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Das Geistliche Wort | 26.12.2014 | 08:40 Uhr

„Ende der Weihnachtsidylle“

Einen guten Morgen aus Köln!

Wie schnell doch die Stille der heiligen Nacht zerreißen kann –

wie bald der Zauber von Weihnachten zu Ende ist!

Gestern am 1. Weihnachtstag wurde in den Kirchen noch die Botschaft vom Frieden auf Erden besungen. Heute dagegen ist von Mord und Totschlag die Rede.

Der 2. Weihnachtstag ist in der Kirche der Gedenktag des heiligen Stephanus,

des ersten Märtyrers der christlichen Religion. In seiner Geschichte geht es ziemlich laut und schrill zu, da zerbricht jegliche Weihnachtsidylle.

In der Apostelgeschichte heißt es (Apg. 6, 8-10; 7, 54-60):

Sprecher:

In jenen Tagen tat Stephanus voll Gnade und Kraft Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Doch einige von der sogenannten Synagoge der Libertiner und Zyrenäer und Alexandriner und Leute aus Zilizien und der Provinz Asien erhoben sich, um mit Stephanus zu streiten; aber sie konnten der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach nicht widerstehen.

Als sie seine Rede hörten, waren sie aufs äußerste über ihn empört und knirschten mit den Zähnen. Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und rief:

„Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen!“

Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten gemeinsam auf ihn los, trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß.

So steinigten sie Stephanus; er aber betete und rief. „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ Dann sank er in die Knie und schrie laut: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ Nach diesen Worten starb er.

MUSIK I

Stephanus war kein abgehobener Heiliger, kein heiliger Träumer.

Er lebte nicht in einer Welt der beschaulichen Meditation und frommen Sprüche.

Stephanus gehörte zu den ersten Christen und war Diakon. „Diakon“ heißt so viel wie: „Diener, Helfer, Kümmerer“. Und als ein solcher stand er mitten im Leben der ersten Gemeinde in Jerusalem.

Das tägliche Brot für alle zu beschaffen, die es sich nicht mehr selbst kaufen

und besorgen konnten, ist sein vordringlichster Auftrag gewesen.

Hungernde zu speisen, Durstigen zu trinken zu geben, Nackte zu bekleiden, Fremde zu beherbergen, Kranke zu besuchen, sich um Gefangene zu sorgen und Tote in Würde zu verabschieden: Das sind bis heute die sogenannten „Werke der Barmherzigkeit“ und damit Dienstanweisung für Diakone und alle, die den Glauben erden wollen.

Copyright Vorschaubild: Hl._Stephanus Rufus 46 CCBY-SA 3.0 wikipedia_Detail_um_1520-30-1

„Stephanus“ ist ein griechischer Name. Er deutet darauf hin, dass sein Träger ausländische Wurzeln hatte. Heute würde man von einem Menschen mit Zuwanderungsgeschichte oder Migrationshintergrund reden.

Gerade darum war er aber wohl der Richtige, um den griechisch sprechenden Mitglieder der ersten Christengemeinde Hilfestellungen zu geben und ihnen das Leben in einer fremden Umgebung zu ermöglichen: eine Aufgabe, die ja auch heute angesichts der vielen Flüchtlinge unter uns zur großen Herausforderung wird.

MUSIK II

Stephanus war nicht nur ein frühchristlicher Sozialarbeiter,

der für das leibliche Wohl sorgte. Ganz im Sinne des biblischen Wortes

wusste er, dass der Mensch nicht vom Brot alleine lebt.

Darum erzählte er auch mit Begeisterung von der Hoffnung, die ihn erfüllte. Stephanus war ein leidenschaftlicher Anhänger des Jesus von Nazareth.

Er glaubte, dass Gott diesen Jesus geschickt und durch ihn geredet und gehandelt hatte. In ihm sah er alle Versprechen Gottes an sein Volk Israel erfüllt.

Durch Jesus hatte eine neue Welt des Friedens und der Gerechtigkeit begonnen.

Und auch wenn Menschen ihn verworfen und getötet hatten,

Gott hatte ihn zu sich erhöht und an seine rechte Seite gestellt.

Mit Überzeugung und Kraft und wohl auch recht erfolgreich sprach Stephanus davon. Seinen Herrn Jesus wollte er allen Menschen als Retter bezeugen.

Das ging so weit, dass er sagte, er sehe den Himmel schon offen

und Jesus als den letzten Richter zur Rechten Gottes stehen.

Das brachte ihm heftigen Widerspruch ein und den Vorwurf der Gotteslästerung.

Am Ende wurde er für diese Sicht Jesu durch einen fanatisierten Mob öffentlich gesteinigt: So fand er den Tod.

MUSIK III

Stephanus war für seine religiöse Überzeugung gestorben. Aber er war kein spiritueller Flüchtling.

Er träumte zwar auch vom Glanz des Himmels.

Aber er stand mit beiden Beinen auch fest auf der Erde.

