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Sonntagskirche | 17.03.2024 | 08:55 Uhr
Snack Attack
Guten Morgen,
Vor einiger Zeit hab ich einen kurzen Comic-Film gesehen. „Snack Attack“ heißt er und ist schon einige Jahre alt.
Der Inhalt ist kurz erzählt:
Eine ältere Dame steht in der Bahnhofshalle vor einem Automaten mit Keksen und Getränken. Die Kekse da sehen verlockend aus. Also Portemonnaie raus, Geld einwerfen und dann: Die Kekspackung bleibt im Automaten stecken. Sie wirft sich mehrfach gegen den Automaten, und es gelingt ihr, die Kekspackung zu befreien. Zufrieden steckt sie die Kekse in die Handtasche und macht sich auf den Weg auf den Bahnsteig. Auf dem Bahnsteig setzt sie sich auf eine Bank, neben ihr ein junger Mann, der lautstark Musik über seine Kopfhörer hört. Die ältere Dame packt die Zeitung aus und beginnt zu lesen, während sie liest, greift sie genüsslich nach der Packung Kekse, die zwischen ihnen auf der Bank steht. Sie ist völlig irritiert, als auch der junge Mann sich an der Kekspackung bedient, sich einen Keks nimmt und ihn sich genussvoll in den Mund steckt. Das passt der älteren Dame natürlich überhaupt nicht. Dieser junge Kerl, der sich an ihren Keksen vergreift. Da sie durch die Kopfhörer nicht zu ihm durchdringt, blickt sie ihn finster an und macht ihm klar: Das passt mir ganz und gar nicht! Doch es geht so weiter. Keks für Keks. Die Situation droht fast zu eskalieren, als der junge Mann den letzten Keks aus der Packung nimmt. Die ältere Dame ist empört. Wie selbstverständlich bricht der junge Mann den Keks in der Mitte durch. Er bietet ihr die zweite Hälfte an. Wie bitte: ER bietet ihr IHRE Kekse an -das wird ja immer doller. Wütend nimmt sie die Kekshälfte und zerbröselt sie vor den Augen des jungen Mannes. Der Zug kommt. Die Frau steigt ein. Noch bevor der Zug seine Türen schließt, kommt der Schaffner und fragt die ältere Dame nach der Fahrkarte. Beim Blick in ihre Handtasche stellt sie fest: Die Kekse, die sie am Automaten gekauft hat, befinden sich noch immer ungeöffnet darin. Erschrocken denkt sie: Jetzt hab ich mich die ganze Zeit an den Keksen des jungen Mannes bedient. Ihr schlechtes Gewissen steht ihr ins Gesicht geschrieben. Der Zug fährt ab, und sie blickt dem jungen Mann noch hinterher. Letzte Szene des Films: Der junge Mann steht von der Bank auf, nimmt die leere Packung Kekse und wirft sie in einen Mülleimer.
Das Leben ist voller Missverständnisse und Vorurteile.
Die alte Dame fühlt sich ganz im Recht und die Tatsache, dass der junge Mann mit der lauten Musik auf den Ohren sich scheinbar an ihren Keksen vergreift – das passt einfach gut ins Bild für sie. So stellt sie sich die junge Generation vor. Rücksichtslos.
Wenn ich mir dieses Missverständnis zwischen den beiden so angucke, denke ich: Das würde nicht passieren, wenn man sich richtig unterhalten würde. Wenn Menschen miteinander reden, würde das eine oder andere Missverständnis und Vorurteil gar nicht erst entstehen.
Vieles nehme ich einfach so hin, ohne ein Wort darüber zu verlieren.
Wie schnell erwische ich mich in so einem Selbstbedienungsmodus. Ohne den anderen richtig wahrzunehmen und mit ihm zu reden. Kleine Missverständnisse passieren und kommen immer wieder vor. So betrachtet ist dann dieses kleine Versehen der älteren Dame gar nicht so schlimm. Vielleicht hätten die beiden am Ende gelacht. Meine Oma hätte an dieser Stelle gesagt: Sprechenden Menschen kann geholfen werden.
Einen gesegneten Sonntag –
bei Kaffee, Keksen, Kuchen und Gesprächen!
Quelle:
https://www.youtube.com/watch?v=6YSxJnqCr8I&t=12s
(zuletzt abgerufen am 21.02.24)
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze