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Kirche in WDR 4 | 29.06.2023 | 08:55 Uhr
Peter und Paul
Guten Morgen.
Für heute, 29. Juni, gibt es Bauernregeln: „Ist es schön an Peter und Paul, füllt’s uns die Taschen und das Maul.“ Heißt es für die Bauern. Peter und Paul - das sind die christlichen Apostel Petrus und Paulus. An einem 29. Juni Mitte des 3. Jahrhunderts sollen die sterblichen Überreste der beiden Apostel in Rom gemeinsam in der Sebastian Katakombe bestattet worden sein. Eigentlich hatte der damalige Kaiser Valerian den christlichen Glauben verboten. Dazu gehörte auch die Verehrung der sterblichen Überreste der beiden Apostel. Aber die Christinnen und Christen sorgten dafür, dass die nicht gefunden wurden; man bestattete sie heimlich – zunächst eben gemeinsam.
So kommen an diesem Peter- und Paul-Tag zwei Personen zusammen, die es sich in ihrem irdischen Leben nicht leicht gemacht haben – und die es auch miteinander nicht leicht hatten. Der eine, Petrus gehört zu den ersten Jüngern Jesu. Er wird bald der Sprecher dieses besonderen Kreises, und er wird in der ersten Christengemeinde in Jerusalem eine herausragende Stellung innehaben. Dort hat er sich an die jüdisch-stämmigen Leute aus seinem Umfeld gehalten und ihnen Jesus von Nazareth als ihren Messias verkündigt. Als er schließlich nach Rom kommt, soll er dort ebenfalls eine besondere Rolle gespielt haben. Er wird als erster Bischof von Rom bezeichnet und gilt somit als erster Papst. Für die katholischen Christen ist er damit eine der ganz entscheidenden Personen in ihrer Tradition.
Ganz anders ist die Geschichte bei Paulus verlaufen. Zunächst verfolgt er die Mitglieder der christlichen Gemeinden. Dann hat er eine ganz eigene Begegnung mit dem auferstandenen Jesus. Es braucht einige Zeit bis er verstanden hat, was dieses Treffen für ihn bedeutet: nämlich - es gibt nichts, was Gott davon abhalten kann, sich den Menschen zuzuwenden. Nicht einmal die härteste Gegnerschaft kann das verhindern. Jesus, der Sohn Gottes, lebt das. Ihm folgt Paulus jetzt nach und wird zum wichtigsten Missionar der ersten Christenheit und er wendet sich an alle Menschen.
Petrus und Paulus – sie sind sich wenigstens zweimal in ihrem Leben begegnet. Das erste Mal in Jerusalem. Da haben sie sich gut verstanden. Das zweite Mal in Antiochien, der Heimat von Paulus. Dort ist es zu einem handfesten Streit darüber gekommen, wie verbindlich die jüdischen Traditionen für den Glauben an Jesus als Retter und Erlöser der Welt sind. Sehr verbindlich - meint Petrus. Ganz und gar nicht – behauptet Paulus. Ob und wenn ja, wie - die beiden sich noch einmal versöhnt haben - das ist nicht überliefert. Aber gut 200 Jahre später, in der Zeit der Christen-Verfolgung unter Kaiser Valerian, haben Leute aus den christlichen Gemeinden dafür gesorgt, dass die Reliquien von Petrus und Paulus zusammenbleiben konnten. Diese beiden so unterschiedlichen Personen in der Kirche, die sich streiten und widersprechen – sie gehören am Ende doch zusammen. Weil sie ein gemeinsames Anliegen haben: Jesus als den zu bezeugen, der nicht aus dieser Welt zu schaffen ist. Er ist und bleibt lebendig. Nicht zuletzt durch die, die ihm nachfolgen und entscheidende Weichenstellungen für die Welt geben.
Vielleicht haben die alten Bauernregeln das im Sinn – heute, an diesem Gedenk-Tag gibt es etwas ganz Wichtiges, Entscheidendes wahrzunehmen.
Einen guten Peter- und Paul-Tag wünscht Ihnen,
Eberhard Helling aus Lübbecke.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze