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Sonntagskirche | 31.12.2023 | 08:55 Uhr

Krisenmodus

Und wieder ist ein Jahr zu Ende – und was für ein Jahr?! Um das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben 2023 auf den Punkt zu bringen, hat die Gesellschaft für deutsche Sprache vor gut drei Wochen dafür ein Wort ausgewählt: „Krisenmodus“. Und nach meinem Empfinden trifft das auch zu: Die Lage ist schwierig. Ach was: Die Lagen sind schwierig. In vielerlei Hinsicht. Schnelle Lösungen? Fehlanzeige. Ob beim Klimawandel, beim Krieg in der Ukraine und jetzt auch noch akut beim bewaffneten Konflikt zwischen Israel und der Hamas: Überall brennt es – mit Konsequenzen nicht nur für Deutschland mit Terrordrohungen, sondern für die ganze Welt. Dann reißen die Geflüchtetenströme nicht ab. Unser Bildungssystem zeigt starke Defizite und unsere Demokratie wird mehr und mehr in Frage gestellt – eine Demokratie, nach der sich in anderen Ländern unzählige Menschen sehnen, weil sie dort für Meinungsfreiheit verfolgt werden. Die Reihe ließe sich problemlos fortsetzen. Und dann habe ich noch nicht einmal der vielen persönlichen Krisen gedacht: Ein lieber Mensch ist verstorben, eine unheilbare Krankheit ist aufgetreten oder die wirtschaftliche Situation wird immer schwieriger, Einsamkeit breitet sich aus. All das sind Krisen – schwierige Lagen. Sie können Angst, Unsicherheit, Ohnmacht oder auch Wut auslösen, die wir oft aushalten müssen. Krisenmodus – eben.

Die Gesellschaft für Deutsche Sprache sagt über den Krisenmodus zurecht: „Der Ausnahmezustand ist längst zum Dauerzustand geworden.“ Und ich würde ergänzen: nicht erst im zurückliegenden Jahr. Denn Krisen gehören zum menschlichen Leben dazu. Es scheint nur, dass sie unüberschaubarer werden und dass die Erkenntnis zusehends verstört: Die meisten Probleme sind von Menschen selbst gemacht. Und was sagt das über uns Menschen aus? Natürlich lösen wir Menschen viele Probleme, aber wir schaffen auch jeweils neue. Und werden wir die dann in Zukunft auch wieder lösen können? Reicht menschliches Vermögen dazu aus, oder sind wir nicht durch uns selbst überfordert?

Hinzu kommt noch ein anderer Punkt: Krise bedeutet auch Entscheidung. Und sich zu entscheiden bzw. sich entscheiden zu müssen, ist gar nicht so leicht, wenn man das Gefühl hat, die Probleme nicht mehr zu überblicken und hilflos zu sein, weil die Probleme oft sehr komplex und kompliziert sind. Krisenmodus als Entscheidungsmodus wird dann zum Dauerstress.

Ich habe großen Respekt vor all den Forscherinnen und Forschern, die weltweit nach Lösungen suchen, um die vielfältigen Krisen in den Griff zu bekommen. Und ich habe großen Respekt vor Menschen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und auch in der Kirche, die im Wissen um all dies nicht leichtfertig entscheiden. Und sie sind immer noch bereit, Verantwortung zu übernehmen.

Und damit bin ich beim Blick auf das neue Jahr 2024, das heute Nacht beginnen wird. Denn der Krisenmodus wird nicht einfach vorbei sein und der Druck, sich entscheiden zu müssen, wird nicht einfach verschwinden. Auch Angst, Unsicherheit, Ohnmacht oder auch Wut werden weiter existieren. Was aber kann ich dem entgegensetzen, wenn ich nicht resigniert oder gar frustriert nach vorne schauen will?

Meine persönliche Antwort hat mit Weihnachten zu tun. Ich verbinde damit eine bestimmte Gottesvorstellung, die an den Krisenmodus anknüpft: Gott ist ja auch im Krisenmodus, wenn er diese seine Welt und Schöpfung in schwieriger Lage sieht. Und er sieht die Freiheit der Menschen, die er selbst dem Menschen gewährt hat und die nicht zuletzt zu diesen vielen Krisen beigetragen hat. Gott selbst – so die christliche Überzeugung – entscheidet sich, dennoch Mensch zu werden. Er will dem Menschen, der so vieles verbockt hat, immer noch zur Seite stehen. Dazu ist er sich nicht zu schade. Und – um noch weiter auszuholen – laut jüdisch-christlicher Tradition sagt er das schon mit seinem Namen: „Ich bin der ich bin da!“ Egal wann und wo und wie: Ich bin da.

Ob das stimmt? – Das kann ich Ihnen natürlich nicht beweisen. Es hilft mir allerdings zuversichtlich ins neue Jahr zu schauen, so wie es Jahrtausende lang Juden und Christen getan haben im Vertrauen darauf, dass es trotz Krisenmodus noch eine Zukunft für den Menschen und seine Welt gibt, weil Gott an seiner Seite steht. Kommen Sie gut ins neue Jahr!

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