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Das Geistliche Wort | 02.08.2015 | 08:40 Uhr

„Sehnsucht nach mehr als Brot“

Er wollte es wissen. Er hatte es schon länger geplant. Er wollte vorher mit mir reden. Als Jugendseelsorger und Freund war ich für ihn wohl der richtige. Erst einen Tag vorher haben wir uns getroffen, einen Tag vor seinem sechswöchigen Weg nach Santiago de Compostela. Lange hatte er sich darauf vorbereitet. Er wollte diesen Weg gehen, um Fragen zu klären, Fragen seines Lebens. Und er wollte mit mir herausfinden, was das genau für Fragen sind. Von einer inneren Unruhe getrieben spürte er schon länger, dass das jetzt für ihn dran ist – einen Weg zu gehen, auf dem sich etwas klärt.

Guten Morgen liebe Hörerinnen und Hörer, mein Name ist Pfarrer Mike Kolb. Ich bin Diözesanjugendseelsorger im Erzbistum Köln. So wie mit dem gerade beschriebenen jungen Mann komme ich mit vielen Jugendlichen in Kontakt. Manchmal ergeben sich Gespräche über das eigene Leben, über Fragen, für die man Antworten sucht, über Probleme; über Enttäuschungen und Frust; über Sehnsüchte.

Musik I

Ja, junge Menschen sprechen, sie sprechen auch über Sehnsüchte! Besser: Junge Menschen haben Sehnsucht – nach Glück, nach Getragensein, nach einem gelingenden Leben. Sie haben Sehnsucht, dass es irgendwie in ihrem Leben richtig läuft. Sie haben Sehnsucht nach anderen Menschen, einer Partnerin oder einem Partner, aber auch nach wirklich guten Freunden. Und manchmal gelingt es sogar, dass sie nicht nur unter einer unerfüllten Sehnsucht leiden, sondern dieser Sehnsucht folgen.

Sehnsucht, eigentlich: Sehn-Suche. Uns Menschen ist es doch eigen, dass wir Suchende sind. Wir suchen nach Anerkennung, nach sinnvoller Beschäftigung, nach erfüllendem Freizeitvertreib, nach Zerstreuung und nach anderen Menschen. Und in all dem suchen wir nach etwas Tragendem, dem, was viele „Sinn“ nennen. Es ist uns Menschen eigen: Ohne dieses Suchen manchmal hoffnungsvoll, manchmal schmerzhaft – könnte unser Leben nicht sein!

Auch im Johannesevangelium gibt es eine Stelle wo Menschen suchen. Sie suchen nach Jesus. Sie wollen ihm nahe sein. Und dann kommt die Klatsche! Jesus durchschaut nämlich die Menschen (Joh 6,26): „Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid.“ Jesus enttarnt den Grund für die Suche der Menschen. Das Wunder der Brotvermehrung war geschehen. Deshalb suchen die Menschen Jesus. Sie suchen in ihm den, der Brot vermehrt und so ein Problem löst, mit dem Menschen sich seit alters her rumplagen müssen. Ein Problem, das wir heute kaum noch nachvollziehen können, zumindest in unserem Land nicht. Das Problem, genug zu essen zu haben. Durch die Überfülle von Brot scheint Jesus der zu sein, der dieses urmenschliche Problem lösen kann. Genau deshalb suchen sie ihn.

Aber es ist nicht in erster Linie die wirkliche Sehnsucht, die Sehn-Suche, die sie treibt. Es ist die Befriedigung von etwas zwar sehr Existentiellem, aber doch Vordergründigem. Und das ist mit Jesus Christus nicht zu machen.

Denn Jesus geht es um die wirkliche Sehnsucht. Ihm geht es darum, dass Menschen in ihm den finden, der einen anderen Hunger stillen und etwas anderes satt machen kann. Er schenkt das, was er das „Leben in Fülle“, ein volles Leben nennt.

