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Sonntagskirche | 25.02.2024 | 08:55 Uhr

Das Reichstagsgebäude darf verhüllt werden

Guten Morgen.

Es gibt so Themen, die passen einfach zu einem Sonntag. Für mich der Tag, an dem ich auch mal etwas wahrnehmen kann, zu dem ich sonst nicht wirklich komme. Etwas machen, das aus dem Rahmen fällt. Das geht ganz spontan. Manchmal braucht es aber auch eine akribische, teils sehr langfristige Planung. Heute vor 30 Jahren wurde genau so etwas sogar im Deutschen Bundestag verhandelt. Die Debatte war leidenschaftlich – damals noch in Bonn. Obwohl es weder zunächst um Finanzen oder Außenpolitik ging, weder um Sicherheitsfragen oder Wirtschaftsthemen. Es ging um ein solches „Sonntags-Thema“ – eines, mit dem man sich im hektischen Politik-Alltag der Bonner Republik kaum beschäftigen konnte. Es ging um etwas Faszinierendes, um ein Thema, das für Millionen Menschen Bedeutung erlangen sollte. Es ging um Kunst – um ein Projekt von gigantischen Ausmaßen. Heute vor 30 Jahren wurde im Bundestag eine Idee des Künstlerpaares Christo und Jean-Claude debattiert. Die beiden wollten nach 23-jähriger Vorbereitungszeit das Berliner Reichstagsgebäude verhüllen. Das hatten sie schon weltweit an vielen Stellen mit Monumenten aller Art gemacht. Mit jeweils großem Publikumserfolg. Und jetzt sollte es bald auch in Berlin soweit sein. Für den gebürtigen Bulgaren Christo war das Projekt ein absolutes Herzensanliegen – sah er doch enge Verbindungen zu seiner eigenen Lebensgeschichte. In ihm verbinden sich die beiden Weltblöcke der damaligen Zeit – im Osten zuhause, im Westen tätig und beheimatet: Das war Christo. Und das Reichstagsgebäude in Berlin stand für ihn wie kein anderes Bauwerk für die Wiedervereinigung von Ost und West, für ein ganz neues Lebensgefühl.

Nach der leidenschaftlichen Debatte, heute vor 30 Jahren, stimmte der Bundestag für die Reichstagsverhüllung. Prominente Gegner der Verhüllung wie Helmut Kohl und auch Wolfgang Schäuble hatten sich nicht durchsetzen können. Und auch in der Öffentlichkeit wurde lebhaft diskutiert: Was soll das? Gibt’s nichts Wichtigeres? Was das kostet – und wer bezahlt das alles?

Ja – da kam schon einiges an Aufwand zusammen: 100.000 Quadratmeter aluminium-bedampfter, eigens hergestellter Polypropylen-Stoff, über 15 Kilometer Halteseile und gut 200 Tonnen Stahl für die Unterkonstruktion. Wahnsinn: Gut 12 Millionen Euro. Und doch: Auch in der öffentlichen Diskussion wurde dieses nebensächliche „Sonntags-Thema“ mit einer gewissen Faszination wahrgenommen. Christo und seine Partnerin Jeanne-Claude nahmen das damals mit einer gewissen Gelassenheit hin – denn sie hatten schon zahlreiche solcher Projekte verwirklicht.

Etwas zu verhüllen – um es danach vielleicht mit ganz anderen Augen wieder neu wahrzunehmen. Ein faszinierender Gedanke – nach wie vor. Über fünf Millionen Menschen haben den verhüllten Reichstag im Sommer 1995 schließlich besucht – allein am letzten Tag im Juni kamen über 500.000 Menschen dazu nach Berlin. Von dem ganzen Aufwand und den Kosten sprach da kaum noch jemand. Zumal das gesamte Material wiederverwertet und gespendet wurde.

Vielleicht täte uns angesichts der aktuellen Situation eine solche „Verhüllung“ wieder gut. Das zentrale Symbol unserer Demokratie verhüllen – es aussehen lassen wie ein gefrorener Wasserfall. Und es dann wieder neu wahrzunehmen – neu zu verstehen, neu zum Leben erwecken.

Nichts anderes machen wir ja in der aktuellen Fastenzeit, die heute seit anderthalb Wochen läuft und noch vier weitere Wochen gehen wird. Da „verhüllen“ viele Menschen im übertragenen Sinne auch etwas von ihren alltäglichen Lebensgewohnheiten – um sie zum Osterfest wieder neu zu entdecken und vielleicht besser zu verstehen, besser mit ihnen umzugehen.


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