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Sonntagskirche | 12.05.2024 | 08:55 Uhr

Sonnenblumenkerne

Guten Morgen!

Auf dem Nachttisch der Patientin liegen ein paar Sonnenblumenkerne. Ich berühre sie mit dem Finger und schiebe sie ein bisschen auseinander. Die Patientin im Bett ist schwer krank – der Tumor hat schon gestreut. Ich bin da, um mit ihr zu sprechen, als Seelsorgerin.

Die Sonnenblumenkerne sind nicht von mir. Dabei könnten sie es gut sein, denn sie sind gute Seelsorger. Sie stehen für Hoffnung, für die schönen inneren Bilder von Farben und Blühen. Aber auch für alles das, was wie in einer harten Schale eingeschlossen ist. Die Patientin hat sie von der Nachtschwester bekommen. Vielleicht in einem langen Nachtgespräch, das die zwei geführt haben, vielleicht als kurzen Trostmoment, bis die Schmerzmittel endlich wirkten, ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, ob sie der Patientin erzählt hat, dass das Samenkorn in der Bibel für Hoffnung steht. und ob das für sie selber womöglich wichtig ist. Das weiß ich alles nicht. Was ich aber weiß: Diese Schwester hat der Patientin gutgetan.

Pflege ist hundertmal mehr als waschen, verbinden, Medikamente reichen, Bett glattziehen.
Weil die Pflege nämlich ausnahmslos immer da ist, auch wenn alle anderen – die Seelsorgerinnen, Sozialarbeiter und Psychologinnen - schon in den Feierabend gegangen sind. 24/7. Jedenfalls der Idee nach ist das so, wenn nicht die Besetzung zu eng ist. „Denn wir sind auf Kante genäht, und es wird nicht besser, und jede Pflegekraft, die geht, reißt das Loch nur noch größer.“ So schreibt es Leah Weigand. Der Satz, den sie gerne mal zu hören bekommt, ist „Also, ich könnte das nicht“, wenn sie erzählt, was sie macht: sie ist Krankenschwester, in korrekter Bezeichnung heißt das heutzutage Fachfrau für Gesundheits- und Krankenpflege.

Das will kaum mehr einer machen. Zu schlecht bezahlt und kaum wertgeschätzt. Das spiegelt sich alles in dem Satz, den Leah Weigand zitiert: „Also, ich könnte das nicht.“

Leah Weigand ist Poetry-Slammerin. Ihr Text heißt „Ungepflegt“ und er hat hunderttausende in den sozialen Medien erreicht. Darin erzählt sie von dem, was sie tut als Pflegekraft, was sie will, wenn sie es tut, warum sie es tut, und was sie daran nicht mehr will.

Eine Liebeserklärung ans Leben und eine krasse Anklage an die Gesellschaft, an das Gesundheitswesen. Und in beidem hat sie Recht.

Ich erlebe es oft genug so, dass die Frauen und Männer in der Pflege die eigentliche Seelsorge machen – wenn sie denn Zeit dafür haben, was leider selten der Fall ist. Zu vollgepackt sind die Schichten, viel zu dicht die Belegung der Stationen.

In der Bibel gibt es eine Stelle, in der Jesus meint: Alles das, was ihr an Fürsorge und Pflege einem anderen Menschen schenkt, das tut ihr letzten Endes an Gott.

Es erreicht Gott, wo ihr nochmal das Gesicht wascht nach dem Abendessen und nach dem diensthabenden Arzt klingelt, damit der Zugang doch nochmal neu gelegt wird und auf alle Fälle die Medikamente laufen können. Und wo ihr im Zimmer bleibt und hinhört und zuhört, obwohl eigentlich keine Zeit da ist. Das alles tut ihr auch Gott.

Das ist ein Bekenntnis, und das ist ein biblisch begründeter Satz über die Pflege. Ich finde, ein solcher Satz ist dran – heute, am Tag der Pflege, und auch an 364 anderen Tagen im Jahr.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.



Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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