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Kirche in WDR 5 | 07.08.2015 | 06:55 Uhr

Sodom

Guten Morgen! Von dem Maler Emil Schumacher gibt es ein Bild mit dem Titel „Sodom“. Es ist 1,70 mal 1,30 m groß und rot. Sehr rot. Es ist zwar nichts Konkretes auf diesem Gemälde zu erkennen, aber es zeigt ein Inferno aus Formen und Farben; wobei das Rot eindeutig überwiegt und ein bisschen so wirkt, als könne man sich daran regelrecht die Finger verbrennen.

Nur selten gab Schumacher seinen Bildern Titel mit klarer Bedeutung. Hier ist es anders. „Sodom“ bezieht sich offensichtlich auf die Zerstörung der Städte Sodom und Gomorra, von der in der Bibel im ersten Buch Mose berichtet wird.

Warum aber hat Gott damals diese Städte zerstört, die heute sprichwörtlich für Chaos und üble Zustände stehen?!

Früher dachte man, Sodoms Sünden hätten vorwiegend auf sexuellem Gebiet gelegen. Heute weiß man: Die Stadt Sodom hatte Probleme mit Fremdenfeindlichkeit und sozialer Ungerechtigkeit. Der Prophet Hesekiel beschreibt, wie das damals konkret aussah: „Alles ist in Fülle vorhanden, doch den Armen und Bedürftigen reicht man keine helfende Hand.“

Ein Satz wie für uns heute geschrieben. Da rückt die Schuld schon näher an mich ran. Und es wird nicht mehr so leicht, mit dem Finger nur auf andere zu zeigen.

Gott zerstört Sodom und Gomorra, heißt es in der Bibel. Und gleichzeitig liest man dort auch: Im Grunde hat die damalige Gesellschaft sich selbst zerstört, weil sie Unrecht und Gewalt einfach hingenommen hat. Die Menschen haben die volle Verantwortung für ihr Zusammenleben in dieser Welt. Aber auch Gott gibt seine Verantwortung nicht ab. Deshalb wird berichtet, dass er es sich genau ansieht, was da in Sodom los ist. Aber er findet keinen einzigen gerechten Menschen. Sie alle nehmen ihre Verantwortung einfach nicht wahr.

Und so hat Emil Schumacher im Jahr 1958 das feurige Rot als Ausgangspunkt für sein Gemälde gewählt. Und daneben erkennt man Strukturen aus grün-schwarzen Linien, helle Schimmer, Farbverläufe, Schabspuren und Kratzer. Das ist pures Inferno. Die Stadt ist nicht konkret zu erkennen; dafür das, was mit ihr und den Menschen darin geschehen ist, fast hautnah zu spüren.

Für mich bekommt „Sodom“ eine furchtbare Aktualität. Fast täglich sehe ich Bilder, die dem Inferno von Sodom gleichen. An so vielen Orten auf dieser Welt sind Blut, Feuer und Zerstörung an der Tagesordnung; mit vielen unschuldigen Opfern.

Es ist ein Elend, dass sich die Menschen anscheinend nicht ändern. Die Zivilisation ist ein schmaler Grat. Man meint, es bewahrheitet sich, was Gott am Ende der Sintflut-Geschichte spricht: „Das Dichten und Trachten des Menschen Herz ist böse von Jugend an.“

Das klingt jetzt so, als seien wir Menschen hoffnungslose Fälle. Aber so meint Gott es nicht. Das eine ist die bittere Erkenntnis und das andere ist die Hilfestellung, die Gott den Menschen schickt. Damit sie das Böse in sich überwinden können. Jeden Tag neu.

Gott schickte später den einen Gerechten. Jesus Christus nahm die Gottlosigkeit der Menschen auf sich. Und er verspricht ihnen bis heute: Gott verdammt dich nicht. Du kannst das Böse in dir immer wieder überwinden. Diese Gnade kann man sich nicht verdienen und nicht erkämpfen und nicht herbei bomben. Man kann sie nur annehmen.

Krieg und Terror darf nach Gottes Willen nicht sein. Gott misst mich daran wie ich mich zu sozial Schwachen und zu Fremden verhalte. Er weiß, dass ich immer wieder schwach werde und mir das eigene Hemd oft näher ist als das Wohl des anderen.

Sodom und Gomorra heute in mir und auf der Welt: Ich will beten für die Menschen, die gerade ein Inferno erleben müssen, wie Emil Schumacher es auf seinem Bild dargestellt hat. Und beten für mich selbst und alle - dass Gott uns immer wieder Kraft schenken möge, das Böse in der Welt nicht einfach hinzunehmen. Und unsere eigene Bosheit immer wieder neu zu überwinden.

Ihr Pfarrer Bernd Becker aus Bielefeld.

Bild: (c) VG Bild-Kunst Bonn 2015/Emil Schumacher

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