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Kirche in WDR 4 | 18.11.2023 | 08:55 Uhr

Hochmut und Demut

Guten Morgen!

Zwei Männer beten im Tempel in Jerusalem vor 2000 Jahren.

Der eine ist ein frommer Jude, der sich voller Eifer für das genaue Einhalten aller Gesetze einsetzt, die Gott seinem Volk gegeben hat.

Der andere ist auch ein Jude. Er ist Zolleinnehmer. Die römische Besatzungsmacht hat ihn eingesetzt, um Zölle, Steuern und Abgaben einzutreiben. Unter den Juden sind diese Zöllner verhasst, weil sie ihren Landsleuten oft viel zu viel abknöpfen und in die eigene Tasche wirtschaften. Und besonders die frommen Juden verachten sie, weil sie sich zum Handlanger der Römer machen, die das Volk Gottes unterdrücken.

Diese beiden also beten, zufällig zur gleichen Zeit.

Der Gesetzestreue betet so: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern, diese Räuber, Betrüger, Ehebrecher, diese korrupte Bande, zu der auch dieser Zolleinnehmer da gehört. Ich halte mich streng an dein Gesetz und erfülle alle deine Gebote.“

Der Zolleinnehmer betet so: „Gott, vergib mir! Ich bin voller Schuld.“

Jesus hat diese Geschichte vor etwa 2000 Jahren erzählt. Er richtet sich damit an die Selbstgerechten, die davon überzeugt sind, alles richtig zu machen und die für die anderen nur Verachtung übrighaben.

Der gesetzestreue Mann glaubt richtig zu denken und zu handeln. Und merkt gar nicht, wie überheblich er ist, wie selbstgerecht. Das will ich nicht sein. Und doch: Bin ich nicht auch froh, dass ich nicht so bin wie die Egoisten, die rücksichtslos auf ihren eigenen Vorteil aus sind? Wie manche Politiker, die kurzsichtig auf Wählerstimmen schielen und dafür Haltung und Prinzipien über Bord werfen? Die wider besseres Wissen Halbwahrheiten und Lügen verbreiten, um den politischen Gegner niederzumachen? Die Ignoranten, denen der Klimawandel völlig egal ist, Hauptsache sie können ihre fetten Autos fahren und dreimal im Jahr in Urlaub fliegen? Die Hetzer, die im Internet Hassbotschaften verbreiten?

Aber auch dies: Bin ich nicht froh, dass ich nicht so bin wie die Korrekten, die ganz genau wissen, wie man schreiben muss und was man sagen darf und was nicht? Und noch weiter gedacht: Bin ich nicht froh, dass ich nicht so bin wie die Selbstgerechten, die Überheblichen, die voller Verachtung auf alle herabsehen, die nicht ihre Einsichten teilen?

Es gibt viele Bruchlinien und Abgrenzungsbereiche gegenüber anderen Menschen. Jesus erzählt mit dieser Geschichte der zwei Betenden im Tempel eine Geschichte gegen die menschliche Selbstüberschätzung. Sein Fazit ist radikal: Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

Von beiden Betenden habe ich Anteile in mir. Schaue ich genau und ehrlich auf mich selbst, dann merke ich: Vieles an dem frommen Mann, der sich an alle Gesetze hält, kenne ich selbst auch an mir. Und zugleich weiß ich: ich bin nicht perfekt. Und ich fühle ich mich in der Haltung des Zöllners gut aufgehoben, der seine Schuld einsieht und um Vergebung bittet.


(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und WDR 5:)

Dass Sie heute im Umgang mit Ihren Mitmenschen diese beiden Anteile spüren, wünscht Ihnen Ihr Andreas Duderstedt aus Lemgo.



Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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