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Kirche in WDR 5 | 14.07.2017 | 06:55 Uhr

Bitte um Verzeihung

Guten Morgen!

Wenn ich mir vorstelle, ich müsste mit einem Heiligen im Kloster zusammenleben – O Gott! Nicht, dass ich etwas gegen Heilige hätte, aber so ganz hautnah, das muss nicht sein: Einer, der alles richtig macht, der ganz fromm und perfekt ist. Der wäre ja wie ein Spiegel, in dem ich nur meine eigenen Schwächen und Fehler sehen würde. Und das wäre tagein tagaus nicht sehr erfreulich.

Zum Glück gibt es niemanden, der ganz perfekt ist – auch keinen Heiligen. Aber mit dieser Feststellung sind meine eigenen Schwächen und Fehler ja nicht weg, sie fallen vielleicht nur weniger auf.

Die Frage, die bleibt, ist aber doch: Wie gehe ich mit meinen eigenen Schwächen und Fehlern um? Ich meine jetzt nicht die kleinen Schwächen wie zu viel Süßigkeiten oder meine morgendliche Muffeligkeit. Es geht schon um schwerwiegendere Dinge: Was mache ich, wenn ich wirklich etwas falsch mache und damit anderen Menschen schade, sie beleidige, beschimpfe, verunglimpfe, verletze, ihnen etwas wegnehme oder ihr Eigentum zerstöre?

Beliebte Reaktion: Die Schuld erst einmal bei den anderen suchen. Ich habe dich verletzt – aber du hättest ja aufpassen können! Ich beleidige dich – aber warum provozierst du mich auch, das bist du selbst schuld! Oder eine andere Strategie, um von den eigenen Fehlern abzulenken. Ich verharmlose das Ganze einfach: Ist doch nicht so schlimm, das machen doch alle!

Aber so einfach geht das nicht mit Schuldverschiebung und verallgemeinernden Ausreden. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, weiß ich, dass ich mich nur selbst entlasten will. Was also tun?

In dem Prämonstratenserkloster, in dem ich in Duisburg lebe, folgen wir der Klosteregel des heiligen Augustinus. Der hat genau dieses Problem erkannt und etwas dazu in seiner Klosterregel geschrieben. Er schlägt im Umgang mit Fehlern und Schuld einen anderen Weg vor als Schuldverschiebung und verallgemeinernde Ausreden. Er schreibt:

„Wenn du einen anderen verletzt hast, indem du ihn ausgeschimpft, verwünschst oder zu Unrecht beschuldigt hast, dann denk daran, das Unheil, das du angerichtet hast, so schnell wie möglich durch eine Entschuldigung wiedergutzumachen.“

Augustinus macht dann deutlich, wie wichtig ihm die Bitte um Entschuldigung ist: „Wer aber nie um Verzeihung bitten will oder dies nicht von ganzem Herzen tut, der gehört nicht ins Kloster“, sagt er.

Für Augustinus steckt hinter der schnellen und ehrlichen Bitte um Verzeihung eine entscheidende Grundhaltung. Und die gilt nicht nur für das Leben im Kloster, sondern für alle Menschen.

Die ehrliche Bitte um Verzeihung ist deshalb wichtig, weil sie mich und den anderen wahrnimmt, hinterfragt und damit ernst nimmt: Ja, ich habe erkannt, was ich gemacht habe. Es war falsch. Aber ich stehe dafür gerade, trage die Konsequenzen. Und ich nehme dich ernst, weil ich sehe, dass du durch meine Tat verletzt bist.

Also keine Schuldverschiebung und keine verallgemeinernden Ausreden mehr, sondern ehrliches Wahrnehmen und Eingeständnis: So bin ich, und so bist du. Solcher Realismus kann dann auch erwarten, dass eine ehrliche Entschuldigung angenommen wird. So fordert Augustinus auf: „Derjenige, der verletzt wurde, soll seinerseits ohne große Umstände verzeihen.“

Wenn ich mir vorstelle, so realistisch mit den eigenen Schwächen und Fehlern umzugehen wie auch mit denen der anderen, dann klappt das Zusammenleben vielleicht so, wie unter Heiligen.

Aus dem Prämonstratenserkloster in Duisburg-Hamborn grüßt sie Pater Philipp Reichling

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