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Kirche in WDR 4 | 15.09.2023 | 08:55 Uhr
Todos, todos, todos
Todos, todos, todos, rief Papst Franziskus beim Gottesdienst des Weltjugendtages 2023 in Lissabon. Und er forderte die anderthalb Millionen Menschen, die ihm zuhörten, dazu auf, die Worte zu wiederholen. Alle, alle, alle sind gemeint und in der Kirche willkommen. Todos heisst alle sowohl auf Portugiesisch wie auf Spanisch, was die Wirkung dieser Zusage noch verstärkte.
Auch Jugendliche aus unserer neuen Pastoralen Einheit mit 16 Kirchen in 5 Seelsorgebereichen nahmen am Weltjugendtag teil. Sie machten allerdings eine gegenteilige Erfahrung. Als sie mit einer Regenbogenfahne umherzogen, wurden sie von jungen Menschen aus Kroatien und einer Gruppe aus Polen hart bedrängt. Sie wollten ihnen die Fahne abnehmen. Das Bekenntnis, dass alle dazugehören, egal wie sie lieben, fand keinen Gefallen. Diversität, Verschiedenheit in sexueller Hinsicht ist also auch unter jungen Christen nicht überall akzeptiert. Die Menschen in der Kirche ticken nicht gleich, sie denken verschieden.
Auf dem Rückflug aus Portugal gab es die gewohnte kleine Pressekonferenz über den Wolken mit dem Papst. Eine Journalistin fragte, ob das "Todos" auch für Homosexuelle gelte. Der Papst bejahte dies grundsätzlich für alle Menschen, fügte aber hinzu, dass auch Regeln gelten müssten in der Kirche. Also ist die Segnung von schwulen Partnerschaften noch nicht drin. Die Weltsynode werde sich mit dem Thema beschäftigen.
Vor unserer Kirche ist unsere Antwort sichtbar. Dort weht eine Regenbogenfahne. Schon die zweite, nachdem der Sturm die erste zerriss. Die Botschaft ist klar: bei uns sind alle Menschen willkommen, egal wie sie leben, lieben oder lachen. So sind auch in den gewählten Gremien der Gemeinde auch Menschen, die nicht heterosexuell leben. Hilfreich für uns war und ist, dass unser evangelischer Pfarrer seit langem mit einem Mann zusammenlebt. Alles, was sinnvoll ist, geschieht bei uns in ökumenischer Zusammenarbeit, wie etwa die Kinderstadt HöVi- Land in den Sommerferien oder die ökumenische Familienwerkstatt das ganze Jahr über. Unser evangelischer Pfarrer und sein Partner sind mit ihrer menschenfreudlichen Gesinnung und ihrem großen Engagement wie ein dicker Lottogewinn für unser Veedel.
Dass wir neben leben und lieben auch lachen sagen, ist unserer kölschen Eigenart geschuldet, nicht nur im Karneval. "Nix is esu schlääch, datt ent nitt für jett joot es", sagen wir. Oder auch: "Jeder Jeck is anders". Also Diversität, Verschiedenheit als Lebenselixier. Uns kölsche Art.