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Kirche in WDR 4 | 20.07.2023 | 08:55 Uhr

Wenn jeder an sich selbst denkt…

Ich stehe an der Haltestelle und warte auf den Bus. Es ist spät, dunkel und nasskalt. Neben mir ein alter Mann, der sich auf einen Rollator stützt. Und ein junger Kerl. Student, vermute ich, weil in seinem Rucksack erkennbar jede Menge Bücher stecken. Wir warten also. Aber der Bus kommt nicht. Irgendwann wird mir auch klar, warum das so ist: Die Busfahrer streiken. Hatte ich auch von gelesen. Aber offenbar verdrängt. Ich bin etwas verärgert, gebe die Info kurz an meine beiden Leidensgenossen weiter und greife dann zum Handy. Abholung organisieren...

Während ich telefoniere, unterhalten sich die beiden neben mir. Schleppend, wie ich mit einem Ohr mitbekomme. Der ältere Herr spricht wohl kaum deutsch – und der junge Mann versucht es zunächst mit Gesten, dann mit einer Übersetzungshilfe im Handy. Wahrscheinlich organisieren die sich auch gerade, denke ich mir – muss mich dann aber auf mein Telefonat konzentrieren. 20 Minuten wird es wohl dauern, bis ich abgeholt werde. Genervt daddel ich ein wenig am Handy.

Ein paar Minuten später hält ein Wagen. Offenbar die Mutter des jungen Kerls. Er wirft seinen Rucksack in den Kofferraum, spricht kurz mit ihr und kommt dann noch einmal zurück, geht auf den älteren Herrn zu und sagt: „Das ist meine Mama – die fährt Sie jetzt nach Hause.“

Ich bin etwas überrascht und beobachte, wie der Jüngere dem Älteren beim Einsteigen hilft. Und ehe der Bursche dann einsteigt, zeigt er noch einmal auf den alten Mann und lässt mich wissen: „Er hat keinen, der ihn abholen kann, und müsste fünf Kilometer laufen…“

Dann steigt er ein und ist weg … und zuerst schäme mich ein wenig, dass es mir gar nicht in den Sinn gekommen ist, mir Gedanken darüber zu machen, wie dieser Mann mit dem Rollator wohl nach Hause kommen wird. Ich bin schließlich Diakon – da sollte eine solche Hilfe selbstverständlich sein. Und dann freue ich mich darüber, mit welcher Selbstverständlichkeit dieser junge Kerl sich da in die Pflicht genommen fühlte. Dass er mir auf sympathische Weise die Augen dafür geöffnet hat, den Blick nicht nur auf die eigenen Sorgen und Probleme zu verengen. Dass nicht an jeden gedacht ist, wenn jeder an sich selbst denkt. Und ich wünsche mir, dass ich, wenn ich einmal in der Situation des alten Mannes bin, hoffentlich so einem jungen Burschen begegne – und nicht einer anderen Version von mir.


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