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Kirche in WDR 4 | 28.08.2023 | 08:55 Uhr
Alles geklärt
Ich habe eine Sprachnachricht von einem Kollegen bekommen. Ein Freund hatte ihn um Hilfe gebeten. Ein Geflüchteter, mit dessen Angehörigen er gut bekannt sei, sollte in wenigen Stunden abgeschoben werden. Um 3:50 Uhr in der nächsten Nacht. Ob ich seinen Freund mal anrufen könnte?
Das habe ich
gemacht. Und als ich die Stimme des Freundes gehört habe, da habe ich seinen
Willen sofort gespürt, dem Geflüchteten zu helfen.
Aber auch seine Not, überhaupt nicht zu wissen
wie. Und eine Art Bauchgefühl hat mir signalisiert: Wirf jetzt nicht den Hörer
auf die Gabel. Lass uns probieren, was geht. In diesem Fall: Lass uns
probieren, dem Geflüchteten ein Kirchenasyl zu organisieren.
So haben wir losgelegt. Der Freund am Telefon hat in Windeseile alle Papiere besorgt, die wichtig sind. Ausweis, Abschiebebescheid, Anhörungsbogen, Gerichtsurteile. Der Experte im Erzbistum Köln hat sich bereitwillig im Urlaub stören lassen. Eine erste Einschätzung gegeben. Auf eine äußerst kundige Beraterin bei der Caritas verwiesen, die sich in rechtlichen Dingen bestens auskenne. Und die hat dann nicht nur zurück gerufen. Sondern trotz vollem Schreibtisch und später Stunde die Unterlagen studiert, wertvolle Hinweise gegeben und sich sogar bereit erklärt, für ein klärendes Gespräch zu dem Geflüchteten hinzureisen, falls nötig. Und auch der Experte vom Netzwerk Kirchenasyl in NRW hat sich per mail gemeldet, mitten im Urlaub, auf dem Gipfel eines Berges stehend.
Und während die einen also die rechtliche Situation geklärt hatten, haben sich andere die Köpfe zerbrochen, fieberhaft überlegt und rumtelefoniert, ob sich eine Gemeinde finden lässt, die das Kirchenasyl organisiert. Möglichst eine in der Stadt, in der die Angehörigen des Geflüchteten leben, damit die sich gut um ihn kümmern können.
Was soll ich sagen? Es hat funktioniert. Zwar hat sich die Situation des Geflüchteten noch einmal dramatisch zugespitzt. Womöglich ist deswegen ein Kirchenasyl gar nicht mehr nötig, wir werden sehen. Wenn doch ist alles dafür geklärt. Und das ist großartig.
Und da habe ich mich an eine andere rätselhafte Geschichte erinnert. Die unserer in gewisser Weise ähnelt, wie ich finde. Die steht in der Bibel: Drei Freunde steigen mit Jesus auf einen Berg. Oben angekommen verwandelt sich der. „Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht“ erzählt die Bibel. Und ich habe gedacht: Manchmal ist das mit Gott gar nicht so kompliziert. Lasst uns hin und wieder versuchen, zusammen durch den Nebel zu gehen. Hinauf, in die Sonne hinein. Dann, wenns drauf ankommt. Vielleicht schon an diesem Montagmorgen.