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Das Geistliche Wort | 13.04.2014 | 08:40 Uhr

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Heute ein König!

Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, heute Morgen am Palmsonntag!

Heute ein König: Wenn unsere Jungs früher Geburtstag hatten, sind sie ganz besonders gerne in den Kindergarten gegangen. Dort hatte das Geburtstagskind im Stuhlkreis einen außergewöhnlichen Platz: der Stuhl war größer als die anderen und mit Schmuck verziert, fast eine Art Königsthron. Doch das wichtigste war: die Geburtstagskrone. Die Erzieherin setzte sie dem Kind feierlich auf den Kopf. Man konnte förmlich sehen, wie das Mädchen oder der Junge innerlich ein Stück größer wurde. Und stolz wie Oskar! „Heute bin ich was ganz besonderes“ Das Geburtstagskind genoss es, dass die Anderen freundlicher zu ihm waren als sonst. Und dass sie ihm den ein oder anderen Wunsch erfüllten – fast wie bei einem richtigen König oder einer Königin.

Die Faszination des Königlichen: Man sollte ja meinen, in einem demokratischen Land wie Deutschland würde sich das irgendwann auswachsen. Aber waschechte Königinnen und Könige haben auch heute immer noch Hochkonjunktur. Und das nicht nur bei der Leserschaft von einschlägigen Zeitschriften. Ich unterrichte an einer Mädchenschule Religion. Als ich dort einmal fragte, warum sich die Schülerinnen für Königshäuser interessierten, sagte ein Mädchen: „William und Kate, das süße Baby, das ist einfach eine perfekte Familie! So würde ich auch gerne leben.“ – Auch Psychologen bestätigen: Menschen wünschen sich ein ideales Leben; die meisten möchten Geld haben, Einfluss besitzen, in einer glücklichen Partnerschaft leben und angesehen sein. Und bei Prinzessinnen und Königen sehen sie diese Sehnsucht nach einem glücklichen Leben erfüllt.

MUSIK I: A. L. Webber, Love Changes Everything, aus: A. L. Webber, Webber plays Webber, Titel 2

Könige gibt es immer schon in der Menschheitsgeschichte. Dabei waren sie über Jahrtausende nicht nur weltliche Herrscher, sie hatten auch religiöse Bedeutung: Die ägyptischen Könige und Pharaonen galten schon vor 5000 Jahren als Gottkönige; sie vertraten auf der Erde die Gottheiten des Himmels. Auch in Israel spielte das Königtum eine entscheidende Rolle für den Glauben. Seit der Zeit des Königs David – das ist der, der gegen den riesigen Goliath kämpfte – galten die Könige in der Bibel als von Gott eingesetzt. Und als von Gott gesalbt, was auf Hebräisch „Messias“ heißt. Das betraf natürlich nur die Könige aus dem Volk Gottes; der berühmt-berüchtigte König Herodes hatte für die gläubigen Juden keine religiöse Bedeutung; im Gegenteil: sie hassten ihn aus tiefstem Herzen. Denn der gehörte zur römischen Besatzungsmacht. Zu dieser Zeit wurde Jesus Christus geboren. Sehnsüchtig warteten die Juden damals auf ihren Erlöser, auf den Messias, auf den Friedenskönig, der von Gott kommen sollte. Er würde die Herrschaft Gottes endgültig auf die Erde bringen, so war es in den heiligen Schriften prophezeit worden. Und manche verbanden damit die Hoffnung, dass die Römer endlich aus Israel verjagt würden. Viele waren überzeugt: Jesus war dieser Friedenskönig. Denn er gehörte zur Dynastie des Königshauses David – gleich zwei Evangelien liefern dafür den Beweis mit einem aufwändigen Stammbaum; die königliche Herkunft von Jesus muss also wichtig gewesen sein. Und alles, was er tat und sagte, strahlte göttliche Vollmacht aus. Dieser Jesus war etwas ganz Besonderes!

MUSIK II: A.L. Webber, Jesus Christ Superstar, aus A. L. Webber songbook, Titel 15, von 00:59 bis 01:34 (zügig ausblenden!)

Heute feiert die Kirche den Palmsonntag: Sie erinnert daran, dass Jesus in die Stadt Jerusalem eingezogen ist: die Stadt, in der sich der Tempel, also das Zentrum des jüdischen Glaubens befand. Dorthin ging Jesus, um die Menschen endgültig vor die Entscheidung zu stellen: Glaubt ihr an die friedvolle Herrschaft Gottes, glaubt ihr an mich? Oder lehnt ihr mich und meine Botschaft ab? Wenige Tage später sollte Jesus zum Tod verurteilt werden und qualvoll am Kreuz sterben. Viele standen damals am Wegrand, als Jesus in Jerusalem einzog: Menschen, die ihm zujubelten, aber sicherlich auch einige Feinde.

In den heutigen Gottesdiensten spielen Christen dieses Ereignis nach: Sie treffen sich vor der Kirche, und mit Zweigen in den Händen ziehen sie in die Kirche ein – so wie Jesus damals nach Jerusalem und in den Tempel zog.