Musik II

Jesus geht es nicht um ein Leben, in dem der Mensch im Überfluss zu essen und zu trinken hat, oder in dem er vollgestopft ist mit einer Aneinanderreihung von mehr oder weniger sinnvollen Freizeitgestaltungen. Jesus geht es nicht um ein vollgestopftes, sondern um ein volles, ein erfülltes Leben. Und das hat mit Liebe zu tun. Mit einer Liebe, die gereift ist in einer Beziehung. Ein volles, erfülltes Leben, so zeigt es uns Jesus Christus, ist ein Leben, das trägt. Das trägt über Leiderfahrung hinweg. Das trägt über Enttäuschung hinweg. Das trägt durch Krisen hindurch. Das trägt durch Verlust, Schmerzen und Tod hindurch. Ein erfülltes, volles Leben ist ein Leben, das aus der Freundschaft mit Christus lebt.

Darum geht es Jesus, nicht um eine vordergründige Suche, sondern um die Stillung der in uns Menschen liegenden Sehnsucht.

Aber dann greift Jesus doch die Sache mit dem Brot wieder auf. Aber es geht ihm nicht um das Brot, das im Überfluss in den Körben gesammelt wurde. Es geht ihm um ein anderes Brot: um das Brot der Eucharistie. Katholische Christen glauben, dass nach der Wandlung in der Heiligen Messe Brot nicht mehr Brot ist, sondern der Leib Christi. Anders formuliert: Christus selbst schenkt sich den Menschen im gewandelten Brot. So sucht er seit seinem Tod und seiner Auferstehung den Weg zu den Herzen der Menschen. In der Eucharistie, im gewandelten Brot schenkt sich Jesus Christus, damit die Menschen ihn aufnehmen. Er schenkt sich als Medizin, oder, wie man früher sagte, als Arznei. Er schenkt sich uns Menschen als Wegzehrung, als Stärkung auf den Wegen unseres Lebens, als wirkliches Lebens-Mittel.

Und was er in diesem gewandelten Brot der Eucharistie schenkt, ist nichts anderes als die kraftvolle Einladung, durch, mit und in Christus selbst als verwandelter Mensch durch den Alltag zu gehen als mein persönlicher Begleiter.

Musik III

Im gewandelten Brot will Jesus Christus als verwandelter Mensch Wegbegleiter sein. Dabei ist die eine, entscheidende Verwandlung dieser Welt durch Jesus geschehen: Und zwar in der Verwandlung von Tod in Leben am Kreuz.

Und darauf bezogen geschieht die Wandlung des Brotes in der Heiligen Messe, damit alle, die dieses Brot empfangen, selbst verwandelt werden. Für mich heißt das dann: In mir soll sich alles Todbringende in Leben verwandeln. Hass soll der Versöhnung weichen. Verurteilung soll nicht mehr sein. Klischees sollen durch Verstehen und Zuhören beseitigt werden.

Verwandlung von Tod in Leben durch Jesus Christus, das ist Leben in Fülle, erfülltes Leben. Das ist letztlich die Antwort auf die Sehnsucht der Menschen.

„Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ (Joh 6,35) Diese kraftvolle Verheißung ist zugesprochen von dem, der lebt. Er geht mit. Er will Freundschaft mit jedem Menschen. Er will jedem einzelnen diese Freundschaft schenken: in der Eucharistie; auf den Wegen nach Santiago; in der Begegnung mit Menschen, die unsere Liebe brauchen; im Beten; durch Begegnungen, Erfahrungen und Erlebnisse.

Menschen träumen, nie mehr Hunger zu haben, nie mehr Durst zu haben, und bleiben bei der äußeren Sehnsucht nach Nahrung stehen. Wie wäre es, den Traum einmal weiter zu träumen, wenn es um die vielen Sehnsüchte geht, die es zu stillen gibt. Jesus lädt dazu ein, zu Ende zu träumen, will heißen: tiefer zu schauen, auf ihn.

Musik IV

Ich lade sie ein, Christus zu trauen, der Sehnsucht zu folgen, die er, er allein, stillen kann. Ihr Pfarrer Mike Kolb.

Copyright Vorschaubild: Public Domain Pixabay

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