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Das Geistliche Wort | 01.01.2014 | 08:40 Uhr

Vom Zauber des Anfangs

Aller Anfang ist Glück

Vor Dir das Jahr schneeweiß und bunt.

Nur ungegangene Wege,

die dahin wachsen werden,

wohin Dein Mut sich Spuren

der Sehnsucht bahnen wird.

Wenn Du Dein Neuland nicht betrittst,

wird niemand darin wohnen.

Drum geh und wirf dem Leben

Dein Lachen ins Gesicht.

Erbitte für die Blüten,

die aus Deinen Träumen treiben,

Segen.

Aller Anfang ist Glück

Liebe Hörerinnen und Hörer,

einen guten, ersten Morgen des neuen Jahres!

Ja, nun ist es da, das Jahr 2014. Es ist schon komisch. Da schlägt man morgens die Augen auf, und um einen herum ist eigentlich alles wie immer. Und doch fühlt es sich irgendwie anders an als an normalen Tagen. Mir geht es jedenfalls immer so, dass der Neujahrstag einen besonderen Zauber hat. Heute ist mir besonders bewusst, dass ich auf der Schwelle zu etwas Neuem stehe. Natürlich macht die Terminplanung nicht am Jahreswechsel Halt. Mein Kalender für die nächsten Wochen ist schon ziemlich vollgepackt. Ich weiß schon, wohin die nächste Urlaubsreise geht und dass ich in diesem Jahr ein neues Auto brauche. Und dennoch: das gerade erst angebrochene Jahr kommt mir in seiner Gänze noch neu und vielversprechend vor, unverbraucht und voller Möglichkeiten, wie ein hübsch verpacktes Päckchen. Seinen Inhalt kann ich an der Form vielleicht erahnen, aber ich muss mich zu einem guten Teil auch überraschen lassen. Vor mir liegt ein Jahr, liegen 12 Monate, 52 Wochen, 365 Tage, wie ein unbeschriebenes Blatt. Und gleichzeitig deuten sich in bunter Vielfalt schon die unterschiedlichsten Erlebnisse und Erfahrungen an, die mich am nächsten Silvesterabend urteilen lassen, ob es ein gutes oder ein eher schwieriges Jahr für mich war. Unzählige Chancen. Die Dichterin Susanne Ruschmann hat es am Anfang auf den Punkt gebracht:

Aller Anfang ist Glück

Vor Dir das Jahr schneeweiß und bunt.

Nur ungegangene Wege,

die dahin wachsen werden,

wohin Dein Mut sich Spuren

der Sehnsucht bahnen wird.

MUSIK I: Main theme (Michael Kamen), aus dem Film „Shining through”

Aller Anfang ist Glück? Ehrlich gesagt, mir liegt eher auf der Zunge: „Aller Anfang ist schwer“. Dieser Spruch dient häufig als Entschuldigung dafür, dass etwas noch nicht zufriedenstellend läuft aber wohl Entwicklungspotential hat. Wenn das Geigenspiel der Nachbarstochter eher an Katzenjammer als an David Garrett erinnert oder wenn der Führerscheinneuling vor einem zum dritten Mal den Wagen abwürgt. Da besteht immerhin noch Hoffnung auf Besserung.

Manchmal erscheint ein Anfang aber nicht nur schwer, sondern fast unmöglich: Nach einer schweren Krankheit, nach monatelangem Aufenthalt in Kliniken und Reha-Einrichtungen. Wer dann zurück in den Alltag finden soöö, muss schier übermenschliche Kraftanstrengungen aufbringen und Überwindung. Ganz zu schweigen von Menschen, die eine Katastrophe erlebt haben wie den Taifun Haiyan auf den Philippinen im vergangenen November. Deren neues Jahr beginnt in den Trümmern ihrer Existenz. Und der Anfang ist schwer und dann dieses Gedicht: „Aller Anfang ist Glück“! Das ist schon eine steile These.

