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Kirche in WDR 4 | 29.12.2023 | 08:55 Uhr
Vorsätze
Guten Morgen!
Heute geht es um etwas, was sich manche in diesen Tagen vornehmen, andere nicht: um gute Vorsätze. Weniger Süßes essen, ein paar Kilo abnehmen, mehr Sport machen, Zeit für Freunde einplanen, mit dem Rauchen aufhören. Das sind gängige Dinge, die man sich schon mal vornimmt und die einem - na sagen wir manchmal - auch gelingen. In diesen Zeiten lohnt es sich auch noch über anderes Mal nachzudenken, was ich in meinem Leben ändern könnte. Wenigstens darüber nachzudenken. Ich meine jetzt nichts, was mit Gesundheit oder Sozialkontakten zu tun hat. Sondern etwas, mit dem ich etwas für unser aller Zukunft tun kann. Ich will mithelfen, unsere Erde “enkelfähig” zu machen. Denn unsere Kinder und Enkel sollen doch auch noch gut auf dieser Erde leben können. Da gibt es Ideen für den Klimaschutz. Da winken jetzt vielleicht viele ab – ja, ja, ich soll weniger dies und weniger das. Weniger Fleisch essen, weniger heizen, weniger Gas und Öl verbrauchen, weniger Müll produzieren, weniger Auto fahren oder Fliegen, weniger Asphalt im Vorgarten haben und weniger heiß duschen. Nein, schalten Sie das Radio bitte noch nicht aus, auch wenn Sie das nicht mehr hören können.
Ich weiß, das kann man sich alles vornehmen. Aber seine Gewohnheiten zu ändern und sich umzustellen, das ist nicht einfach. Das geht denke ich, fast jedem so. Oft regt sich ja schon Widerstand in einem, wenn nur jemand öffentlich wieder einen solchen Vorschlag macht. Es ist einfach nicht reizvoll, auf etwas zu verzichten. Zumindest solange man die Alternativen noch nicht schätzen gelernt hat. Ich habe mich gefragt: Was hilft mir denn, mir dennoch davon etwas vorzunehmen und die Vorsätze dann auch einzuhalten? Und denke: Sicherlich mache ich mich eher aus freien Stücken an etwas, als wenn andere es von mir verlangen. Das kommt schon mal als Bevormundung an, und ich fühle mich in meiner Freiheit eingeschränkt, egal, ob es von meinem Arzt kommt oder von einem Politiker oder von jemandem von der Kirche oder einer Freundin.
In den ersten christlichen Gemeinden ist das auch diskutiert worden: Wie frei bin ich, mein Leben zu gestalten. Und der berühmte Apostel Paulus schreibt ihnen: “Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient dem Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.” (1.Korintherbrief, Kap 6, Vers 12, Lutherbibel, rev. 2017) Klar entscheide ich, wie ich mein Leben führe, aber nicht alles ist eben gut. Für mich oder für andere oder für die Gemeinschaft. Und gar nicht gut ist, wenn ich von etwas so abhängig bin, dass ich es nicht lassen kann. Also, selbst nachdenken, was ich für sinnvoll halte, was ich für gut und wichtig halte und dann den guten Vorsatz fassen. Dann habe ich eine Chance, dass ich ihn auch durchhalte. Und wenn ich dann feststelle: Weniger ist ja mehr, das tut mir ja gut, und es macht vielleicht auch noch Freude, etwas anders zu leben, weil sich die Natur erholt, weil mein Körper sich erholt oder oder… dann gelingt es immer besser. Vielleicht haben Sie ja in diesen Tagen etwas Zeit, darüber nachzudenken.
Ich werde mich auch daran machen. Und ab nächstem Jahr setzen wir es dann um.
Ich wünsche uns viel Erfolg und viel Freude dabei.
Ihre Barbara Schwahn aus Krefeld.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze