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Sonntagskirche | 06.08.2023 | 08:55 Uhr

Liebe als Zumutung

Guten Morgen!

Bei einem Geburtstagsbesuch sagte er zu mir: „Ich könnte dich umbringen!“ Ich weiß nicht mehr, was ihn damals so sehr gegen mich aufgebracht hatte. Aber ich werde diesen Satz nie vergessen. Vor allem die Art, wie er ihn gesagt hat und wie stechend seine Augen dabei waren: „Ich könnte dich umbringen!“

Er gehörte als Christ zur Gemeinde und drohte mir hier offen mit Mord. Wir konnten die Sache nie klären.

Damals blieb mir nichts anderes übrig, als auf Distanz zu gehen.

Daran muss ich denken, als ich die Sätze aus der Bergpredigt Jesu in der Bibel lese: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: ` Du sollst deinen Nächsten lieben` und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder Gottes seid eures Vaters im Himmel.“ (Matthäus 5,43-45 – Lutherbibel 2017)“

Was Jesus hier in seiner Bergpredigt sagt, ist eine ganz schöne Zumutung. Ich tue mich schwer damit. An diesen Worten misst sich mein Glaube. Aber ich weiß es schon jetzt: So einfach wie Jesus das sagt, war das nie mit der Feindesliebe. So leicht ist das auch jetzt nicht und wird es wahrscheinlich niemals werden.

Oder doch? In der Zeitschrift einer Krankenkasse lese ich mit Erstaunen: „Es liegt durchaus in der Macht eines vernünftigen und friedfertigen Menschen, aggressive Neigungen zu bändigen.“ (1)

Mag sein, dass das hier und da gelingt. Aber ich bin sicher: Mit Appellen und Aufforderungen zum Gewaltverzicht allein ist es nicht getan. Liebe kann man schließlich auch nicht befehlen, die Feindesliebe schon gar nicht. Das Böse im Menschen. Missverständnisse und Gier. Machtstreben oder Nationalismus, Ungerechtigkeit oder der nackte Kampf ums Überleben. Die Gründe für Gewalt sind vielfältig.

Seit über einem Jahr herrscht in der Ukraine Krieg. Und nach wie vor stehen sich Menschen in Syrien und an vielen anderen Orten der Welt feindselig gegenüber.

Kann man diesen Menschen so ein Jesuswort zumuten? Wie muss dieses „Liebt eure Feinde“ auf sie wirken? Angesichts des unsäglichen Leids erscheint das Wort aus der Bergpredigt Jesu wie eine völlig weltfremde Utopie. Hätte Jesus der Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine zugestimmt, frage ich mich? Wann und wie kann dieser absolut sinnlose, brutale Krieg enden?

Die Worte Jesu dürfen nicht zu einem billigen Harmoniegerede verkommen, das zu jedem Unrecht schweigt und sich nicht einmischt, wenn die Ungerechtigkeit zum Himmel stinkt. Wir dürfen dieses Wort der Feindesliebe nicht gegen die Wahrheit ausspielen. Wahrheit und Liebe gehören zusammen! Zur Wahrheit und zur Liebe sind wir aufgerufen. Die Antwort auf die aktuelle Situation muss jede und jeder für sich finden: Sie kann Pazifismus heißen. Sie kann aber auch so lauten, die der Theologe und Pfarrer Dietrich Bonhoeffer für sich gefunden hat: Er hat sich aktiv dem Regime des Dritten Reiches widersetzt und das Attentat auf Hitler mit geplant. Dem Rad selbst in die Speichen fallen, war sein Leitsatz. Die Liebe, zu der ich als Christ gerufen bin, ist eine schwere Arbeit: Nein zu sagen zu den bösen Taten und Ja zu sagen zu den Menschen.



Quellen:

(1) Die Barmer, Nr. 2/1984, Seite 62.



Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze


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