Im Evangelium klingt das so:

Sprecherin:

Als sich Jesus mit seinen Begleitern Jerusalem näherte […], schickte er zwei Jünger voraus und sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los, und bringt sie zu mir! […]

Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist:

Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist friedfertig, und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers. (Mt 21, 1-5)

Ich stelle mir vor, dass es Jesus nicht wohl war in seiner Haut. Er musste ahnen oder sogar wissen, dass es bald hart auf hart kommen würde. Er kannte die Erwartungen an ihn als Messias: „Weg mit den Römern! Weg mit den Besatzern!“ Jesus hatte aber nie die Absicht, die Herrschaft Gottes mit Gewalt herbeizuführen. Diese Menschen musste er enttäuschen. Wie eben gehört, war er doch von einem Propheten als friedfertiger König angekündigt worden. Er wollte Frieden stiften – das war sein Programm: Frieden zwischen den Menschen und zwischen den Menschen und Gott. Im Evangelium heißt es weiter:

Sprecherin:

Die Jünger gingen und taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte.

Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie, und er setzte sich darauf.

Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf der Straße aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. (Mt 21, 6-8)

Wenn ich mir vorstelle, ich wäre damals dabei gewesen, hätte am Wegrand gestanden und mir das Treiben angeschaut: vielleicht hätte ich gedacht: Also wie ein König sieht er nicht aus, dieser Jesus, dafür ist er zu bescheiden; aber er hat schon irgendwas Erhabenes. Einerseits wirkt er so gütig und sanft, andererseits sehr überzeugt und sicher.

Sprecherin:

Die Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe! (Mt 11,9)

„Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn“ – diesen Jubelruf hat der Komponist Andrew Lloyd Webber in seinem Requiem genial vertont, wie ich finde. Wenn der Chor einsetzt, hört es sich jedoch für mich erstmal nicht sehr harmonisch an: Vielleicht eine Andeutung darauf, dass es mit diesem Friedenskönig nicht gut ausgeht? Dann aber bricht es heraus: ein großartiges „Hosanna in excelsis!“ Die jubelnde Menge damals in Jerusalem kann ich mir dabei gut vorstellen. Übrigens: richtig gut hört sich dieses Stück an, wenn Sie es richtig laut hören!

MUSIK III: A.L. Webber, Hosanna, aus: Requiem, WDR 1994, Titel 7. von 00:34 bis 02:54 (zügig ausblenden!)

Jesus, der König der Juden, kam nicht mit Schwert und Schild. Beim Verhör sagte er später zu Pilatus: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“ Nein, seine Vollmacht kommt aus einer anderen, aus der göttlichen Welt. Deshalb konnte keine weltliche Macht ihm etwas anhaben. Man hat ihn gefoltert und getötet, aber niemand konnte ihm seine königliche Würde nehmen.

Und was jetzt kommt, finde ich ungeheuer wichtig: das mit der königlichen Würde gilt auch für uns! Jeder Mensch ist Königin, ist König. Nicht weil wir so viel Geld oder Einfluss hätten. Sondern weil jeder von uns königliche Würde von Gott her besitzt: „Jesus Christus hat uns zu Königen gemacht“, heißt es in der Bibel. (vgl. Offb 1,6)

Liebe Hörerin, lieber Hörer, das klingt zwar gut, aber es gibt immer wieder Situationen in meinem Leben, da fühle ich mich überhaupt nicht königlich: wenn ich Schmerzen habe, wenn es kriselt in der Familie, wenn ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht, weil so viel zu tun ist; oder wenn ich von meinen Mitmenschen abgelehnt oder gemieden werde; wenn ich mich nicht angenommen und angesehen fühle. Dennoch: „Er – Christus – hat uns zu Königen gemacht.“ Unsere königliche Würde haben wir von Gott, nicht von anderen Menschen. Deshalb können Menschen sie uns auch nicht nehmen. Und deshalb bin ich bei Gott gut angesehen, egal was andere von mir denken. Für ihn ist jeder Mensch etwas Besonderes, ein König, eine Königin.

Dieses auch zu spüren, hilft mir manchmal eine Übung des Benediktiners Anselm Grün. Die möchte ich Ihnen an diesem Palmsonntag mit auf den Weg geben:

Sprecherin:

Stell dich aufrecht hin und sage dir das Wort vor: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“ […] Dann such dir etwas, was du dir auf den Kopf legen kannst – gleichsam als Krone, die du aufsetzt. Das kann ein Buch sein, ein Stein oder ein Holzstück. Lege es so auf den Kopf, dass es nicht herunterfällt.

Und dann gehe durch deine Wohnung oder durch den Garten oder durch den Wald mit der Krone auf dem Kopf und mit dem Wort „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“

Dann spüre, wie es dir damit geht. Achte nicht darauf, dass deine Krone ja nicht von dir abfällt. Sie darf durchaus auch einmal herunterfallen. Aber übe dich ein in diese innere Haltung. Die Krone zwingt dich dazu, aufrecht zu gehen. Es ist eine Gebärde deiner königlichen Würde. Und du wirst eine Ahnung bekommen von der Erfahrung, die Jesus mit diesem Wort vor Pilatus gemacht hat.

Die Menschen, die dich verurteilen, ablehnen oder unterdrücken, können dir deine Würde nicht rauben. Du hast eine unantastbare königliche Würde, die dir niemand und nichts zu nehmen vermag.

Das schenkt dir innere Freiheit – die Freiheit eines Königs und einer Königin.

(aus: einfach leben. Ein Brief von Anselm Grün Nr. 11/2012)

MUSIK IV: noch einmal A.L. Webber, Hosanna, aus: Requiem, Titel 7. (ab 01:17; oder so schneiden, dass die Musik auf 02.54 mit dem Beitrag endet)

Einen guten Palmsonntag und eine königliche Zeit wünscht Ihnen aus Essen Pastoralreferent Martin Dautzenberg.

Copyright Vorschaubild: waiting for the world CCBY 2.0 (flickr)

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