Er sah die Probleme und Sorgen der Menschen und auch das Unrecht, das geschah.

Er war keiner, der Menschen allein auf’s Diesseits vertröstet hat,

keiner, der sich von der Erfüllung aller Wünsche und Bedürfnisse

schon die Fülle und das Glück des Lebens erhoffte.

Allein auf Geld und Dinge zu vertrauen, wäre ihm zu wenig gewesen.

Bei Stephanus ging es um mehr: Stephanus ist einen Weg zwischen Himmel und Erde gegangen.

Er hat für das tägliche Brot auf der Erde gesorgt und sich zugleich dafür eingesetzt, dass Gottes Wille geschieht „wie im Himmel so auf Erden“.

Gerechtigkeit und Frieden, Vergebung und Versöhnung, Mitgefühl und Dankbarkeit

sollen sich auf der Erde ausbreiten und stark werden. Das war sein Anliegen!

Und das geschieht bis heute da, wo Menschen beginnen, zu teilen und Anteil zu nehmen,

wo sie einander gelten lassen, bereit sind Hass und Streit zu überwinden

und das Gute nicht vergessen, das sie erfahren haben.

MUSIK IV

Die Kirche feiert das Fest des hl. Stephanus einen Tag nach Weihnachten.

Mir macht dieses Zusammentreffen von Gottesgeburt und Blutzeugnis eines Märtyrers zwei Dinge deutlich:

Zum einen, was das für eine Welt ist, in der Gottes Sohn Mensch wurde:

nämlich keine Weihnachtsidylle, keine Wintermärchenlandschaft voller Jingelbells,

sondern eine Welt in der immer wieder blinder Hass und brutale Gewalt aufbrechen bis in unsere Tage hinein.

Zugleich öffnet Stephanus aber auch den Blick dafür, wohin Menschen kommen,

die trotzdem Gottes Wege gehen und sich auf Wahrheit, Güte und Gerechtigkeit einlassen.

Weihnachten und das Martyrium des Stephanus sagen mir: Ich komme vielleicht nicht um das Dunkle und Schwere in dieser Welt und in meinem Leben herum,

aber ich darf den Himmel Gottes darüber schon offen sehen.

Stephanus steht damit ganz nahe bei dem Kind von Bethlehem:

Denn es kam in einer dunklen Nacht in einem Notquartier zur Welt

und zugleich verkündeten Engel den Beginn des Friedens für alle Menschen.

Jahre später wird dieses Menschenkind dann draußen vor der Stadt Jerusalem

unter einem verfinsterten Himmel grausam zu Tode gebracht. Doch gerade von diesem Menschen wird es heißen, er sei das Licht und die Hoffnung der ganzen Welt. Weil Stephanus dieser Botschaft vertraute, konnte er sogar mit seinem Leben bezeugen: Am Ende werden nicht Hass und Gewalt das letzte Wort haben!

Am Ende steht der Himmel offen; am Ende wird sich vollenden,

wovon die Engel in der Weihnacht gesungen haben

und was die Kirche immer wieder in den Nächten der Erde anstimmt:

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden …“

MUSIK V

Am Ende steht der Himmel offen. Das glaubte Stephanus

und darum konnte er sogar für seine Verfolger noch beten.

„Wer’s glaubt wird selig!“ mögen manche denken

und den Märtyrer Stephanus nur milde belächeln.

Für mich macht Stephanus glaubwürdig, dass er sein Leben einsetzte

und seinen Feinden vergeben hat.

Sein Beispiel hat übrigens schon damals Menschen berührt.

Da gab es nämlich einen jungen Mann, der seiner Steinigung zusah.

Zunächst billigend und aus Überzeugung, dass diese Hinrichtung richtig sei.

Später aber muss er nachdenklich geworden sein.

Und wieder Jahre später ließ er sich dann selber taufen und wurde Christ.

„Saulus“ hieß dieser Mann und wurde zum Apostel Paulus.

Der wurde sogar der größte Missionar der Kirche und sollte am Ende

auch seinen Glauben mit seinem Sterben bezeugen.

Einen Tag nach Weihnachten vom Märtyrer Stephanus zu hören,

das muss nicht erschrecken oder verstimmen.

Das Fest des Blutzeugen Stephanus will nicht die Weihnachtsfreude verderben,

sondern im Gegenteil, es will sie vertiefen; es will widerstandsfähig machen,

damit die Hoffnung nicht wie Seifenblasen zerplatzt,

sondern dem Alltag nach Weihnachten standhält,

denn der Alltag ist ja in der Regel auch keine Idylle!

Übrigens: Ein Märtyrer unserer Zeit,

der evangelische Pastor Dietrich Bonhoeffer,

hat das 1944 einmal so gesagt:

„Gott führt uns nicht am Schweren vorbei,

aber er führt uns hindurch!“

Einen gesegneten 2. Weihnachtstag wünscht

Ihr Pfarrer Jürgen Martin aus Köln.

Copyright Vorschaubild: Rufus 46 CCBY SA 3.0 wikipedia

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