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Kirche in WDR 4 | 15.12.2023 | 08:55 Uhr

Eltern

Guten Morgen!

Spannungsfrei ist die Beziehung zwischen Vater und Sohn wohl sehr selten wirklich. Das gilt eigentlich überhaupt für die Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Mir geht es da ganz genauso. Unterschiedliche Meinungen, Spannungen und Streit kenne auch ich mit meinen Eltern gut. Und auch die biblischen Geschichten sind voll davon. Gerade die Väter wie Noah, Abraham oder Jakob haben es bei weitem nicht immer leicht mit ihren Söhnen und Töchtern. Und auch die Kinder nicht mit ihren Eltern.

Vielleicht ist genau darum das so genannte Elterngebot so wichtig.

„Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.“ (Die Bibel, 2. Mose 20,12a)

Es erinnert mich daran, dass ich Kind meiner Eltern bin.

Das Gebot findet sich in der Mitte der Zehn Gebote, die in der Bibel überliefert sind. In voller Länge steht da im zweiten Buch Mose:

„Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebst in dem Land, das dir [der Herr,] dein Gott, geben wird.“ (Die Bibel, 2. Mose 20,12)

Da steht also: Wenn ich mich an das Gebot halte, dann bekomme ich etwas dafür:

„Auf dass du lange lebst“.

Die Eltern zu ehren wird mit langem Leben belohnt. Im Sinn von: eine Generation stärkt die nächste.


Von meinen Eltern habe ich viel von dem bekommen, was ich zum Leben brauche. Sie haben mir viel beigebracht und mich zur Selbständigkeit erzogen. Und irgendwann haben sie mich ziehen lassen. Der Kontakt ist geblieben. Und auch heute gibt es unterschiedliche Meinungen und Standpunkte. Wir streiten miteinander. Nicht selten habe ich völlig andere Ansichten.


Im Glauben ist es dann genauso: Ich kann Gott als Vater und Mutter anreden. Jesus spricht Gott als „Abba“ an, was so viel wie „Papa“ oder „Vati“ heißt. Genauso wird Gott als mütterlich in der Bibel beschrieben, und so könnte ich Gott als „Mama“ oder „Mutti“ ansprechen. Ich finde das etwas sehr Besonderes: Gott Vater und Mutter nennen zu dürfen. Es zeigt mir, wie besonders meine Beziehung zu Gott ist. Aber es zeigt mir auch, dass ich mit Gott nicht immer einer Meinung sein muss: Ja, sogar mit ihm streiten darf. Wie mit den irdischen Eltern.

In der Bibel streiten auch Noah, Abraham und Jakob mit Gott. Und sogar Jesus ist nicht immer einer Meinung mit seinem Vater. Am Kreuz, kurz vor seinem Tod, fühlt er sich sogar verlassen von Gott, seinem Vater.


Mein Verhältnis zu Gott gleicht so manchmal meinem Verhältnis zu den Eltern: Gott ist mir so nah wie ein Vater oder eine Mutter. Und vielleicht gerade deshalb kann ich mit Gott streiten und anderer Meinung sein. Wenn ich mich verlassen fühle von ihm, schreie ich meine Verlassenheit heraus. All das ist aufgehoben in dem großen JA Gottes zu den Menschen. In seinem Versprechen: Was auch geschieht, ich verlasse dich nicht!


Ihr Pfarrer Oliver Mahn aus Köln.


Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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