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Kirche in WDR 5 | 11.09.2015 | 06:55 Uhr

Mit nichts beten?

Guten Morgen!

Der heilige Johannes vom Kreuz hat in einer schweren Lebenskrise das Gedicht „Dunkle Nacht“ geschrieben. Damals hatte er alle Sicherheiten verloren. Sein ganzes Lebensprojekt schien ihm gescheitert. Das Gedicht brach gleichsam aus ihm heraus, als er einsam und verlassen, hungrig und verwahrlost zwischen nackten Kerkerwänden lag. Es ist, als betete er durch die nackten Wänden hindurch. Die wenigen Zeilen sind so tief und geheimnisvoll, das es ihm in zwei Büchern nicht gelang, sie im Nachhinein auszulegen. Im zweiten der beiden Bücher greift er in seiner Not zum Malstift – er will sich verständlich machen - und zeichnet einen Weg, auf einem Bergrücken. Den Weg beschreibt er mit „nada – nada – nada“, nichts – nichts – nichts. Links und rechts nichts. Es hält nicht. Es trägt nicht. Ist vergänglich und flüchtig und in diesem Sinne „nichts“. Obwohl er ein Liebhaber des Lebens und der Natur war, kommt seine Sehnsucht bei all dem nicht zur Ruhe. Sie geht weiter. Und was findet er auf dem Berg, am Ziel: „Nada“ – nichts. Auch Gott ist nicht etwas. In diesem Sinne ist Gott ein lauteres, heiliges Nichts, wie die Mystiker sagen. Alle Vorstellungen sind zu klein und zerbrechen an ihm.

Rund um den Globus wird unentwegt in Kirchen, Synagogen, Moscheen und Tempeln geglaubt und gebetet. Ich vermute, noch viel mehr wird weltweit außerhalb von Kirchen, Synagogen, Moscheen und Tempeln geglaubt und gebetet – „mit den nackten Wänden“ in Krankenhäusern, Heimen, Gefängnissen, einsamen Wohnungen, Flüchtlingsunterkünften, bei der Arbeit und auf der Straße.

Es ist verrückt: oft kommen wir im Leben und Glauben nur weiter durch das Scheitern und Wegbrechen vertrauter Sicherheiten.

Johannes vom Kreuz nennt diesen arm gewordenen Glauben den „nackten Glauben“, den Glauben pur. Da sind einem jedes fromme Gefühl und jeder fromme Gedanke abhanden gekommen. Alle religiösen Bilder sind von der Wand gerissen und in Stücke zerschlagen. Und doch bleibt da eine nackte, bloße Gegenwart, auf die alle Bilder und Worte nur hindeuten. Sich dieser Gegenwart durchs Dunkel des Nicht-Erkennen-Könnens anvertrauen – das ist Glaube pur. Das ist radikales Vertrauen.

Für die Heiligen, die Mystikerinnen und Mystiker ist es die klarste Form des Glaubens, obwohl er vieler religiösen Formen entkleidet und äußerlich arm ist.

Wie viele Zweifler und Ungläubige mögen diesem Glauben pur, diesem nackten Glauben der Heiligen ganz nahe sein?! - - - Gott allein weiß es.

Darf ich Ihnen und mir diesen nackten Glauben wünschen, der gerade durch seine Armut so reich ist an Vertrauen?

Eigentlich überfordert es uns als „normal Ungläubige“ oder „normal Gläubige“. Lieber ziehen wir uns die herumliegenden Kleidungsstücke des gesellschaftsfähigen Unglaubens oder Glaubens über.

Es reicht für ein ganzes Leben, wenn ich einmal für Sekunden diesen Glauben pur wirklich erfahren habe…

Einen wachen Tag wünscht Ihnen Georg Lauscher aus Aachen.

Copyright Vorschaubild: Public Domain Pixabay

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