Überlegen Sie doch mal, welche Anfänge Sie in Ihrem Leben mit Glücksgefühlen verbinden. In den meisten Fällen werden das markante Ereignisse sein, der Hochzeitstag vielleicht oder die Geburt der Kinder, möglicherweise auch das erste selbstverdiente Geld auf dem Konto, der erste Arbeitstag nach der Ausbildung oder einer beruflichen Neuorientierung. Da liegt das Glück in dem, was an Positivem auf den Anfang folgen soll, in der hoffnungsvollen Zukunft.

Aber ich glaube: Glück bedeutet hier mehr. Das schlummert über diese einzelnen Glücksmomente hinaus in der Tatsache an sich, dass wir Menschen überhaupt die Möglichkeit haben, immer wieder anzufangen. Nicht nur an einschneidenden Wendepunkten des Lebens oder an Neujahr, nein eigentlich bietet jeder Tag die Gelegenheit, neu zu beginnen, etwas zu ändern, andere Prioritäten zu setzen.

„Aller Anfang ist Glück.“, das kann auch heißen: Zum Glück bekomme ich immer wieder die Chance neu anzufangen.

Vor Dir das Jahr schneeweiß und bunt.

Nur ungegangene Wege,

die dahin wachsen werden,

wohin Dein Mut sich Spuren

der Sehnsucht bahnen wird.

MUSIK II: Michal Bublé, It’s a beautiful day

Am ersten Tag des neuen Jahres begeht die katholische Kirche das Hochfest der Mutterschaft Mariens. Von den zahlreichen Attributen und Eigenschaften Marias, die im Verlauf des Jahreskreises mit Feiertagen gewürdigt werden, wird ausgerechnet heute in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt, dass sie Mutter war, die Mutter Jesu, die „Muttergottes“. Da drängt sich mir als Mutter von drei Kindern die Frage auf: Gilt auch im Hinblick auf das Thema „Mutterschaft“ die Aussage „Aller Anfang ist Glück“?

Mutterschaft und Anfang – da findet sich eine Spur bereits im ersten Kapitel der Bibel. Die Schöpfungserzählung beginnt ja so „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“. Im Hebräischen heißt das Wort für „im Anfang“ „Bereshit“. Es ist ein besonderes Wort. Denn wörtlich bedeutet es „mit dem Kopf zuerst“, oder „kopfüber“ – und jede Mutter, die ein Kind zur Welt gebracht hat, weiß, woher das kommt: Kinder werden in der Regel mit dem Kopf zuerst geboren. Im Anfang: das ist eine Geburtszene. Und das kann auch manchmal eine schwere Geburt bedeuten. Eine Glückliche?

Marias Schwangerschaft, Geburt und die ersten Jahre als Familie verliefen nicht komplikationslos – jedenfalls erzählt es so die Bibel. Die unerwartete Schwangerschaft löste Irritationen aus: bei ihrem Partner Josef, aber auch in der Familie – nicht zuletzt bei Maria selbst. Wie konnte es überhaupt zu der Schwangerschaft kommen? Was hatte es mit den merkwürdigen Begleitumständen auf sich? Welche Konsequenzen würde die Entscheidung für das Kind auf ihr weiteres Leben haben? Maria setzte in die Tat um, wovon das Gedicht erzählt: ungegangene Wege gehen, die dahin wachsen, wohin der Mut sich Spuren der Sehnsucht bahnt. Sie betrat Neuland und machte es sich zu Eigen. Maria ist an ihren Aufgaben gewachsen, hat die Herausforderungen, die sich ihr stellten, angenommen. Maria stelle ich mir als mutige Frau vor. Aber auch als eine Glückliche? War das nicht alles etwas viel für eine junge Mutter?

Gerade vor diesem Hintergrund berührt mich ein Satz aus dem heutigen Tagesevangelium immer wieder sehr. In Lukas 2,19 heißt es, nachdem erzählt wurde, dass die Hirten dem Kind in der Krippe gehuldigt hatten: „Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen.“ Es ist wohl ein zutiefst menschliches Bedürfnis, glückliche Momente festzuhalten. Die moderne Technik macht das heute vermeintlich möglich. Besonders wertvolle Augenblicke können wir auf Fotos und Filme bannen, sie sogar mit anderen im World Wide Web teilen und dadurch viele an unserem Glück teilhaben lassen. Manchmal stellt sich dann beim Anschauen das Glücksgefühl wieder ein, vermischt mit ein bisschen Wehmut. Weißt Du noch …?

Maria bewahrt alles, was geschehen war, in ihrem Herzen. Sie schafft der Freude und dem Glücksgefühl einen inneren Raum. In der Realität hat sie keine Chance, diese Momente auszukosten und zu genießen: Maria und Josef müssen mit dem Neugeborenen fliehen. Gefahr wird ihr ständiger Begleiter sein: Schon das Leben des Kindes Jesus ist bedroht. Und schließlich geschieht das Schlimmste, was eine Mutter sich vorstellen kann: Maria erlebt den gewaltsamen Tod des eigenen Kindes.

Für mich ist klar: Maria als Mutter kann man nicht vereinnahmen, um süßliche Bilder zu verbreiten von der „frommen Magd“, die alles über sich ergehen lässt. Die zu allem einfach nur „Ja und Amen“ sagt. Maria hat Mut aufbringen müssen, um diesen Weg ihres Kindes mit zu gehen, bis zum Kreuz. Und die Momente des Glücks werden dabei genauso oft und so wenig vorhanden gewesen sein wie bei jeder Mutter. Mit etwas Abstand betrachtet ist der Anfang, den Maria mit ihrer Mutterschaft machte, vielleicht einer der großen Glücksmomente für die Welt. Aber was genau sie im Herzen für sich behielt – das sagt uns die Bibel nicht. Und ich bin vorsichtig, das zu rosig zu sehen. Auch aus Respekt vor dieser Frau.

MUSIK III.: Eric Clapton, Tears in heaven

Wenn Du Dein Neuland nicht betrittst,

wird niemand darin wohnen.

Drum geh und wirf dem Leben

Dein Lachen ins Gesicht.

Erbitte für die Blüten,

die aus Deinen Träumen treiben,

Segen.

Aller Anfang ist Glück

Das Gedicht spricht von Segen. Von Segen, nicht für Blütenträume, sondern für das, was aus unseren Visionen hervorwächst. Für das also, was wir als richtig erkannt haben und konsequent leben wollen, auch und gerade wenn das bedeutet, neue und unbekannte Wege einzuschlagen. Und hier sehe ich den Brückenschlag zur Lesung aus dem Alten Testament, die heute in Kirchen vorgetragen wird: Das Volk Israel befindet sich nach dem Auszug aus Ägypten am Sinai. Und das Buch „Numeri“ verortet hier eine ganze Reihe von Anweisungen für Israel – darunter auch der heute gelesene, sogenannte „Priestersegen“:

Sprecher: Der Herr sprach zu Mose: Sag zu Aaron und seinen Söhnen: So sollt ihr die Israeliten segnen; sprecht zu ihnen: Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil. So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen und ich werde sie segnen. (Num 6, 22-27)

Dieser Segen wird oft in Kirchen gesprochen – katholisch wie evangelisch. Der Segen ist eine wunderbare Geste der Zuwendung: Darin wird einer Sache oder einem Menschen Gutes zugesprochen. Gnade und Heil heißt es in dem biblischen Segen. Und das eigene Handeln wird auf eine Art geweitet – hin auf eine höhere Ebene. Segen zu erbitten heißt für mich anzuerkennen: nicht ich bin es, die alles in der Hand hat und steuern kann, was zu einem glücklichen Leben gehört. Bei all der Verantwortung, meine Chancen zu nutzen und das Neuland für mich zur Heimat zu machen, bin ich dennoch auf das Wohlwollen und den Segen Gottes angewiesen. Indem Gott sich mir zuwendet, indem er meine Lebenswege mit seinem Segen begleitet und mich behütet, kann mein Leben gelingen. So kann es glücken, am heutigen Tag, in diesem neuen Jahr und auch darüber hinaus. Darauf vertraue ich. Also gehe ich jetzt und werfe dem Leben mein Lachen ins Gesicht!

MUSIK IV: Pharrell Williams, Happy

Das war das Geistliche Wort. Einen glücklichen Jahresanfang wünscht Ihnen Andrea Kett aus Aachen.

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