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Kirche in WDR 5 | 08.04.2015 | 06:55 Uhr

Liebender Blick

Guten Morgen!

Wenn Verliebte mehr oder weniger offensichtliche Macken am Partner oder der Partnerin übersehen, heißt es schnell: Liebe macht blind. Das ist ja wenig schmeichelhaft. Aber dahinter steckt die Warnung, nicht nur den Gefühlen zu folgen, sondern auch den Verstand zu gebrauchen bei der Wahl des Partners oder der Partnerin

Allerdings haben Wissenschaftler herausgefunden, dass die Liebe zu einem Menschen nicht nur blind macht für die Unzulänglichkeiten, sondern auch für die Reize anderer Menschen. Wer also jemanden liebt, hat quasi Scheuklappen auf den Augen, die die Wahrnehmungen von alternativen Partnerinnen und Partnern verringert – mögen sie noch so attraktiv sein. Und das kann helfen, treu zu sein – so die Wissenschaftler.

Wie dem auch sei.

Liebe kann auch die Augen öffnen und tiefer schauen lassen, weil sie nicht beim äußeren Erscheinungsbild stehen bleibt: Ein liebender Blick lässt auf einmal eine ganze Geschichte in einem neuen Licht erscheinen.

Und genau davon berichtet die Bibel bei der Begegnung am Ostertag zwischen dem auferstandenen Jesus und Maria von Magdala. Sie hatte Jesus lange begleitet, ihn gehört und erlebt. Ja mehr noch: Jesus hatte sie von sieben Dämonen befreit und geheilt. Schließlich war sie sogar dabei gewesen, als er am Kreuz hingerichtet wurde. Jetzt war sie zum Grab Jesu gekommen – wahrscheinlich aus Sehnsucht und aus Trauer. Aber sie findet das Grab leer und weint. Da tritt plötzlich Jesus auf sie zu, den sie allerdings nicht erkennt, und er fragt sie: „Frau, warum weinst du? Wen suchst du?“ Sie hält ihn für den Gärtner und fragt: „Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.“

Offenbar ist Maria mit Blindheit geschlagen, sie sieht nur das leere Grab und erwartet nur einen Toten. Ihre Liebe gehört noch dem verstorbenen Jesus, hängt dem Vergangenen nach und macht sie blind für etwas Neues.

Dann aber spricht sie Jesus erneut an und nennt ihren Namen: „Maria!“ Und genau das ist so etwas wie eine Initialzündung, die ihre Liebe zu Jesus neu wachruft. Und sie antwortet darauf mit: „Rabbuni!“ Die Bibel übersetzt sehr vereinfachend: „Das heißt. Meister.“ Der große jüdische Theologe und Schriftsteller Schalom Ben-Chorin schlägt dagegen vor, „Rabbuni“ zu übersetzen mit: „mein lieber Rabbi“. Maria von Magdala spricht also mit viel Zärtlichkeit und Hingabe. Weil sie Jesus liebt, sieht sie mehr in ihm, erkennt sie ihn als den Totgeglaubten, der jetzt aber lebt.

Macht ihre Liebe sie nun blind für die Wirklichkeit oder öffnet sie ihr neue Sichtweisen? Letztlich kann ich das nicht auflösen. Ihrem liebenden Blick nach zu urteilen, erkennt Maria von Magdala ihren geliebten Jesus jetzt und zwar als Lebenden. Das heißt doch: Maria sieht weiter, weil sie liebt. Sie bleibt nicht beim Vordergründigen stehen, beim Tod, sondern sie erkennt, dahinter steht das Leben. Und das will sie offenbar festhalten.

Aber kann man solch einen Moment überhaupt festhalten? Die Bibel beschreibt nur kurz die unmittelbare Reaktion Jesu auf Marias zärtlichen Zuruf: „Halte mich nicht fest!“, sagt er zu ihr. Verständlich, denn solche liebenden Erkenntnisse lassen sich auch nicht festhalten, es sind geschenkte Momente tieferer Einsicht.

Pater Philipp Reichling, Duisburg

Copyright Vorschaubild: Angelo Bronzino wikipedia

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