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Kirche in WDR 5 | 12.06.2015 | 06:55 Uhr
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Aus der Nähe
Autorin: Um Pegida ist es stiller geworden – „Gott sei Dank“, mag mancher in Gedanken hinzufügen. Die Demonstrationen in Dresden und anderswo haben abgenommen. Doch die Vorurteile bleiben.
Musik: Clemens Bittlinger, Aus der Nähe
Schreckgespenst Islamisierung
„Moslems“, „Schläfer“ überall,
solch globale Diffamierung
findet manchen Widerhall.
Sprecher (overvoice):
Schreckgespenst Islamisierung
„Moslems“, „Schläfer“ überall,
solch globale Diffamierung
findet manchen Widerhall.
Autorin: So singt der christliche Liedermacher Clemens Bittlinger in seinem Lied „Aus der Nähe“. Damit spricht er weitverbreitete Vorurteile an. Diese Vorurteile betreffen alle Muslime ohne Unterschied: die Gewalttäter wie friedliche Mitbürger oder gar die türkischen Nachbarn. Wenn eine Kultur fremd ist, dann macht sie vielen Angst. Dann sehen manche ihre eigenen Werte bedroht. Doch wenn man genauer hinsieht, sieht manches anders aus.
Musik: Clemens Bittlinger, Aus der Nähe
Wenn ein tiefgläubiger Moslem
Fröhlich und fünfmal am Tag
Sich zu seinem Gott hinwendet,
leistet er einen Beitrag
zu dem Frieden, den wir brauchen,
denn er betet für die Welt
und für alle Friedensstifter,
die das tun, was Gott gefällt.
Autorin: Natürlich mag einem das etwas fremd anmuten, wenn man die nach Osten gerichteten Gebetsteppiche betrachtet oder sieht, wie Muslime sich niederwerfen im Gebet. Aber mal ehrlich: Wie oft beten wir eigentlich am Tag, wenn überhaupt? Und mit welcher Hingabe sind wir dabei? Ich kann eine solche Gebetspraxis nur respektvoll achten. Doch wie oft wird solches Verhalten abgeurteilt, nur weil es fremd ist. Wer einen Muslim oder eine Muslima kennt, und mit ihnen wirklich ins Gespräch gekommen ist, der verliert seine Angst. Aus der Nähe sieht vieles anders aus.
Musik: Clemens Bittlinger, Aus der Nähe
Aus der Nähe stellt sich vieles anders dar,
aus der Nähe nehmen wir erst vieles wahr,
was mit Abstand so nicht zu erkennen war,
erst die Nähe schenkt uns Liebe,
macht uns klar:
aus der Nähe stellt sich manches anders dar.
Autorin: Bei uns in Augustdorf wohnen viele Muslime, Gläubige und weniger Gläubige, wie wir. Wir haben sogar eine Moschee. Die Menschen sind unsere Nachbarn und Freunde. Oft haben Sie einen deutschen Pass; sie gehen ihrer Arbeit nach, ihre Kinder gehen mit unseren Kindern in den Kindergarten und zur Schule. Sie lernen von uns und wir von ihnen. Dabei mache ich mir keine Sorgen um den Bestand unseres christlichen Abendlandes.
Ich kenne und liebe meine Tradition und meine Bräuche, aber ich finde es auch bereichernd, andere Kulturen und Riten kennenzulernen – im Leben wie im Glauben.
Einmal waren wir Christen in die Moschee eingeladen. Wir wurden herzlich willkommen geheißen, haben das wunderbare Essen genossen und uns über die Bäuche und Formen unseres jeweiligen Glaubens ausgetauscht – auf Augenhöhe, ohne Angst, aber auch ohne Besserwisserei.
Denn: aus der Nähe stellt sich vieles anders da. Das ist mir wichtig: Begegnung anstelle von Vorurteilen, miteinander sprechen anstelle von Angst schüren.
Wenn wir alle daran mitarbeiten, haben wir eine friedlichere Welt.
Gott befohlen Ihre Johanna Krumbach, Pfarrerin in Augustdorf
Musikinformation:
Titel des Musikstücks: Aus der Nähe
Interpret: Bittlinger, Clemens
Komponist: Plüss, David
Texter: Bittlinger, Clemens
Verlag: Verlag Herder GmbH
Labelcode: 00600
Label: Sanna Sound
EAN: 4040808316268