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Das Geistliche Wort | 18.05.2014 | 08:40 Uhr

DIESER BEITRAG ENTHÄLT MUSIK, DAHER FINDEN SIE HIER AUS RECHTLICHEN GRÜNDEN KEIN AUDIO.

„Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“

„Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“

Sonntag, 18.05.2014

Köln, 2014. „Alle für Kalle!“ Für Kalle aus Köln, dem im Frühjahr seine Wohnung gekündigt wurde. Rechtmäßig gekündigt, versteht sich. Deswegen kann man auch nichts dagegen sagen. Wenn es rechtens ist, kann der Gerichtsvollzieher kommen. Das ist richtig. – Ob es auch gut ist? Zumindest kann man eines sagen: Nicht alle sind für Kalle.

Guten Morgen, verehrte Hörerinnen und Hörer.

Nein, wir müssen nicht auf Kalle in Köln schauen; und den stadtweiten Protest gegen seinen Auszug und gegen die sogenannte „Gentrifizierung“ eines ganzen Stadtviertels. Was sich hier ereignet hat, geschieht in vielen deutschen Städten. Wohnungen werden aufgekauft und auf einen höheren Standard gebracht. Die Mieter können sich ihre bisherige Wohnung nicht mehr leisten. Ihnen wird wegen Eigenbedarfs gekündigt und so sitzen sie auf der Straße.

Solche Situationen erinnern mich an einen Satz aus der Bibel. Er steht im vierzehnten Kapitel des Johannesevangeliums. Dieser Satz wird heute weltweit in allen katholischen Gottesdiensten verkündet: „Jesus sagt: Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ An diesem Sonntagmorgen möchte ich mit Ihnen über diesen Vers aus der Bibel nachdenken.

„Stimmt es, dass es im Haus meines Vaters viele Wohnungen gibt?“, werden Menschen fragen, die Wohnungsnot haben wie Kalle. Wenn es stimmen sollte, dann besteht allerdings ein riesengroßer Unterschied zwischen Himmel und Erde. Da oben mag es ja viele Wohnungen geben. Hier unten gibt es derzeit diese vielen Wohnungen nicht, - zumindest nicht für Menschen wie Kalle. Wer will überhaupt noch, dass es hier unten für alle Menschen eine gute Wohnung und einen guten Platz gibt?

Musik I: Black Föös: In unserem Veedel (erste Strophe + Refrain)

Ob es für Menschen eine Wohnung und einen guten Platz gibt, hängt nicht nur ab von Hausbesitzern, von Stadt- und Gemeinderäten. Vielleicht haben Sie selbst schon einmal den Satz gehört: Für Sie ist hier kein Platz mehr. Kein Platz mehr in diesem Haus, kein Platz in einem Betrieb oder in der Gesellschaft, in einem Verein oder in einer Gruppe. Für Dich ist hier kein Platz mehr: in der Familie, in der Schulklasse, in der Pfarrei oder in einer kirchlichen Gemeinschaft, im Freundeskreis oder in der Clique.

Oder haben Sie selbst schon einmal diese Sätze gegenüber anderen ausgesprochen: „Für Sie ist hier kein Platz“. Oder: „Du bist hier nicht mehr erwünscht.?“ Vielleicht haben Sie in Abwesenheit eines Menschen Gründe vorgebracht und eine Antwort gegeben auf die Frage, warum er oder sie nun wirklich nicht mehr bleiben kann.

Der heutige Tag, der 18. Mai, erinnert daran, dass Menschen in der Deutschen Geschichte mehr als ihre Wohnung verloren haben. Heute vor fünfundsiebzig Jahren wurden die ersten Frauen ins Konzentrationslager Ravensbrück gebracht. Ihnen wurde neben dem Recht auf eine Wohnung das Recht auf einen Platz in der Gesellschaft abgesprochen und damit das Recht auf Existenz.

Es ist nur ein kleiner Schritt von der Entscheidung, den Menschen keine gute Wohnung anzubieten, bis zur Entscheidung, ihnen gar keine Wohnung zu geben; womöglich ihnen einen schlechten oder keinen Platz in unserer Gesellschaft zuzugestehen. Es stimmt wahrscheinlich, dass bei uns heute niemand auf der Straße übernachten müsste. Das heißt aber nicht: Bei uns erhalten alle eine gute Wohnung. Und das heißt leider auch nicht: Nach unseren Vorstellungen müssen alle Menschen einen guten Platz in unserer Welt haben.

Musik II:

„Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen“, dieser Satz von Jesus wird im Johannesevangelium überliefert. Dabei hatte Jesus seine ganz eigenen – nicht unproblematischen – Erfahrungen mit Beheimatung und mit Wohnstätten. Ich denke, Jesu Erfahrung ist der von Kalle nicht so unähnlich. Bei seiner Geburt gab es für die Eltern Jesu keine Herberge. Über sich selbst sagt Jesus: ‚Die Füchse haben ihre Höhlen. Er selbst wisse aber keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen solle.’ Jesus selbst weist auch darauf hin, dass seine Heimat nicht auf der Erde, sondern im Himmel ist.

