Beiträge auf: wdr5
Kirche in WDR 5 | 02.01.2014 | 06:55 Uhr
DIESER BEITRAG ENTHÄLT MUSIK, DAHER FINDEN SIE HIER AUS RECHTLICHEN GRÜNDEN KEIN AUDIO.
„Jesus – ein Flüchtlingskind“
Liebe Hörerinnen und Hörer,
guten Morgen! Kennen Sie eine lebendige Krippe? Manchmal findet man sie auf den Weihnachtsmärkten. Da sind echte Schafe, ein lebendiger Ochse und Esel, sogar Maria und Josef werden da von Menschen gespielt. Einige Krippenfiguren einer lebendigen Krippe kommen in diesen Tagen vielleicht sogar zu Ihnen nach Hause. Es sind die Sternsinger – pardon, die Heiligen Drei Könige.
Die Sternsinger sind Kinder und Jugendliche, gekleidet als lebendige Königinnen und Könige, die von Haus zu Haus ziehen, um den Segen des Gottessohnes in die Welt zu tragen. Gleichzeitig sammeln sie Geld für Kinderhilfsprojekte in der ganzen Welt. Wie aber geht die Geschichte von den Heiligen Drei Königen, die eigentlich Weisen aus dem Morgenland sind, in der Bibel weiter? Was passierte, „als die Sterndeuter wieder gegangen waren“ und die Krippe mit dem Jesuskind verließen?
Josef stand „in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten“, heißt es im Matthäusevangelium. Der regierende König Herodes hat Angst vor dem Kind in der Krippe, er sieht seine Macht gefährdet, er will Jesus töten lassen. Eine lebensbedrohliche Situation!
Schon kurz nach seiner Geburt wird Jesus zum Flüchtlingskind. Er wächst die ersten Jahre seines Lebens in der Fremde auf; in einem anderen Land mit einer anderen Sprache, anderen Sitten und Gebräuchen, einer anderen Religion, aber immerhin noch zusammen mit seinen Eltern. Was Jesus hier wohl erlebt hat, ist typisch für Millionen von Kindern und Familien bis auf den heutigen Tag: Mehr als 42 Millionen Menschen sind weltweit offiziell als Flüchtlinge registriert, zum Vergleich: das wäre jeder zweite Bundesbürger. Die Hälfte aller Flüchtlinge ist jünger als 18 Jahre.
Wenn ich mir vorstelle, ich hätte nur eine halbe Stunde Zeit, dann müsste ich, mit dem was ich tragen kann meine Wohnung verlassen. Was nehme ich mit? Viele Menschen in Europa mussten genau diese Erfahrung während und nach dem Zweiten Weltkrieg machen: Wie schwierig es war es und wie lange hat es gedauert, wieder als Einheimischer zu gelten, selbst im eigenen Land.
Ich habe Kinder gefragt, was es wohl bedeutet ein Flüchtling zu sein und zu fliehen?
Das wäre blöd, denn dann müssten wir alle unsere Sachen packen und wegrennen in ein anderes Land...also, ich hätte da große Angst...das ist ja für einen auch ziemlich traurig seine Heimat zu verlassen, weil wenn man da Freunde hat und die dann verliert, dann kommt man in ein anderes Land und kann die Sprache gar nicht...das alles zu verkraften, dass man das verlassen muss. Also ich würde die ganze Zeit weinen.
Übrigens: Josef, Maria und Jesus sind nicht die ersten in der Bibel, die in das große Nachbarland Ägypten fliehen müssen. Abraham, seine Frau Sarah und ihre Familie fliehen vor der Dürre nach Ägypten. Die Sippe Jakobs überlebt dort eine große Hungersnot. Diese Urerfahrungen werden in den biblischen Geschichten verdichtet und festgehalten. Zugleich erwächst aus diesen Erfahrungen ein zentrales biblisches Gebot: „Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen.“ (Lev 19,33f)
Genau hier knüpft das Thema der diesjährigen Sternsingeraktion an: Segen bringen, Segen sein für Flüchtlingskinder – in Malawi und weltweit! Das jeder einzelne Mensch eine unverlierbare Würde hat, dafür setzen sich die Sternsinger ein: Denn von anderen angenommen und aufgenommen zu werden, diese Erfahrung braucht jeder Mensch in seinem Leben.
Einen guten Tag wünscht ihnen Markus Offner, vom Kindermissionswerk 'Die Sternsinger' in Aachen.