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Kirche in WDR 5 | 16.03.2015 | 06:55 Uhr
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Träume retten
Guten Morgen. Wir sind mitten in der Passionszeit. Ich erinnere mal daran, weil die Kirchenjahreszeiten nicht mehr so im Bewusstsein unserer Gesellschaft sind. Also: die Passionszeit. Zwischen Aschermittwoch und Ostern. Sie war mal dazu gedacht, die letzten Phasen im Leben des Jesus von Nazareth mit zu gehen, ja mit zu leiden. Den Weg ans Kreuz, in den Tod. Und am Beispiel dieses Leidensweges sollten auch wir uns auf ein wesentliches Merkmal irdischen Lebens einstimmen: Unser Weg geht auf ein Ende zu und wir werden uns irgendwann aus dieser Welt verabschieden müssen. Gut, jeder von uns, der ein paar Jahre auf dem Buckel hat, hat auch schon ein paar Abschiede hinter sich gebracht – mal schlecht, mal recht. Das tut immer weh, vor allem, wenn die Abschiede nicht gewollt sind, sondern einem aufgezwungen werden. Und plötzlich ist das Leben nichts mehr wert. Über allem liegt ein Schatten. Schön wäre es, wenn es etwas gäbe, was einen hier im Leben hält. Na ja, es gibt da schon was. Es sind unsere Träume. Nicht alle, aber doch recht viele. Aber mit den Träumen ist das so eine Sache. Die Bibel bewahrt eine Menge Geschichten auf von Träumen und Träumern. Große Träume und große Träumer. Ich will es heute Morgen kleiner machen und die Geschichte von Ruby Tuesday erzählen, die auch in der Bibel stehen könnte. Besser noch: Ich lass die Geschichte einfach singen:
Musik: Ruby Tuesday, Track 1 von CD the best of Melanie, Komp./Text Jagger / Richards, Buddha records inc., issued under license from castle communication pic., 1991, MCCD 011; Label: Ar-Express (Sony Music); LC-Nr.: 99999; Best.Nr. unbekannt, EAN 0743215585022
Autor: (Overvoice) Irgendwann war sie da, sagte nicht woher sie kam, das Gestern war ihr egal, weil vorbei. Egal auch, ob es heller Tag war oder tiefste Nacht. Sie kam und sie ging, niemand wusste wieso und warum. Sie behauptete ihre Freiheit. Sie wollte nicht an ein Leben gebunden sein, in dem es nichts zu gewinnen und nichts zu verlieren gibt und gleichwohl so viel kosten kann. Das alles Entscheidende aber ist - so ihre Botschaft: Du hast keine Zeit zu verlieren in deinem Leben. Deine Träume musst du fangen, bevor sie dir weglaufen. Denn - und das ist die Botschaft aller Träume: Wenn du sie verlierst, kannst du deinen Verstand verlieren.
Autor: Es geht also nicht nur um die Träume, die uns nachts überfallen, sondern auch die Träume, denen wir uns hellwach hingeben; die uns träumen lassen von einem glücklichen, erfüllten Leben, die uns aufrichten können, wenn das Leben uns beugen will, die uns hoffen lassen in Zeiten, in denen es nichts für uns zu hoffen gibt. Ja, so ist das Leben. Wünsche, Bedürfnisse, Sehnsüchte, Träume kommen und gehen. Woher sie kommen und wohin sie führen? Wer weiß das schon. Sie behaupten ihre Freiheit. Aber hätten wir diese Träume nicht, könnten wir unseren Verstand verlieren. Nichts macht unser Leben kaputter, als wenn wir unsere Träume aufgeben. Unser Leben ist viel reichhaltiger, als wir so gemeinhin denken. Es hält kleine und größere Abenteuer für uns bereit, unsere Neugier führt uns auf anregende Wege. Wir haben die Stärke, an Grenzen zu gehen und – warum auch nicht - mal eben kurz darüber. Und all diese bunte Vielfalt bewahren wir in unseren Träumen auf, bei Tag und bei Nacht. Und sie helfen uns über alle Abschiede hinweg. Fangen wir also ein, was uns träumen lässt, bevor es nichts mehr zu träumen gibt. Und vielleicht – wer mag das schon ausschließen, erfahren wir durch sie etwas von dem guten Plan, den Gott für uns bereithält.
Glaubt zumindest Ihr Pfarrer Gerd Höft aus Düsseldorf.