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Kirche in WDR 5 | 22.06.2016 | 06:55 Uhr
Das Tal der Hunderjährigen
Guten Morgen!
Wussten Sie, dass es im Süden von Ecuador einen "Ort der 100-Jährigen" gibt? Also nicht, dass dort nur 100-Jährige leben. Doch es gibt so viele Ältere in der Gegend um Vilcabamba, dass man es auch das „Tal der Hundertjährigen“ (1) nennt.
Wenn man dort einen Seniorenkreis besuchen würde, man wäre mit siebzig jung. Über achtzig ist normal. Viele sind über neunzig und etliche über hundert.
Die meisten Menschen in Vilcabamba sind einfache Leute. Keiner hat viel Geld. Und so müssen sie bis ins hohe Alter arbeiten und aktiv bleiben. Wahrscheinlich kommt auf der ganzen Welt kein anderer Seniorenkreis auf ein höheres Durchschnittsalter. Die Alten treffen sich jeden Tag, am Samstag kommen manchmal über hundert, um zu tanzen oder Bingo zu spielen.
Natürlich haben Wissenschaftler versucht zu erforschen, warum die Leute hier so alt werden. Man stellte fest, dass der Yambala-Fluss, der hier fließt, besonders viele Mineralien hat. Und die Luft ist besonders reich an negativen Ionen. Außerdem gibt es hier besondere Kräuter, die halten die Menschen jung. Doch alle diese Erklärungen sind letztlich nicht ausreichend. Das Geheimnis von Vilcabamba konnten die Wissenschaftler nicht lüften. Fragt man die Menschen dort selber, sagen sie: "Gott hat Spaß an uns, deshalb lässt er uns so lange leben!"
Natürlich hat sich der Ruf dieses Ortes verbreitet. Viele Menschen aus aller Welt, sind nach Vilcabamba gekommen und geblieben. Mittlerweile leben fast so viele Fremde wie Einheimische dort. Menschen die lange leben wollen, Menschen die Angst vor einem frühen Tod haben. Einer von ihnen sagt: "Die, die hier her kommen, haben eine Million Gründe, warum sie Angst haben."
Diese Zukunftsangst trifft nun auf die Gastfreundschaft der Einheimischen. Der Ort hat sich durch die Ausländer sehr verändert. Sie brachten natürlich auch Arbeit und Geld mit. Und ihre Angst. Doch die einheimischen Talbewohner sind bemerkenswert gastfreundlich geblieben.
Marta Clayton kam mit ihrem Mann 1975. Sie war wahrscheinlich eine der ersten Ausländerinnen. Sie sagt: "Mein Mann und ich kamen, als es hier noch keinen Strom gab. Auch keine Autos, nur den Bus aus der Provinzhauptstadt. Die Straßen waren nicht geteert und alles war staubig. Es war ein ganz einfacher Ort, aber die Menschen waren sehr offen und das sind sie heute noch. Es hat sich viel verändert, aber es ist immer noch sehr schön hier.“ Sicher, man wird das Geheimnis dieses Ortes wohl nie ergründen. Doch die Stimme eines Bewohners ist mir nachgegangen. Er ist einer der Ältesten von ihnen. 106 Jahre alt ist er (Javier Delgado). Und er sagt: "Wer nur an sich denkt, dem kann auch das Tal nicht helfen. Sei gut zu Deiner Ehefrau und zu Deinen Kindern, vertrag Dich mit Deinen Nachbarn und wenn Leute ins Dorf kommen, die Hilfe brauchen, dann solltest Du sie aufnehmen und ihnen was zu essen geben!" Das ist sein Rat. Einfach, genial. Wer also länger leben will, für den gibt es ein ganz einfaches Rezept: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, besonders die, die von außerhalb kommen. Steht übrigens auch so in der Bibel! Und um das zu tun, muss ich nicht nach Ecuador reisen. Also, ich bin gespannt, wie alt ich mal werde.
Das war Pastor Heddo Knieper aus Herne, gerne!
(1) nach einer Reportage der ARD, Autor: Peter Sonnenberg, ARD Mexiko
https://www.tagesschau.de/ausland/tal-der-hundertjaehrigen-101.html