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Kirche in WDR 5 | 19.11.2016 | 06:55 Uhr

„Der Palmzweig“

Längst vergilbt ist das Familienfoto aus den zwanziger Jahren. Der Reihe nach ist die ganze Familie aufgestellt, und im Hintergrund erkennt man hohe Hecken. Diese überragen sowohl die Kinder, als auch die Erwachsenen. Auch wenn das Foto schon verblasst ist, ich erahne die satten Farben dieser immergrünen und überlebensgroßen Gewächse. Sie werden auch „Lebensbäume“ genannt.

In allen Regionen der Erde haben bestimmte Gewächse eine solche Bedeutung als Lebensbaum vor allem wegen ihrer grünen Blätter. Im Mittelmeerraum ist es die Palme. Seit alters her gelten ihre immergrünen Wipfel als Zeichen des Lebens. Mehr noch: ihr hoch aufragender Stamm gilt als Sinnbild des Sieges. Schon in der Antike überreichte der Herrscher nach einer gewonnenen Schlacht seinen Soldaten Palmzweige. Auch Athleten erhielten solche immergrünen Zweige als Auszeichnung. Auf Griechisch heißt die Dattelpalme übrigens „phoenix“ und ist daher nicht nur sprachlich verwandt mit dem Vogel Phoenix. Beide stehen in der griechischen Mythologie für Auferstehung.

Und so wundert es nicht, dass der Palmzweig auch Eingang in das Christentum und den christlichen Glauben fand. Der Palmzweig gab sogar dem Sonntag den Namen, der den Auftakt bildet für die sogenannte „Heilige Woche“. In ihr feiern die Christen das Gedächtnis des Leidens, des Todes und der Auferstehung Jesu Christi. Der Palmsonntag erinnert zunächst an den Einzug Jesu in Jerusalem, an dem das Volk ihn mit Palmwedeln begrüßte wie einen siegreichen Herrscher. Zugleich aber deutet der Palmsonntag schon hin auf das Leiden und Sterben Christi. Daher wird an diesem Tag traditionell das Passionsevangelium verkündet. Und wenn heute bei der Palmprozession die Gläubigen immergrüne Zweige durch die Straßen tragen, dann verbinden sie damit die Gewissheit, dass nach dem Karfreitag der Ostermorgen folgen wird, und die Hoffnung, dass am Ende das Leben über den Tod siegen wird.

So ist der Palmzweig schon in frühchristlicher Zeit ein besonderes Symbol für die Hoffnung geworden, dass Leiden und Tod nicht das letzte Wort haben.

Wer einmal ein spätantikes Gräberfeld in Rom oder anderswo besucht, der wird an manchen christlichen Gräbern den Palmzweig sehen. Meist ist er ein Hinweis darauf, dass der oder die Verstorbene vor ihrem Tod großes Leiden ertragen musste.

Ein Schlüssel zum Verständnis findet sich im letzten Buch des Neuen Testamentes, der Offenbarung. Der Autor Johannes wendet sich Ende des 1. Jh. an bedrängte Christen in Kleinasien und spricht ihnen Mut und Trost zu. Viele wurden wegen ihres Glaubens verfolgt, gequält und hingerichtet. Wenn er seine Vision vom Ende der Welt beschreibt, spricht Johannes in Bildern und Symbolen. Und so heißt es dort: „Ich sah eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm und trugen Palmzweige in den Händen“ (Offb 7,9).

Diejenigen, über die Johannes spricht, sind wegen ihres Glaubens getötet worden. Die Märtyrer, die sogenannten Blutzeugen des Glaubens, haben die Qualen hinter sich gelassen. Sie sind aus dem Tod befreit worden, und auch ihre einst vom Blut durchtränkten Kleider sind weiß gewaschen. Nun stehen die Toten aufrecht vor Gott und tragen Palmzweige in ihren Händen als Zeichen dafür, dass Gott sie auferweckt hat in ein neues Leben.

Und wenn ich heute einen Palmzweig an einem Grab sehe, dann ist das ein Ausdruck dafür, dass dieser Mensch im Glauben gestorben ist. Gleichzeitig verbinde ich mit dem Symbol des immergrünen Zweiges die Hoffnung, dass eines Tages alles Leiden und alle Trauer ein Ende haben werden. Für all jene, die in schweren Stunden um einen lieben Menschen trauern, kann dies eine tröstliche Botschaft sein.

Ich wünsche Ihnen, liebe Hörer und Hörerinnen, einen gesegneten Sonntag und verabschiede mich für diese Woche. Ihre Eva-Maria Will aus Köln.

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