: Manchmal wird es einem zu viel. Die Nachrichten sind voll von Angst und Schrecken und auch die ganz persönliche Lage ist ja echt nicht durchgehend rosig.
Da ist es gut, seine Orte zu kennen, die daran erinnern, dass es auch ziemlich viel Heiles in dieser Welt gibt. Als Düzen Tekkal in dem Podcast gefragt wird, wo sie das denn erfährt, da sagt sie „Zuhause, mit meiner Familie, mit Freunden.“
Jesus selbst hat das nicht anders gemacht: Diese Bewegung aus Rückzug in die Stille, ins Vertraute und dann wieder rausgehen, um die Welt zu einer besseren zu machen – die zieht sich auch immer wieder durch seine Lebensgeschichte.
Und dazu möchte ich Ihnen – und auch mir selbst - an diesem Ostermittwoch ein bisschen Mut machen: Immer mal die Herausforderungen draußen lassen und wahrnehmen, was auch wirklich gut ist in dieser Welt und in unserem Leben. Um dann aber auch wieder mutig rausgehen, damit diese Welt eine würdigere, eine heilere wird – für alle, die auf ihr leben. Und dieses Engagement kann ja ganz unterschiedlich aussehen. Manche gehen laut nach vorne – als Politiker*in oder als Aktivist*in, um sich lautstark einzusetzen. Etliche Menschen engagagieren sich ehrenamtlich auf ganz unterschiedliche Weise und bewirken damit so Wichtiges, oft im Stillen. Wieder andere stellen einfach einen Stuhl mit nem Schild auf den Bürgersteig: „Diesen Stuhl bitte stehen lassen. Er ist für eine alte Frau aus der Nachbarschaft, die hier immer Pause macht auf dem Weg zum Supermarkt und zurück.“ So gesehen irgendwo in Berlin. Auch so können gute Nachrichten aussehen.
