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Das Geistliche Wort | 16.03.2014 | 08:35 Uhr

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Vom brennenden Herzen

Guten Morgen, verehrte Hörerinnen und Hörer!

Es war nach meinem Abitur. Ich arbeitete in einem Aachener Seniorenheim, um die Zeit bis zum Studium zu überbrücken. Da Pflegenotstand war, wurde ich bald intensiv in der Betreuung alter Menschen eingesetzt. Diese direkte Konfrontation mit seelischem und körperlichem Leid, mit Sterben und Tod, sowie Gespräche mit dort tätigen Franziskanerinnen öffneten mir die Augen für eine völlig neue Dimension: Gott wurde für mich zu einer nie zuvor erlebten Wirklichkeit. Anders als in meinem Kinderglauben. Herausfordernder. Glühender.

Mit Zweifeln und Fragen verbunden, aber unwiderstehlich.

Ich begann zu lesen. In der Stadtbücherei entdeckte ich zahlreiche Bücher, die meinen Wissensdurst stillten, um ihn dann noch drängender wachsen zu lassen.

Im Sommer fuhr ich mit meiner Familie an die Ostsee. Dorthin hatte ich unter anderem ein schmales Büchlein mitgenommen: eine Biografie von Blaise Pascal. Ich weiß noch wie heute, dass ich auf einem bunten Handtuch am Strand lag und las. Um mich Kinderlachen, Wellenrauschen, Möwengeschrei, Sonnenölduft. Und ich weiß noch, dass ich mich beim Lesen plötzlich kerzengerade aufrichtete: Blaise Pascal, dieser so nüchterne Naturwissenschaftler aus dem 17. Jahrhundert, hatte Gott lebendig erfahren.

Unerwartet und überwältigend.

Sprecher:

Jahr der Gnade 1654

Montag, den 23.November, … Seit ungefähr abends zehneinhalb bis ungefähr eine halbe Stunde nach Mitternacht Feuer „Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs“, nicht der Philosophen und Gelehrten. Gewissheit, Gewissheit, Empfinden: Freude, Friede. Gott Jesu Christi. … Freude, Freude, Freude und Tränen der Freude. Jesus Christus! Ich habe mich von ihm getrennt, ich habe ihn geflohen … Ewige Freude für einen Tag geistiger Übung auf Erden… Amen

Ich las und las.

Da war ein Mensch von der Gegenwart Gottes ergriffen worden.

Nicht durch Theorien und philosophische Abhandlungen, sondern existentiell mit Haut und Haar. Sein Herz brannte in der Gewissheit, dass Gott existiert. Zweifellos.

Nach seinem Tod fand man jene wie in Ekstase gestammelten Ausrufe auf einen Pergamentstreifen gekritzelt in seinem Mantelsaum. Dort hat der Mathematiker den Zettel eingenäht, trug das Zeugnis seiner mystischen Erfahrung immer bei sich.

Der wissenschaftlich orientierte Skeptiker führte fortan ein auf Gott ausgerichtetes Leben.

Er zog sich zurück, suchte Stille, Gebet, Kontemplation. Zwar interessierten ihn zeitlebens technische Neuerungen, doch mehr noch das Abenteuer des Glaubens an den lebendigen Gott.

Kinderlachen und Meeresrauschen holten mich an den Ostseestrand zurück.

In all dem bewegte mich dieses für Gott brennende Herz.

In seiner Heftigkeit beunruhigend und faszinierend zugleich.

1.Musik

J.S.Bach, Konzert für Oboe c-Moll BWV 1060, 1. Allegro

Auch für Petrus brach Gottes Gegenwart unerwartet in seinen Alltag ein, entzündete sein Herz. Gottes Gegenwart als Wirklichkeit. Eine Wirklichkeit, die für Petrus alles bisher mit Jesus Erlebte übertraf.

Sicherlich hatte er sich als Jünger Jesu risikobereit auf diesen höchst ungewöhnlichen Menschen eingelassen. Sicherlich war er im Großen und Ganzen davon überzeugt, dass Jesus der Sohn Gottes war. Doch blieb das alles im Rahmen des Verständlichen.

Bis zu folgendem Ereignis:

Eines Tages stieg Jesus mit Petrus und zwei anderen auf einen hohen Berg. Dort oben leuchtete Jesu Gesicht plötzlich wie die Sonne und seine Kleider wurden blendend weiß. Zudem erschienen Mose und Elija, zwei längst verstorbene Anführer des Gottesvolkes, und redeten mit Jesus. Petrus traute seinen Augen nicht. Das alles war ja großartig! Petrus war völlig überwältigt vom Glück dieses wunderbaren Augenblicks. Vergessen waren seine ängstlichen Sorgen wegen der Leidensankündigungen, die Jesus eine Woche zuvor gemacht hatte. Voll Eifer sagte Petrus zu Jesus:

Sprecher:

Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.

Dieses Gipfelerlebnis wollte Petrus sichern. Ein für alle mal. Genau hier an Ort und Stelle. Und er wollte damit jeder bedrohlichen Situation ausweichen. Kontrolle über die Zukunft haben. Doch es kam ganz anders.

Sprecher:

Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.

Als die Jünger das hörten, überkam sie große Angst und sie warfen sich mit dem Gesicht zu Boden. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte:

Sprecher:

Steht auf, habt keine Angst!

Und als sie aufblickten, sahen sie nur noch Jesus.

Nur noch Jesus. Der Moment der wundersamen Vision hatte sich aufgelöst.

