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Kirche in WDR 4 | 10.08.2023 | 08:55 Uhr
Geprägt sein!
Guten Morgen.
Es gibt eine Legende über den berühmten Erfinder Thomas Alva Edison, die mich sehr anrührt. Eines Tages kommt der zehnjährige Thomas Edison von der Schule nach Hause und gibt seiner Mutter einen Brief. Dabei sagt er: „Mein Lehrer hat mir diesen Brief gegeben und sagte mir, ich soll ihn nur meiner Mutter zu lesen geben.“ Die Mutter – selbst Lehrerin - liest den Brief. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Dann liest sie ihm den Brief laut vor: „Ihr Sohn ist ein Genie. Diese Schule ist zu klein für ihn und hat keine Lehrer, die gut genug sind, ihn angemessen zu fördern. Bitte unterrichten Sie ihn selbst!“ Viele Jahre nach dem Tod seiner Mutter – Edison ist inzwischen einer der größten Erfinder des Jahrhunderts – da blättert er eines Tages in alten Familienunterlagen. Plötzlich stößt er in einer Schreibtischschublade auf ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Er nimmt und öffnet es. Auf dem Blatt steht geschrieben: „Ihr Sohn ist geistig behindert. Wir können ihn hier in der Schule nicht unterrichten.“ Daraufhin weint Edison stundenlang. Und dann schreibt er in sein Tagebuch: „Thomas Alva Edison war ein geistig behindertes Kind. Durch eine heldenhafte Mutter wurde er zum größten Genie des Jahrhunderts“.
Als Vater von fünf Kindern hat mich diese Legende der Lebensgeschichte von Thomas Edison zutiefst berührt. Auf jeden Fall stimmt, dass Thomas Edison eine Hörbehinderung hatte und das damalige Schulsystem mit ihm nicht umgehen konnte. Durch den Einsatz der Mutter von Edison hat sich sein weiteres Leben radikal verändert. Wie wir als Eltern unseren Kindern begegnen – es wird ihr Leben prägen. Meiner Frau und mir war es von Beginn an so wichtig, unsere Kinder stark zu machen, ihre Chancen und Potentiale zu erkennen, sie zu fordern und sie zu fördern. Sie sollten liebesfähig werden, um jetzt als inzwischen Erwachsene Verzeihen und Vergeben zu können. Und dies in wertschätzender Beziehung zu sich selbst, zu ihren eigenen Partnern und Kindern und auch zu Gott. Längst habe ich meine Kinder loslassen und abgeben müssen. Ich mache mir immer wieder aufs Neue klar, dass sie mir nur für eine bestimmte Zeit „geliehen“ wurden. Und dass ich nur in dieser Zeitspanne mein Leben in sie investieren konnte. Und es war uns als Eltern ebenfalls stets ganz wichtig, sie täglich dem Segen Gottes anzubefehlen. Als eine musikalische Familie haben wir gemeinsam gerne das Lied eines guten Freundes unserer Familie gesungen, dem christlichen Liedermacher Manfred Siebald: „Gut, dass wir einander haben, gut, dass wir einander sehn. Sorgen, Freuden, Kräfte teilen und auf einem Wege gehn. Gut, dass wir nicht uns nur haben, dass der Kreis sich niemals schließt. Und dass Gott, von dem wir reden, hier in unsrer Mitte ist. Keiner widerspricht nur immer, keiner passt sich immer an. Und wir lernen wie man streiten und sich dennoch lieben kann“.
Ihr Prädikant Werner Brück aus Remscheid.
Quellen:
Legende leicht geändert zitiert nach: https://open-mind-akademie.de/hochbegabung-geistig-behindert-oder-ein-genie/
(abgerufen am 25.01.23)
https://www.youtube.com/watch?v=SyUBBoWn5X4 (abgerufen am 03.07.23)
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze