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Radiogottesdienst | 19.11.2014 | 19:05 Uhr

80 Jahre Barmer Erklärung - Ev. Sendung zum Buß- und Bettag

O-Ton Frenkel: Also, wir haben viel drüber gesprochen. Manchmal zum Kummer meiner Mutter, die Angst hatte, verständlicherweise. Und ich war so jung, dass ich es noch ganz spannend fand. Du sollst Gott mehr gehorchen…

Autor: „Gott mehr gehorchen als den Menschen“, das sagt die Bibel. Ursula Frenkel war damals 16 Jahre alt. Heute ist sie 96. Es war die Zeit, als der Widerstand gegen die Nazis begann. Es waren nicht viele damals in der Kirche. Aber die, die dabei waren, die waren entschieden. Vor 80 Jahren versammelten sie sich im heutigen Wuppertal und verabschiedeten die „Barmer Theologische Erklärung“. Das war 1934. Heute zählt dieser Text zu den grundlegenden Bekenntnissen in der Evangelischen Kirche. Der Geist der Freiheit, den diese Erklärung atmet, der ist bis heute zu spüren:

O-Ton Frenkel: Barth hat die ja weitgehend formuliert. Ich weiß nur, dass wir alle sehr glücklich waren. Die Klarheit, die da entstanden war. Denn die Bekennende Kirche war ja vorher vorhanden, aber dass nun auch ganz klar gesagt wurde, was abzulehnen ist…

Autor: … das war für viele eine Befreiung. Der Bonner Theologieprofessor Karl Barth, er stammte aus der Schweiz, hatte die Barmer Erklärung wesentlich mitentworfen. Sie ist das wohl wichtigste Wort der Christen gegen die Nazis und die erste Erklärung dieser Art gegen jede Form von Diktatur und Vereinnahmung der Kirche durch den Staat:

Sprecher: Wie Jesus Christus Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben; durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen.

Autor: Das ist damals geistlicher Sprengstoff: Gott hat Anspruch auf unser ganzes Leben. Da darf es keinen anderen Führer geben! Das ist eine der sechs Thesen der „Barmer Theologischen Erklärung“. Jede These beginnt mit einer Art Glaubensbekenntnis und schließt mit einem klaren Nein, einer Verwerfung, die in der Kirche vorher nie so deutlich formuliert worden war:

Sprecher: Wir verwerfen die falsche Lehre, als gebe es Bereiche unseres Lebens, in denen wir nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu eigen wären, Bereiche, in denen wir nicht der Rechtfertigung und Heiligung durch ihn bedürften.

MUSIK: Chorallusion, Andre Enthöfer, Track 2 “Wohl denen, die da wandeln”

Autor: Wer vor 80 Jahren in Barmen dabei war, hatte Mut. Überhaupt: Es gehört viel Mut dazu, sich zu bekennen. Das eine ist der Mut, sich zu entscheiden, was für einen selbst richtig ist und was falsch. Und das zweite ist der Mut, das dann auch, wie in Barmen, öffentlich kund zu tun. Also gegen die herrschende Meinung, gegen den Zeitgeist. Und sich damit auch selbst in Gefahr zu begeben, sich zumindest angreifbar zu machen. Ursula Frenkel, sie lebte damals in Langerfeld und war Tochter von Pfarrer Georg Lohmann, erinnert sich an heftige Debatten:

O-Ton Frenkel: Man ist ja auch angefochten, und wenn man nun weiß, der Weg ist richtig und davon waren wir wirklich überzeugt und das stimmte auch. Es stimmt bis heute!

Autor: Der Riss ging damals durch die Kirche: Auf der einen Seite, oft in der großen Mehrheit, die sogenannten „Deutschen Christen“ auf der Linie Hitlers und der Nazis. Und auf der anderen Seite die Christen der „Bekennenden Kirche“. Der Riss ging auch durch viele Familien. Auch durch die Familien vieler Pfarrer, wie bei Ursula Frenkel:

O-Ton Frenkel: Und einer meiner Schwäger, der musste den Eid auf den Führer ablegen und wegen seiner ablehnenden Haltung würde er sonst aus der sächsischen Kirche ausgeschlossen, der hatte drei kleine Kinder. Er hat ihn abgelegt, den Eid, und wer will ihm das verdenken. Das wäre so die Linie meiner Mutter, ja, an die Familie denken, an ihr Wohlergehen, an ihre Sicherheit.

Autor: Es war ein Abwägen: Wenn ich widerspreche, bin ich dann bereit, die Folgen zu tragen? Diese Frage stellt sich immer wieder für Menschen, die bereit sind, Widerstand zu leisten. Was bedeutet das für mein Umfeld, meine Familie, meine Kinder ...

O-Ton Frenkel: Mein älterer Bruder war begeisterter HJ-Mann, begeisterter Sportler und damit haben sie ja die Leute geangelt ja, mit Gemeinschaftsabenden Ich glaube nicht, dass er… Der war im Grund nicht sehr interessiert. Der war an den Sportveranstaltungen interessiert, an den Lagerabenden. Das alles ist in einer Familie möglich gewesen!

MUSIK: Chorallusion, Andre Enthöfer, Track 8 „Sollt ich meinem Gott nicht singen”

Autor: Heute ist Buß- und Bettag. Ein evangelischer Feiertag. Ein Tag, der daran erinnert: Den perfekten Menschen gibt es nicht. Jeder Mensch steht immer wieder neu vor der Aufgabe, für sich und sein Umfeld die richtigen Entscheidungen zu fällen. Man kann richtig liegen, und die Entscheidung bewährt sich, auch in der Rückschau. Und man kann irren, manchmal sehr schmerzhaft und tragisch. – 80 Jahre ist Barmen her. Auf welcher Seite hätte ich gestanden? In der Gemarker Kirche, dem Ort der Bekenntnis-Synode in Barmen vor 80 Jahren, gibt es heute eine Ausstellung.

O-Ton Engels: Und da wird sehr deutlich, dass selbst geringer Widerstand, aus unserer Perspektive heute geringer Widerstand, das heißt also das Vorlesen von verbotenen Fürbitt-Listen im Gottesdienst, das Halten von Abkündigungen, die nicht erlaubt waren, das führt ja schon dazu, dass manche Pfarrer sofort ins Gefängnis gekommen sind. Das hatte für die Familien eine große, große Bedeutung. Das heißt, viele wussten nicht, wenn der Vater oder der Ehemann plötzlich abgeholt worden ist, ob der jemals wiederkommt, wann er wiederkommt.

Autor: sagt Pfarrer Martin Engels, er hat die Ausstellung in Barmen konzipiert.

O-Ton Engels: Von daher bin ich sehr, sehr zurückhaltend, wenn ich sehe aus meiner Geschichtsschau zurück, wo auf welcher Seite ich gestanden hätte.

Autor: Und doch ist beachtlich, wie viele sich damals unter dem Dach der Bekennenden Kirche zusammenfanden. In Barmen waren es 139 Persönlichkeiten, Vertreter aus 18 Landeskirchen aus ganz Deutschland, die die Erklärung unterschrieben. Wo fanden die Menschen wohl diese „frohe Befreiung“, wie es in der Erklärung heißt, woher bekamen sie ihre Kraft, ihr Gottvertrauen?

O-Ton Engels: Die fröhliche Freiheit kann man möglicherweise tatsächlich anhand der Lieder, die wir auch in der Ausstellung haben, spüren. Man merkt, dass die Synodalen, die 1934 hier gesungen haben, die finden darin ihre Vergewisserung.

MUSIK: Chor mit Orgel: „Ich steh in meines Herren Hand“

(Aufnahme der Choräle des Gottesdienstes zur Barmer Synode 1934 durch die Barmer Kantorei in der Gemarker Kirche zur aktuellen Ausstellung)

O-Ton Engels: Und die finden darin ihre Vergewisserung, dass nicht die Lieder, die die Nationalsozialisten singen, dass das ihre Gemeinschaft zusammenhält. Und dass es nicht der Gleichschritt ist, sondern dass es wirklich der Glaube an Jesus Christus ist, der Glaube an den einen Gott ist, der in Jesus zu uns kommt, dass es das ist, was sie zusammenhält und auch die Grundlage gibt für das, was danach kommt.

Autor: Glauben schöpft aus Musik. Es waren die alten Lieder und Choräle, die Kraft gaben und die Reformierte und Lutheraner miteinander verbanden, also evangelische Christen unterschiedlicher Konfession, die sich damals noch ziemlich fremd waren. Es entstanden in dieser Zeit viele neue geistliche Lieder. Zum Teil ganz einfache, schlichte, die aber doch entschiedene Widerstandslieder waren. Darunter ein Kinderlied aus dem Jahr 1934 von Arno Pötzsch:

Musik: Meinem Gott gehört die Welt, …(Kinderchor)

Sprecher (overvoice):

Meinem Gott gehört die Welt

Meinem Gott das Himmelszelt,

ihm gehört der Raum, die Zeit,

sein ist auch die Ewigkeit.

Autor: „Meinem Gott gehört die Welt.“ Ihm allein! Nicht einem Führer oder sonst einem Despoten. Was heute so naiv klingt, das war vor 80 Jahren mitnichten nur ein Kinderlied. Das war brandaktuelle kirchenpolitische Zeitansage. Und gerade diese Lieder stärkten das Gottvertrauen. So erinnert sich auch Gisela Biermann. Ihr Vater, Pfarrer Paul Theodor Biermann, und ihre Mutter waren ebenfalls Mitglieder der Bekennenden Kirche:

O-Ton Biermann: Was wir brauchten war einen Standort und eine „gesunde Lehre“, und nicht so allgemein so ein bisschen tja frommes Gehabe. So ein wunderbares Lied gab es da von Jochen Klepper: Singt Gott, lobsingt deinen Namen“. Also das Wort gibt Kraft, das waren alles so Verse, und von denen lebten wir auch.

MUSIK: Chorallusion, Andre Enthöfer, Track 14 „Gott liebt diese Welt”

Autor: Gisela Biermann ist heute 93 Jahre alt. Die Erfahrungen in ihrem Elternhaus, die sie als junges Mädchen mitbekommen hat, haben sie bis heute geprägt. Barmen – Das ist für sie auch die Botschaft: Kirche darf nicht unpolitisch sein!

O-Ton Biermann: Evangelium hat immer was mit Politik zu tun. Das haben wir damals schon begriffen. Es geht nicht nur um eine Innerlichkeit des Glaubens und die Frömmigkeit, sondern Christsein bedeutet auch politisch handeln! Aber darum wichtig, wichtig diesen festen Grund auf dem Wort Gottes. Wir hatten ein Bild damals, daran erinnere ich mich noch immer, das war das Bild vom Zirkel. Das haben wir auch in der Jugendarbeit auch viel gebraucht. Ja, der eine Schenkel, der muss im Wort Gottes stehen, und dann kann der andere Schenkel ganz weit gehen. Und das ist ganz wichtig, dass wir ganz weit und offen sind für die anderen Dinge.

Autor: Glauben macht einen gelassen, die Dinge der Welt sehr offen wahrzunehmen, aber auch richtig und kritisch einzuordnen. Das hat Gisela Biermann erfahren und auf sympathische Weise zu ihrem Lebenscredo gemacht. Und so hat ihr Glauben ihr ein Leben lang viel Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein geschenkt. Wie hieß es in der zweiten Barmer These…

Sprecher: Durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen.

Autor: Diese „frohe Befreiung“, die der Glauben schenkt, ist bei Gisela Biermann heute noch zu spüren, wenn sie aus dieser Zeit erzählt:

O-Ton Biermann: Ich war damals ein Prototyp eines deutschen Mädchens groß, sportlich, lange Zöpfe, gesund und kräftig und konnte schön singen und hatte also wohl auch so Gaben zur Führung, und darum wurde ich immer wieder umworben. Aber die Ideologie, die nationalsozialistische Weltanschauung, die war konträr zu meinem christlichen Glauben. Und der war für mich entscheidend. Und da hatten einmal meine Eltern die Grundlagen gelegt, dafür bin ich ihnen bis heute dankbar.

Autor: Dazu kam dass Gisela Biermann im Pfarrhaus ihrer Eltern in Mühlheim-Stierum früh mit der Bibel in Kontakt kam, vor allem in den „MBK“s, den Mädchenbibelkreisen:

O-Ton Biermann: Dann war in unserer Zeit damals ganz wichtig, dass wir viel mit der Bibel gearbeitet hatten, um, wie es damals hieß, eine „gesunde Lehre“ zu haben. Mein Elternhaus, sagte ich immer, unser Pfarrhaus hatte Gummiwände. Wenn ich also Geburtstag hatte, durfte ich also beliebig viele Freundinnen einladen, gleich mal für zwei, drei Tage übers Wochenende, wenn es ging, und dann kam immer – zufällig – kam unsere MBK-Reisesekretärin auch gerade mal wieder zu meinen Eltern, das war aber alles abgesprochen, und wir erwarteten von ihr immer dann eine handfeste Bibelarbeit. Also, das ist für heutige Jugend wahrscheinlich unvorstellbar, aber das war so aktuell und so für unsere Situation, dass es uns ganz, ganz entscheidend geholfen hat.

MUSIK: Chorallusion, Andre Enthöfer, Track 7 „Lobet den Herren, alle die ihn ehren”

Autor: Die Bibel, sie ist für Gisela Biermann zu einem Widerstandsbuch geworden. Die Geschichten von Jesus, sein Umgang mit den Menschen, seine Nächstenliebe und sein Vertrauen auf Gott sind Beispielgeschichten für das eigene Leben. Gisela Biermann hat darum eine große Bitte:

O-Ton Biermann: Sorgt dafür, dass ihr ein Fundament habt, um einen Standort zu haben, wo ihr stehen könnt. Nicht wie Luther, der sagt „Hier stehe ich, und kann nicht anders!“, so muss es vielleicht nicht gerade sein, aber dass ihr eine Orientierung habt, wo sind meine Maßstäbe, heute redet man von den Werten, um den Versuchungen unserer Zeit nun auch zu widerstehen. Uns hat es unendlich geholfen, dass wir, auch als es am Ende verboten war, wir kamen ja zu Freizeiten zusammen in kleinen Gruppen, dass wir da immer Bibelarbeit gemacht haben.

MUSIK: Chorallusion, Andre Enthöfer, Track 7 „Lobet den Herren, alle die ihn ehren”

Autor: Vor 80 Jahren wurde die „Barmer Theologische Erklärung“ verabschiedet. Sie ist – aus der Rückschau gesehen – ein Meilenstein der Kirchengeschichte. Viele evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer werden heute auf dieses Bekenntnis ordiniert, das heißt in ihren Dienst berufen. Die Erklärung selbst hat das Wort „Bekenntnis“ damals vermieden. Aber genau das ist sie: ein Bekenntnis des Glaubens und ein Wort gegen jeden Versuch der Mächtigen unserer Welt, sich wie Gott aufzuspielen. Darin bleibt sie aktuell. – Eine Sache war damals nicht im Blick:

O-Ton Biermann: Dass die Barmer Synode damals, die Barmer Erklärung sich der Judenfrage nicht angenommen hat, das ist ein ganz großes Schuldkapitel und darum ist es gut, dass die siebte These in Stein als Synagoge auf dem Grundstück da steht in Barmen.

Autor: Die evangelische Kirche hat nämlich einen Teil des Grundstücks der Gemarker Kirche, also dort, wo vor 80 Jahren die Barmer Bekenntnis-Synode tagte, der jüdischen Gemeinde geschenkt. Und die hat dort, Tür an Tür zur Kirche, eine Synagoge erbaut. Pfarrer Martin Engels:

O-Ton Engels: Beide Gottesdiensträume gucken sich sozusagen gegenseitig an. Wir feiern Gottesdienst im Horizont des anderen. Und das ist etwas, was ganz wichtig ist: Wir können hier keinen Gottesdienst mehr feiern ohne die Jüdinnen und Juden hier in Wuppertal oder der Welt zu übersehen. Das treibt auch zu einer großen Verantwortung. Aber das ist nicht auf einer theologischen Ebene, sondern es ist schon etwas Besonderes am Freitagabend den Rabbi auf der Gemarker Straße zu treffen und ihm „Schabbat schalom“ zu wünschen. Dann weiß man, dass das Judentum zu Deutschland gehört und dass das eine Normalität ist, die wir hier in Wuppertal immer mehr leben.

Autor: Der Geist von Barmen weht weiter…

O-Ton Engels: Wir müssen weiter schreiben, wir müssen sozusagen weiter denken, wir müssen weiter theologisch denken und dazu gehört, dass wir das Verhältnis von Christentum und Judentum neu bedenken, und dass das konstitutiv zu unserem Christentum gehört, zur Art und Weise, wie wir glauben. Und das wird hier, indem wir uns wirklich ein Grundstück teilen, faktisch mehr oder weniger auf einem Grundstück liegen, das symbolisiert das sehr eindrücklich für alle, die hier vorbeikommen und sehen, da gibt es keinen Zaun dazwischen. Man steht nebeneinander in guter Nachbarschaft.

MUSIK: Chorallusion, Andre Enthöfer, Track 9 „Kommt herbei, singt dem Herrn”/Volkslied aus Israel

Autor: Der Geist von Barmen weht weiter. Das sagen alle, die damals in der Bekennenden Kirche mit dabei waren und davon noch erzählen können. Die Konflikte in Deutschland waren heftig. Für viele ging es um Leben und Tod. Und doch gibt es immer wieder Geschichten, die etwas Versöhnliches haben. Ursula Frenkel erinnert sich an ein zufälliges Wiedersehen nach dem Krieg mit ihrem Lateinlehrer aus der Zeit:

O-Ton Frenkel: … ging ich so einen Waldweg hoch und ging an einem älteren Ehepaar vorbei. Und fühlte mich irgendwie aufgespießt von hinten, drehte mich um, mein alter Lateinlehrer. „Ach“, sagte ich, „Herr Eckel“. Der hatte immer groß getönt „Unser geliebter Führer und Reichskanzler Adolf Hitler“. Und dann sagt er: „Ach, und ich dachte schon, Sie verachteten mich.“ Der hatte Verfolgungswahn. Und dann habe ich mir überlegt, das war ein schwacher Mensch. Der hat auf den Kaiser geschworen, der hat auf die Weimarer Republik geschworen und der hat auf Adolf geschworen. Und als das alles zusammenbrach, da brach seine innere Kraft zusammen. Ich war ja so froh, dass ich mich umgedreht habe.

Autor: Der Geist von Barmen weht weiter. Auch für Gisela Biermann:

O-Ton Biermann: Ich habe aus dieser Zeit für mich persönlich gelernt, einmal auch mutig zu sein, auch Verbotenes zu tun, notfalls auch Unwahrheit zu sagen, wenn es um Rettung von Menschen ging. Ich bin ja später viel rüber, hatte Kontakt in die DDR, und bin da ja auch verhört worden und das musste ich das auch lernen. Ich bin nachher auch noch oft mit Gruppen in die Sowjetunion, da sind wir auch mal furchtbar verhört worden, weil wir Bibeln geschmuggelt haben. Aber dieses etwas Wagen und Tun und nicht von vorneherein sagen, das geht nicht, das darf man nicht und so, das ist etwas, was ich aus jener Zeit auch mit in mein Leben genommen habe. Punkt.

MUSIK: Chorallusion, Andre Enthöfer, Track 9 „Kommt herbei, singt dem Herrn”/Volkslied aus Israel

Autor: Die Zeit des Widerstands gegen die Nazis lebt weiter durch die Zeitzeugen und ihre Geschichten. Es ist mir wichtig, diese Geschichten zu bewahren. Barmen vor 80 Jahren ist für mich ein Glaubensbekenntnis von unschätzbarem Wert. Gisela Biermann hat dieses Bekenntnis auch zu ihrem persönlichen Bekenntnis gemacht.

O-Ton Biermann: Mein Konfirmationsspruch, den mir mein Vater, hat mir auch in die Bibel geschrieben, ein Wort in schwerer, ernster Zeit, 1935, sind bekannte Worte aus dem Psalm 86: „Weise mir Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit. Erhalte mein Herz bei dem Einen, dass ich deinen Namen fürchte.“ Das ist mir Leitwort gewesen und auch immer wieder Orientierung.

Autor: Das ist die Erfahrung der Bekennenden Kirche: Bibelverse geben dem Leben eine Orientierung. Viele Menschen – ich auch – haben diese Verse bei der Taufe bekommen, der Konfirmation, der Trauung. Und sie entfalten ihre Kraft besonders dann, wenn es wichtig wird. Und in neuen Lebenssituationen durchaus noch einmal anders:

O-Ton Biermann: Dieses Wort, dass ich nach seiner Weisung frage, ja, und nicht immer das, was wir mit unserer menschlichen Klugheit meinen, ja; und das ist mein Gebet bis heute, diese „weise mich“, jetzt in meinem hohen Alter, weise mir, was ist heute dran und was ist nicht mehr dran, ja. Und erhalte mein Herz bei dem Einen fest. Das Herz will mal dahin und mal dahin und so weiter. Das ist ja ´ne sehr einflussreiche Geschichte in meinem Leben, so ´nen Herz … und da dieses „Erhalte es bei dem Einen“, dass ich deinen Namen fürchte oder ehre oder liebe.

Autor: So ist es bei Gisela Biermann. Das wünsche ich mir auch: im Glauben fest zu bleiben. „Wer glaubt, übernimmt Verantwortung“ heißt es am Ende der Ausstellung zur Barmer Synode in Wuppertal. Gemeint ist damit: Wer an Gott glaubt, der übernimmt Verantwortung für das eigene Leben wie für das seiner Mitmenschen. Ich wünsche uns, dass wir – wenn es nötig ist –in unserem Glauben auch den Geist des Widerstands finden. Und ich wünsche mir dazu Lieder, Worte der Bibel und einen Geist der Freiheit, aus dem ich schöpfen kann, so reich wie die Menschen vor 80 Jahren in Barmen.

Damit verabschiede ich mich von Ihnen, Ihr Pfarrer Joachim Gerhardt aus Bonn.

MUSIK: Chorallusion, Andre Enthöfer, Track 9 „Kommt herbei, singt dem Herrn”/Volkslied aus Israel

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Internetfassung ohne Musik

Musikinformation:

Alle Titel:

CD-Titel: „Chorallusion“ von Andre Enthöfer

Musik: Andre Enthöfer (Saxofon- und Klarinetten-Improvisationen zu klassischen evangelischen Gesangbuchliedern)

Eine CD-Produktion „evangelisch in Wuppertal“ (2011)

Label: Becky Records

LC 15652

Außer:

Chor mit Orgel: „Ich steh in meines Herren Hand“

Einspielung der Barmer Kantorei, die die Choräle des Gottesdienstes zur Barmer Synode 1934 zur aktuellen Ausstellung „Gelebte Reformation – Barmer Theologische Erklärung“ in der Gemarker Kirche neu eingesungen hat (Wuppertal 2014). Die Aufnahme ist rechtefrei.

Meinem Gott gehört die Welt

CD-Titel:Singt alle mit, CD zum Liederbuch

MP 3- Album Best.-Nr. 128265-2-000

Track-Nr.3

Track-Länge:1:53

Text:Arno Poetzsch

Melodie:Christian Lahusen

Chor:Kinderchor und Ensemble

Leitung: unbekannt

LC-Nr.: unbekannt

Verlag:Bischoff Verlag

Bilder: ekir / Susanne Pfannschmidt

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