Ohne Dach überm Kopf, Obdachlos: Nicht jeder, der schon einmal draußen im Freien übernachtet hat, kann mitreden. Er weiß zwar, wie es ist, wenn es nicht nur ein wenig zieht, sondern der Wind ohne Widerstand am Körper zu spüren ist. Freiwillig ohne Dach über dem Kopf zu leben, hat aber durchaus schöne Seiten: Sternenhimmel und Wiesenduft, Sonnenstrahlen und Vogelgezwitscher treffen den Menschen unmittelbar. Wer aber unfreiwillig ohne Wohnung bleibt, empfindet dies anders. Er spürt die Bedrohungen. Er denkt an Sturm und Hagel, Ratten und übelriechende Abwässer, an den Lärm der Straße und an unfreundliche Kommentare von Passanten.

Jesus erkennt die Bedeutung eines Daches über dem Kopf an, das Leib und Seele vor Schaden bewahren kann. In dem Gleichnis vom Barmherzigen Vater wird der verlorene Sohn wieder zuhause aufgenommen. Er ist glücklich, weil sein Vater ihm sagt, dass es für ihn auch nach seinem Versagen noch einen guten Platz in seinem Haus gibt. Im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter wird der Mann, der draußen den Räubern zum Opfer fiel, von einem Samariter in eine Herberge gebracht. Hier ist er sicher und braucht sich nicht vor neuer Gewalt zu fürchten. Auch im alltäglichen Leben nutzt Jesus für seine Sorge um die Menschen deren Häuser und Wohnungen. In ihnen spricht er mit den Bewohnern, heilt Kranke und setzt sich mit Sündern an einen Tisch.

Musik III:

Jesus verspricht: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ Und er geht uns voraus, um uns eine Wohnung zu bereiten. Diese Worte stehen am Anfang der sogenannten Abschiedsrede Jesu. Sie sollen trösten. Jesus will sich nicht verabschieden, ohne den Menschen, die zurückbleiben, diesen Abschied erträglicher zu machen. Sie selbst müssen noch auf der Erde weiterleben. Damit sie dies gut können, verspricht ihnen Jesus viele Wohnungen im Himmel.

Ein tolles Versprechen: Eine Wohnung im Himmel. Christinnen und Christen müssen dieses Versprechen Jesu unbedingt weitersagen. Im Himmel sind viele Wohnungen frei! Indem sie dies verkünden, haben Christinnen und Christen ihren Auftrag noch lange nicht erfüllt. Damit Kalle und andere Menschen an die Wohnung im Himmel glauben können, brauchen sie eine gute Wohnung auf Erden. Die Wohnungen auf Erden sind zwar nur vorübergehend und bieten keine bleibende Heimat. Sie ermöglichen aber, dass Menschen sich gut aufgehoben und beschützt, willkommen und angenommen fühlen.

Von den Wohnungen, die Christinnen und Christen hier auf der Erde anbieten, hängt ihre Glaubwürdigkeit ab. Menschen erleben, dass es kaum noch bezahlbare gute Wohnungen in unserem Land gibt. Wer das erlebt, der kann doch kaum glauben, dass es nicht auch im Himmel Wohnungen nur für Auserwählte gibt. Wenn Menschen auf der Erde guten Wohnraum mit elitärem Lebensstil verbinden, wie sollten sie dann nicht glauben, dass auch die Wohnungen im Himmel nur für eine Elite vorbereitet werden?

Wer sich Christ nennt, der beansprucht, aus dem Geist Jesu Christi zu leben. Das bedeutet unter anderem, sich so zu anderen Menschen zu verhalten, wie es Jesus gelehrt und gelebt hat. Wer stattdessen auf der Erde anderen Menschen sein Wohneigentum nur anbietet, um über hohe Mieten eine hohe Rendite zu erzielen, folgt mit dieser Haltung sicher nicht Jesus nach.

„Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ Dieses Versprechen Jesu verpflichtet alle christlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften. Sie müssen auf der Erde hier und heute bezeugen, dass sie an dieses Versprechen Jesu glauben. Sie bezeugen dies, indem sie ihren getauften Mitgliedern nahe legen, Heimat und Schutz, Ruhe und Geborgenheit in bezahlbarem Wohnraum zu ermöglichen. Sie bezeugen dies, wo sie selbst nicht nur für eine wie auch immer definierte Bildungs- oder Glaubenselite ihre Kirchen- und auch ihre Haustür öffnen.

Das Versprechen Jesu – „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen“ – bewahrheitet sich, wo Menschen wie Kalle schon auf Erden so wohnen, dass sie etwas von den himmlischen Zuständen ahnen können. Der garstige Graben zwischen Himmel und Erde wurde von Jesus überwunden. Das zeigt und bewahrheitet sich unter anderem überall dort, wo es viele Wohnungen im Himmel und auf Erden gibt.

Musik IV:

(Darin:) Somewhere, Giora Feidmann (Album Journey) – kann schon ab „dieses Versprechen verpflichtet alle christlichen Kirchen“ leise aufgezogen werden. Es beginnt sehr ruhig.

Dass Sie an diesem Sonntag und zu jeder Zeit auf der Erde und im Himmel mit einem guten Dach über dem Kopf leben können, wünscht Ihnen aus Münster Pater Manfred Kollig aus der Gemeinschaft der Arnsteiner Patres.

Copyright Vorschaubild: karlherl Public Domain CC0 Pixabay

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