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Sonntagskirche | 30.04.2023 | 08:55 Uhr

Durch einen Spiegel

Guten Morgen!

Prinzessin Momo wohnt hoch über der Welt auf einem schneebedeckten Berggipfel in einem Schloss aus buntem Glas. Sie hat alles, was sie sich nur wünschen kann. Aber: All die Pracht um sie ist nicht echt – es sind nur Spiegelbilder:

Sie schickt ihren Zauberspiegel los, jeden Morgen – und der bringt ihr die Bilder von Dienerinnen, Katzen oder Blumen, mit denen sie sich gern umgibt. Alles wunderschön, nichts davon echt, nichts davon wahrhaftig. Sie ist einsam.


Dies Märchen steht im Buch Momo von Michael Ende. Sie müssen es ganz dringend einmal selbst nachlesen – es ist wunderschön und endet tröstlich.


Eine Prinzessin, die nur von Spiegelbildern umgeben lebt – nichts um sie ist wirklich, echt, wahrhaftig. Und natürlich muss sie ihren Glaspalast verlassen – auf der Suche nach dem echten Leben, auf der Suche nach der wahren Liebe.


Also, ich lebe in keinem bunt-schillernden Palast – aber ich zaubere trotzdem manches Bild und umgebe mich damit: Ich schaffe das Bild der ausgeglichenen Mutter, die Arbeit und Familie in perfekter work-life-balance in der Hand hat. Oder ich zaubere mich hin als starke Trösterin, wenn andere mich so brauchen. Bei Bedarf verwandle ich mich in eine charmante Person, die ihr Ziel anstrebt – oder auch eine taffe Person, die für ihr Ziel mit Argumenten kämpft und sich nicht unterkriegen lässt.


Das machen erwachsene Menschen so: Wir zeigen ein Bild von uns. Und das muss auch manchmal so sein – wie sollten wir unser Leben leben mit Wutanfällen wie Kleinkinder oder mit Heulausbrüchen wie in der Pubertät? Es macht schon Sinn, dass wir uns zusammenreißen, dass wir unser Leben in die Hand nehmen.


Und doch - manchmal wünschte ich mir, es wäre so, wie im Märchen – ich sehne mich danach, dass es anders ist:


Nicht ich reiße mich zusammen, sondern jemand kommt und sieht all die Scherben in meinem Leben. Jemand anderes nimmt meine Bruchstücke und macht sie heil.

Nicht ich nehme mein Leben in die Hand, sondern ich lasse mich fallen – und jemand anderes trägt mein Leben in seiner Hand.

Manchmal wünsche ich mir das. In diesen Momenten, in denen ich mich einsam fühle.

Im Märchen vom Zauberspiegel kommt die Wendung dadurch, dass das Bild von Prinzessin Momo anfängt zu weinen. Und die Tränen bringen erst alles durcheinander – und dann zum guten Ende.


Vielleicht gehört es eben doch zu einem echten und wahrhaftigen Leben, auch mal meine Tränen zuzulassen. Vielleicht nützt es am Ende doch keinem und am wenigsten mir selbst, wenn ich mich immer zusammenreiße und mir und anderen vormache, dass ich alles in der Hand habe. Vielleicht ist es nötig, dass ich mich traue, zu schweigen – damit ich hören kann:


Ich bin GOTT: Ich kenne Dich. Ich liebe Dich. Ich halte Dich.


Seien Sie gut behütet.


Quellen: Michael Ende, Momo oder die seltsame Geschichte von den Zeitdieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte. Ein Märchen-Roman, Stuttgart 2021, S. 52-58.



Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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