Nüchtern brachte Jesus Realität zurück. Er berührte die auf dem Boden liegenden Jünger, gab ihnen klare Handlungsanweisungen: Steht auf, habt keine Angst!

Mehr noch: Jesus verließ diesen Ort auf dem Berg und ging zurück ins Tal, in die Niederungen, in den Alltag,

Und die Jünger folgten ihm. Hatten sie doch gerade vorher die Botschaft Gottes vernommen:

Auf ihn sollt ihr hören. Das war beim Abstieg vom Berg noch relativ einfach. Erst im Alltag mit seinen Höhen und Tiefen würde sich zeigen, ob die erlebte Gotteserfahrung in ihren Herzen weiterbrannte und Auswirkungen hatte. Oder ob sie wie ein Strohfeuer verfliegen würde.

2.Musik

J.S.Bach, Konzert für Oboe c-Moll BWV 1060, 2. Allegro

Gottes lebendiger Funke erreichte mich damals bei meiner Arbeit im Seniorenheim.

Nicht wie ein Leuchtfeuer, nicht wie eine Vision, sondern eher scheu, still, anfragend.

Dabei traute ich weder mir, noch Gott. Ich weiß nur, dass ich zutiefst ergriffen war von etwas, das ich mit dem Verstand nicht einsortieren konnte.

An einem Nachmittag wollte ich – damals Studentin in Köln – mit dem Zug nach Aachen fahren. Da ich noch etwas Zeit hatte, ging ich in den Kölner Dom. Ich sah in die lichterfüllte Höhe, ich sah Kunstschätze in Stein, in Gold, hörte hallendes Stimmengewirr.

In alldem fühlte ich mich verloren. Ich suchte und wusste nicht, wonach.

An einem Schriftenstand entdeckte ich ein Heftchen und begann, darin zu lesen. Es wurde das Leben einer Frau erzählt, die als junger Mensch Atheistin war, dann Philosophie studierte und für sich selbst überraschend zum Glauben an den lebendigen Gott fand.

Durch alles wissenschaftliche Denken, durch Familientraditionen, durch Zweifel und Ringen hindurch. Provokant und eigenständig: Edith Stein.

Beim Lesen lehnte ich mich an einen kalten Pfeiler, vergaß Zeit und Ort. Ich weiß noch, dass ich irgendwann in äußerster Eile den Dom verließ, um meinen Zug noch zu erreichen. Dabei blieb ich fast mit dem Regenschirm in der Drehtür hängen.

So sehr hatte mich Edith Stein getroffen.

So sehr spürte ich Energie und Lust, meinen eigenen Weg mit Gott suchen zu wollen. Suchen zu müssen.

So wurde ich als junger Mensch von Gott entzündet.

Irgendetwas war wohl in mir bereit dafür gewesen.

Irgendein Hunger nach dem Sinn meines Lebens.

Nach dem Sinn menschlichen Lebens überhaupt.

Nach dem großen Zusammenhang, in dem Freude und Leid verschmelzen.

Irgendetwas war wohl in mir so vertrocknet, dass es entzündbar war.

Vielleicht meine Sehnsucht nach unvergänglicher Heimat, nach letztgültiger Antwort,

nach einer Liebe, die alles umfasst.

Ich begann, mich mehr und mehr auf die Suche nach Gott zu begeben.

Fragend, suchend und tastend. Immer wieder ungläubig gläubig.

Mein Leben nahm seinen Lauf.

Mit eigener Familie und Beruf. Mit Orts- und Wetterwechseln.

Doch der lebendige Funke blieb.

Er blieb in aller Banalität des Alltags, in allen schweren Schicksalsschlägen.

Oft nur als Ahnung oder im Nachhinein spürbar.

Eines ist mir jedoch bis heute deutlich:

Ich lebe an mir vorbei, wenn ich den Gottesfunken in mir zuschütte

mit mottenzerfressenen Altlasten, mit aufgeblähten Lebensmustern,

mit zu viel Ablenkungen und Konsum.

Dann bin ich unruhig. Ich suche und weiß nicht, wonach.

Bis es mir wieder einfällt:

Da brennt ein Gottesfunke in mir. Er will leben!

3. Musik

J.S.Bach, Konzert für Oboe d-Moll BWV 1059, Allegro

Erfahrung von Gottes Gegenwart im eigenen Leben.

Beunruhigend leuchtend wie bei Blaise Pascal.

Höchster Glücksmoment wie bei Petrus.

Tiefe Erkenntnis wie bei Edith Stein.

Zunächst oft unscheinbar, eher als Ahnung,

im Nachhinein erkennbar.

Nicht machbar. Nicht erzwingbar.

Pures Ereignis im banalen Alltagsleben.

Immer geht es dabei ums brennende Herz.

Das fühlt sich angerührt, ergriffen von einer Wirklichkeit,

die die erfahrbare Wirklichkeit weit übersteigt.

Das spürt, dass es mehr gibt als die messbare Realität.

Da blüht ein Tulpenfeld mitten im Winter.

Da regnet es silbriges Mondlicht.

Da grünt ein toter Schmetterlingsbaum.

Gott selbst brennt im brennenden Herzen.

Schöpferisch, jung und lebendig.

Gott, der Lebensbegleiter.

Mut machend und liebevoll.

Vielleicht gilt es nur,

immer wieder das eigene Herz

für Gott zu öffnen.

So gut es geht.

Einen Spalt Stille breit.

4. Musik

J.S.Bach, Konzert für Oboe d-Moll BWV 1059, Adagio

Einen guten Tag wünscht Ihnen Petra Fietzek aus Coesfeld

copyright: Iroas CC BY 2.0 (Flickr)

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