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Kirche in WDR 5 | 07.05.2014 | 06:55 Uhr

Der Zöllner von Kafarnaum

Der Mann war ein Skandal. Eigentlich war er Levit, ein Diener im Tempel in Jerusalem. Aber er saß recht weit von Jerusalem entfernt an einer Zollstation im Norden des Landes und kassierte für Kaiser, König und in die eigene Tasche. Damit war er für anständige Menschen ein „Sünder“ und außerdem ein Kollaborateur.

Guten Morgen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer!

So hätte es weitergehen können mit dem Zöllner Matthäus, von dem das Evangelium erzählt.

Aber da stört eines Tages ein Fremder seine Kreise. Die Zollstation liegt am See Genezareth, in der Nähe von Kafarnaum, der Stadt, die Jesus zu seiner gemacht hat. Dieser Wanderprediger taucht bei Matthäus am Zoll auf und traut ihm zu, dass er mehr als Geld zählen kann. Es folgt bei ihm ein Gastmahl, bei dem Menschen zusammensitzen und feiern, die im normalen politischen und religiösen Leben nie zusammen an einem Tisch sitzen würden.

Jesus und Matthäus machen das möglich. Hier haben sie plötzlich alle Platz.

Die Gastgeber allerdings müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, selbst durch dieses Gastmahl unrein zu werden. Sie nehmen diesen Vorwurf in Kauf und halten die Türe offen – für alle. Menschen sollen heil werden können in ihrer Gemeinschaft. Und alle haben Platz: Menschen, die sich „schmutzig“ fühlen, Menschen, die durch andere Menschen beschädigt sind, verurteilt oder ausgestoßen wurden… Ein Wartezimmer gibt es nicht. Die Einladung führt unmittelbar in den Festraum, der für alle da ist. Das aber ist auch eine Zumutung für alle: Für die Auserwählten, die schon Plätze am Tisch haben und jetzt zusammen rücken müssen. Aber auch für die Dazugekommenen. Auch sie müssen Hemmungen zu überwinden: Wer bin ich, dass ich es wagen kann, mich zu „Auserwählten“ zu setzen?

Wohlgemerkt: Keiner muss weichen. Jesus ist von Gott her überzeugt, dass alle einen Ehrenplatz haben – die in dieser Welt Großen und Kleinen, Sauberen und Beschmutzten.

Eine solche Einstellung zum Leben, zu Menschen erfordert ein Höchstmaß an Barmherzigkeit. Und darum geht es dem „Lehrer der Barmherzigkeit“: Unter dem Gesetz der Barmherzigkeit Menschen in aller Verschiedenheit zusammen zu führen. Die Natur am See von Galiläa war geradezu das Bilderbuch dafür.

„Man möchte fast glauben, die Natur trage dort einen Wettstreit aus, um mit aller Mühe sämtliche denkbaren Gegensätze an einem einzigen Platz zu konzentrieren.“, so der jüdische Schriftsteller Flavius Josephus.

Im Haus des Matthäus, in Karfarnaum am See, waren alle denkbar gegensätzlichen Menschen versöhnlich vereint.

Jesus hat für diese Praxis der Versöhnung teuer bezahlt: Mit Vorwürfen, Verdächtigungen. Ausgrenzungen. Dass er sich für diese versöhnte Verschiedenheit und den gemeinsamen Tisch aller einsetzte, kostete ihn am Ende das Leben und – in späteren Jahren – die meisten seiner Jünger auch. Bis heute lebt der Ungeist der Ausschließung auch in manchen Kirchen weiter, obschon sie sich Sonntag für Sonntag auf den „Lehrer der Barmherzigkeit“ beziehen und dazu auffordern, zu handeln, wie er getan. Aber das gilt offenbar doch nicht für alle und lässt viele außen vor. Ein Gedicht bringt die Bekehrung des Matthäus zu den Vielen auf den Punkt:

nachfolge

der tag begann wie

jeder andere

er öffnete die zollstation

er schob den tisch nach vorne

er zählte das wechselgeld

er bat die leute zur kasse

er schaute ihnen nicht

in die augen

hintereinander traten sie vor

auch der eine. der fremde:

deine hände, sagte er

können mehr als geld zählen

beim abendmahl brachen

sie brot. schenkten wein ein

zerrissen alte rechnungen

beim mahl blickte er

allen in die augen

(w bruners )

Ich bin Pfarrer Wilhelm Bruners aus Mönchengladbach und wünsche Ihnen einen gastfreundlichen Tag in versöhnter Verschiedenheit.

Bildrechte: random exposure (flickr) CC-BY 2.0

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