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Kirche in WDR 4 | 30.04.2024 | 08:55 Uhr
Füße
Guten Morgen,
ich hoffe Sie sind heute nicht mit dem falschen Fuß aufgestanden?
Schauen Sie ruhig einmal nach unten, runter zu Ihren Füßen.
Viel zu selten schaue ich selbst nach meinen Füßen.
Obwohl sie mich durchs Leben tragen.
Und ich allerhand mit ihnen im Alltag machen kann.
Es dauert, bis wir Menschen die Füße richtig zum Laufen nutzen können.
Und im Alter wird es für viele wieder beschwerlicher.
Nicht bei allen läuft´s sich leichtfüßig:
Manche Krankheit macht das Laufen schwer und manchmal unmöglich. Nicht nur im Alter.
Und nicht alles läuft immer wie geschmiert. Auch wenn wir laufen können.
Wir laufen im Leben durch Höhen und Tiefen. Manchmal laufen wir schnell, weil wir es kaum erwarten können. Manchmal schleppend, weil wir durch etwas durch müssen.
Der Gang kann manches über den Menschen verraten.
Laufe ich achtsam, Schritt für Schritt. Rücksichtsvoll. Behutsam.
Bin ich unsicher und wacklig auf den Beinen.
Oder schnell, stolpernd, stampfend?
Nicht selten spiegeln sich unsere Gefühle in unserem Gang wieder.
Daher ist es auch möglich mit den Füßen zu beten.
Indem man mit ihnen pilgert, tanzt oder zu denen geht, die das Leben quält (Fulbert Steffensky).
Wie auch immer wir unterwegs sind, unsere Füße stehen auf weitem Raum, heißt es in der Bibel. (Psalm 31,9)
Da stellen sich viele Fragen:
Welche Wege will ich gehen im Leben?
Und wie will ich sie gehen?
Gibt es eingetretene Wege, die ich vertiefe oder probiere ich auch mal einen neuen Pfad aus?
Welche Grenzen muss ich überwinden, welche Umwege in Kauf nehmen?
Wen werde ich treffen? Wer geht ein Stück mit mir?
Wer läuft mit mir Wettrennen, wenn ich mich messen will?
Und wer wartet auf mich, wenn ich zu langsam bin?
und am Ende des Lebensweges: Wohin sollen mich meine Füße noch tragen?
Jesus selbst ist viel zu Fuß unterwegs gewesen. Er ist ständig irgendwo hingelaufen.
Er weiß, was es bedeutet, dass die Füße auf weitem Raum stehen.
Er ist alle Wege gegangen. Die Höhen und die Tiefen. Er ist fröhlich unterwegs gewesen, hat Feste mitgefeiert und ist zu denen gelaufen, die ihn gebraucht haben. Er hatte Menschen, die mit ihm gelaufen sind, aber nicht alle sind bis zum Ende geblieben. Einige sind weggelaufen.
Jesus ist kein unermüdlicher Dauerläufer gewesen, er war auch manchmal erschöpft und wacklig auf den Beinen.
Zum Schluss haben sie ihn mit Füßen getreten und den Boden unter den Füßen weggezogen, als sie ihn gekreuzigt haben.
Aber er ist wieder auf die Beine gekommen.
Eine christliche Hoffnung, die für alle Beine und Füße seitdem gilt.
Wohin auch immer Ihre Füße Sie heute noch tragen,
ob Sie mit Schmerzen heute in den Tag gehen
oder doch mit dem falschen Fuß aufgestanden sind oder
ob Sie heute einen schweren Gang vor sich haben
oder einfach leichtfüßig sind, ne Runde joggen oder
beschwingt in den Mai tanzen -
vielleicht denken Sie an Ihre Füße.
Und dass es ein Geschenk ist, dass wir sie haben.
Und den weiten Raum auf dem wir stehen.
Ihre Pfarrerin Anne Wellmann aus Tönisvorst.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze