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Das Geistliche Wort | 10.09.2017 | 08:35 Uhr

Macht und Pracht

Guten Morgen, mein Name ist Peter Krogull und ich bin Hauptpastor der Sankt Petri Kirche in Kopenhagen. Kopenhagen ist eine schöne Stadt, aber eine Sache gibt es hier nicht: Den Tag des offenen Denkmals. In Deutschland sind ja heute viele denkmalgeschützte Orte geöffnet. Schlösser, Parks und Kirchen laden ein zu Führungen, die in jedem Jahr unter einem besonderen Motto stehen. In diesem Jahr geht es um „Macht und Pracht“. Heute Morgen möchte ich den Tag des offenen Denkmals nach Kopenhagen entführen und Sie gleich mit, liebe Hörerin, lieber Hörer. Kommen Sie mit auf einen gedanklichen Spaziergang zu den mächtigen und prächtigen Orten der dänischen Hauptstadt. Lernen Sie prächtige Gotteshäuser und eine gar nicht mal so mächtige Königin kennen. Am Ziel unserer Reise erwartet uns ein König, dessen Macht sich ganz ohne Pracht zeigen wird.

Musik 1: Fly on the wings of love, Olsen Brothers

Kopenhagen? Da denkt man vermutlich nicht zuerst an Macht und Pracht, sondern eher an die kleine Meerjungfrau von Hans Christian Andersen. Von der Meerjungfrau gibt es ein wirklich kleines Denkmal im Kopenhagener Hafen.

Hier beginnt unser Rundgang, denn in Sichtweite von der Meerjungfrau steht das Gebäude, das mir beim Stichwort „Macht“ als erstes in den Sinn kommt: Die Kopenhagener Oper.

Mit ihrem mächtigen, dunklen Dach überragt sie den Hafen und stellt das königliche Schloss Amalienborg am anderen Ufer optisch in den Schatten. Deshalb hatte es vor dem Bau der Oper vor zwölf Jahren auch kritische Fragen gegeben: Passt dieser Prachtbau ins Stadtbild? Und darf man der Königin so ein mächtiges Gebäude vor die Nase setzen? Am Ende wurde die Oper genauso gebaut wie geplant.

Sie war nämlich ein Geschenk an die Stadt. Der großzügige Spender, ein mächtiger Unternehmer, hatte verfügt, dass die Oper entweder nach seinen Wünschen gebaut werde oder gar nicht. Am Ende beugte sich die Stadt seinen Vorgaben.

„Macht“: Da denke ich tatsächlich zuerst an die Macht der Wirtschaft. Genau deshalb beginnt unser Spaziergang zum Thema „Macht und Pracht“ an der Oper. Denn hier zeigte sich das: Wer das Geld hat, hat die Macht... Heute, ein gutes Jahrzehnt später, lieben die Kopenhagener ihre Oper. Mit einer der modernsten Bühnen der Welt ist sie mittlerweile ein Symbol für die Kraft der Musik. Wie schön, wenn mit der Macht des Geldes etwas Gutes geschaffen wird!

Musik 2: Salome's Dance of the Seven Veils

Von der Oper geht es weiter Richtung Innenstadt. Wir gehen am königlichen Schloss Amalienborg vorbei. Hier wohnt die Königin. Ist die Flagge auf dem Schloss gehisst, dann ist Margrethe II. zuhause. Beim Thema „Macht“ können wir Ihre Majestät und ihr Schloss getrost links liegen lassen. Sicher, bei einer Führung am „Tag des offenen Denkmals“ könnten wir etwas von den glanzvollen Zeiten des dänisch-norwegischen Königshauses erfahren, von Bündnissen und Intrigen vielleicht. Doch das ist vorbei. Politische Macht gibt es hier nur noch sehr eingeschränkt. Selbst beim Verfassen der königlichen Neujahrsansprache schaut das Parlament der Regentin über die Schulter. Das Parlament bzw. der „Folketinget“ ist am anderen Ende der City zuhause: Im Schloss Christiansborg. Hier findet sich die politische Macht Dänemarks in geballter Form. Christiansborg beheimatet nämlich das dänische Parlament, das oberste Gericht und den Dienstsitz des Ministerpräsidenten. Die drei Gewalten vereint unter einem Dach! Das ist einmalig auf der Welt. Beim Schlendern durch das Schlossgelände fällt eine Kirche auf, die an das Schloss angrenzt.

Das ist die Christiansborg Schlosskirche. Hier werden die Kinder der königlichen Familie getauft, außerdem feiert hier das dänische Parlament seine Einführungsgottesdienste. Alle Jahre wieder wird zu Beginn einer Legislaturperiode in der Presse diskutiert, ob denn das Parlament wirklich mit einem Gottesdienst der Abgeordneten eröffnet werden müsse. Am Ende wird der Gottesdienst dann aber doch gefeiert. Ich finde es gut, wenn die Abgeordneten sich einmal gemeinsam unter Gottes Wort versammeln. Vielleicht spüren sie dann, dass es eine Macht gibt, die bleibt, selbst wenn die politisch Mächtigen kommen und gehen. Fest steht jedenfalls, dass dieser Eröffnungsgottesdienst nach der lutherischen Liturgie gefeiert wird. Die evangelisch-lutherische Kirche ist nämlich die Staatskirche Dänemarks. 76 % der Dänen sind Mitglieder der sogenannten „Folkekirke“. Dänisch sein und lutherisch sein gehört für die meisten Dänen immer noch zusammen.

Musik 3: Ein feste Burg ist unser Gott (Clavisius)

Die evangelisch-lutherische Kirche ist in Dänemark immer noch eine „feste Burg“. Das merkt man nicht nur an der großen Zahl der Mitglieder, sondern auch an den vielen Kirchen in der Kopenhagener Innenstadt. Zehn evangelische Citykirchen gibt es hier. An einigen kommen wir auf unserem Rundgang vorbei, z.B. an der Trinitatiskirche mit dem runden Turm. Dieser Turm wurde so rund und breit gebaut, damit der König mit seinem Pferd fast bis zur Turmspitze hochreiten konnte. Ein Kirchturm als Symbol königlicher Macht? In Dänemark ist das nicht so abwegig, schließlich ist hier die Königin das Oberhaupt der Volkskirche. Wirklich Macht hat sie auch hier nicht. Es ist eher eine repräsentative Aufgabe. Vermutlich besucht Margrethe II. auch deshalb immer wieder Gottesdienste in ihrem Land. In welcher Kirche die Königin wohl am häufigsten zu Besuch ist? Ich tippe auf die „Vor Frue Kirke“. Das ist die nächste Station unserer Wanderung. Die „Vor Frue Kirke“ ist die Domkirche Kopenhagens. Von außen sieht die Domkirche nicht besonders prächtig aus. Mehrere Kriege und Brände haben ihre Spuren hinterlassen. Innen fällt aber sofort die mächtige Jesus-Figur ins Auge. Drei Meter hoch und mit weit geöffneten Armen dominiert der weiße Marmor-Jesus den Innenraum des Gotteshauses. Der dänische Bildhauer Berthel Thorvaldsen hat diesen Messias aus Marmor gestaltet. So künstlerisch beeindruckend diese Statue ist, so wenig hat sie etwas mit meinem eigenen Glauben zu tun. Mir ist dieser Marmor-Messias mit dem goldenen Hintergrund zu prächtig und zu gewaltig. Mein persönliches Jesus-Bild sieht anders aus. Das zeige ich Ihnen auf der letzten Station unseres Stadtrundgangs.

Musik 4: Woke up this morning (with my mind on Jesus), Mavis Staples

Nur wenige Meter von der Domkirche entfernt befindet sich die Sankt Petri Kirche. Hier feiert unsere deutschsprachige Gemeinde ihre Gottesdienste. Für uns als Auslandsgemeinde ist es eine große Ehre, die älteste Kirche der Innenstadt als Heimat zu haben. Von außen jedoch deutet nicht viel daraufhin, dass es sich bei dieser Kirche um ein besonderes Gebäude handelt. Früher, im 17. Jahrhundert, war hier einmal der Treffpunkt der Reichen und Mächtigen: Minister, Ratsherren und einflussreiche Kaufleute prägten die Gemeinde und ihre Kirche. Heute macht Sankt Petri auf Besucher einen eher schlichten Eindruck. Weiße Wände, wenig Schmuck, irgendwie typisch evangelisch. Was sich optisch abhebt und sofort ins Auge fällt, sind einige Gemälde, die in der Kirche hängen. Diese alten Bilder zeigen Jesus-Geschichten, zum Beispiel das letzte Abendmahl, die Kreuzigung und, ganz prominent platziert, die Auferstehung. Der auferstandene Jesus, den man auf dem großen Altarbild sehen kann, ähnelt dem Marmor-Messias aus der benachbarten Domkirche. Die langen Haare, das wallende Gewand, der goldene Hintergrund. Das ist immer noch nicht „mein“ Jesusbild. Denn dieser Jesus steht im wahrsten Sinne des Wortes über den Dingen. Er schwebt über dem offenen Grab und hält eine Siegesfahne in seiner Hand. Das Altarbild bringt damit Ostern auf den Punkt. Gott ist mächtiger als der Tod. Theologisch ist das richtig. Dennoch berührt es mich nicht, weil er mich nicht berührt. Er, der Jesus, der über den Dingen steht und schwebt. Was bringt mich hin zu ihm? Sein Sieg über den Tod: Was hat er mit meinem Leben zu tun?

Musik 5: You are not alone, Mavis Staples

„Tag des offenen Denkmals“ – zum Glück können wir unsere Kirche noch etwas genauer erkunden. In einer etwas dunklen Ecke gibt es ein Gemälde, das einen ganz anderen Jesus zeigt. Auf diesem Bild, das etwas versteckt neben der Orgel hängt, kann man einen Jesus sehen, der nicht mächtig über den Dingen steht, sondern ohnmächtig auf dem Boden kauert. Sein Gesicht hat einen leidenden Ausdruck. Seine Augen sind geschlossen, seine Wangen eingefallen, seine Haut ist blass, fast leichenblass. Dieser Jesus würde gut zu einem Kreuzigungsbild passen. Doch dieses Gemälde hier erzählt eine andere Geschichte. Das sieht man an der grünen, hügeligen Landschaft. „Jesus auf dem Ölberg“ heißt das Bild. Es zeigt den Moment, als Jesus alleine im Garten Gethsemane betet. Kurz zuvor hatte Jesus noch mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl gefeiert. Nun hat er sich zurückgezogen.

Im Garten am Ölberg betet Jesus zu Gott, er möge ihn vor dem Leiden bewahren. Aber Jesus sagt auch: „Nicht wie ich will, sondern wie du willst.“

Dieser hin- und hergerissene Jesus ist mir nahe. Er ist kein Glaubensheld, fromm, aufrecht und stark. In diesem Jesus am Ölberg kann ich mich selber wiederfinden – mit meinem Glauben, aber auch mit meinen Zweifeln. Es fällt mir nämlich nicht immer leicht, an Gottes Macht zu glauben. So viel Schlimmes geschieht in unserer Welt. So viele Kinder und Unschuldige leiden, während die Macht in den Händen von einigen wenigen liegt. Der ohnmächtige, am Boden liegende Jesus am Ölberg ist bei denen, die leiden, er ist einer von Ihnen, er teilt ihre Ohnmacht. Mag sein, das ändert noch nichts an ihrer äußeren Lage. Ich glaube aber, dass sich innerlich etwas verändert, wenn man dieses Jesus-Bild an sich heranlässt. Wenn man spürt: Der Sohn Gottes setzt sich auch zu mir. So erlebe ich es zumindest bei mir selber. Auf einmal nehme ich Dinge wahr, für die ich vorher noch keinen Blick hatte: zum Beispiel Menschen, die ich bisher nur am Rande wahrgenommen hatte und die mir auf einmal zu wichtigen Helfern und Ansprechpartnern werden.

Musik 6: God is not sleeping (CD: Have a little faith, Track 4), Mavis Staples

Einsam betet Jesus am Ölberg. Im Lukasevangelium bleibt er nicht allein. Gott sendet ihm einen Engel. Dieser Engel rettet Jesus nicht vor dem Leid, aber er gibt ihm die Kraft, seinen Weg weiterzugehen. Auf dem Bild in unserer Kirche stützt der Engel Jesus und hilft ihm wieder auf. Ich deute das so: Gott bewahrt uns nicht vor allem Leid. Schwere Erfahrungen, die vor uns liegen, räumt Gott nicht immer aus dem Weg, aber er ist bei uns. Gott wird uns seine Engel senden. Klar: Die Engel, die Gott uns Menschen schickt, haben in der Regel keine Flügel. Sie heißen nicht unbedingt Gabriel oder Michael, sondern vielleicht Martina, Wolfgang, Kurt oder Ayse. Es sind Menschen, die uns in schweren Zeiten helfen, zuhören und aufrichten.

Diesen Menschen würde ich gerne ein Denkmal setzen – heute, am Tag des offenen Denkmals. Nicht der Königin, nicht dem Ministerpräsidenten, nicht einem Herrscher, für den man eine Statue aus Marmor baut. Die können alle nicht helfen. Das Motto des heutigen Tages, „Macht und Pracht“, passt viel besser zu den Menschen, die anderen zu Engeln werden. Denn in ihrem Dasein und Helfen zeigt sich, was in den Augen Gottes wirklich mächtig und prächtig ist.

Einen schönen Tag des offenen Denkmals wünscht Ihnen Peter Krogull von der Sankt Petri Kirche in Kopenhagen.

Musik 7: In Christ there is no east or west, Mavis Staples

Musik 1:

- Titel des Musikstücks: Fly on the wings of love

- Interpret: The Olsen Brothers

- Komponist: Olsen, Jørgen

- Texter: Olsen, Jørgen

- Verlag: unbekannt

- Labelcode (LC-Nr.): 99999

- Label: Olsen Bros.

- EAN: unbekannt

- Bestell-Nr.: unbekannt

Musik 2:

- Titel des Musikstücks: Salome, Op. 54: Salome's Dance of the Seven Veils

- Interpret: Orchester der Deutschen Oper Berlin & Giuseppe Sinopoli

- Komponist: Strauss, Richard

- Texter: unbekannt

- Verlag: unbekannt

- Labelcode (LC-Nr.): 50415

- Label: Deutsche Grammophon Production (Universal Music)

- EAN:

- Bestell-Nr.:

Musik 3:

- Titel des Musikstücks: Ein feste Burg ist unser Gott

- Interpret: Vocalconsort Leipzig

- Komponist: Calvisius, Sethus

- Texter: Martin Luther

- Verlag:

- Labelcode (LC-Nr.): 03722

- Label:

- EAN: 4025796008227

- Bestell-Nr.: VKJK0822

Musik 4:

- Titel des Musikstücks: Woke up this morning (with my mind on Jesus)

- Interpret: Mavis Staples

- Komponist: Traditional

- Texter: Traditional

- Verlag: Ampersand Music

- Labelcode (LC-Nr.): 02576

- Label: Anti

- EAN: -

- Bestell-Nr.: 8714092720624

Musik 5:

- Titel des Musikstücks: You are not alone

- Interpret: Mavis Staples

- Komponist: Jeff Tweedy

- Texter: Jeff Tweedy

- Verlag: Ampersand music

- Labelcode (LC-Nr.): 02576

- Label: Anti

- EAN:

- Bestell-Nr.: 8714092707625

Musik 6: God is not sleeping

- Titel des Musikstücks:

- Interpret: Mavis Staples

- Komponist: Traditional

- Texter: Traditional

- Verlag: unbekannt

- Labelcode (LC-Nr.): 05297

- Label: Alligator (in-akustik)

- EAN: unbekannt

- Bestell-Nr.: 8714092707625

Musik 7:

- Titel des Musikstücks: In Christ there is no east or west

- Interpret: Mavis Staples

- Komponist: Traditional

- Texter: Traditional

- Verlag: Ampersand music

- Labelcode (LC-Nr.): 02576

- Label: Anti

- EAN:

- Bestell-Nr.: 8714092707625

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